Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Jeder kann mal Robin sein

Jeder kann mal Robin sein

Titel: Jeder kann mal Robin sein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lotte Betke
Vom Netzwerk:
ihr raufgekommen seid. Ich mach den Bock. Zuerst hilfst du Kalli, dann kommst du hinterher.«
    »Und was ist mit der Balkontür? Wenn wir die offen lassen, sind wir wirklich Einbrecher.«
    Der Blonde kratzte sich am Kopf, aber Kalli wußte Rat. »Ist doch ganz einfach. Ich geh wieder ins Zimmer rein, kipp das Balkonfenster so, wie es war, und schlängel mich raus, wie ich mich reingeschlängelt hab.«
    Während der Blonde Kalli und Paul beim Hinunterklettern half, trugen die Mädchen und Ede, gefolgt von Astros und Robinianern, Lilly die Treppe zum Hochparterre hinauf.
    Gerade waren sie oben angelangt, als aus dem Keller eine Stimme ertönte: »Was ist denn das schon wieder für eine Völkerwanderung!«
    »Frau Schumacher«, flüsterte Tine. »Los, Max, klingel doch!«
    Max klingelte Sturm. Die Tür ging auf, Judy und Tine mit Lilly in der Mitte warfen Oma schier um, und dann strömte es auch schon an Oma vorbei durch den Flur, Astros und Robinianer. Oma sah das Kind, das zwischen Judy und Tine hing. Einen Augenblick stutzte sie, dann nahm sie Lilly schweigend auf den Arm, trug sie ins Schlafzimmer und nahm sie auf den Schoß. Vorsichtig streifte sie ihr das Kleid ab und zog ihr einen Pullover von Max an, den Tine stillschweigend geholt hatte, legte sie in das Bett neben ihrem und deckte sie zu. Mit einer Handbewegung scheuchte sie die verstummten Jungen und Mädchen auf den Flur. Die Küche wurde voll. Zwar hatten sich einige der Astros verdrückt, aber sämtliche Robinianer waren geblieben.
    Es dauerte eine Weile, ehe Oma erschien. »Die Kleine ist eingeschlafen«, flüsterte sie und ließ sich auf die Küchenbank fallen. Ein tiefer Atemzug, dann: »Und nun möchte ich wissen, was das alles zu bedeuten hat.« Ernst schaute sie in die Runde.
    »Wir haben Lilly befreit«, sagte Tine. »Sie war angebunden.«
    »Angebunden? Wo?«
    »In der Wohnung. Am Bettpfosten. Mit Stricken. Die haben wir mitgebracht.« Der Rotschopf trat vor. »Auf dem Bett stand ’n Teller mit Butterbroten. Hat sie nicht angerührt. Die Stricke können Sie selber sehen.« Er schleuderte Stricke und Taue auf die Küchenfliesen: »Hier!«
    Oma starrte auf das Gewirr, als ob es lauter Kellerasseln wären. Dann holte sie tief Luft. »Und nun erzählt mal der Reihe nach.«
    Aber zu dem genauen Erzählen sollte es nicht kommen. Es war wie verhext, alle Augenblicke ging das Telefon. Zuerst war es Judys Mutter, die wissen wollte, ob ihre Tochter vielleicht wieder einmal bei Tine stecke. Und nachdem Judy ihrer Mutter versichert hatte, ja, sie sei da und werde, ja doch, gleich kommen, rief Martins Vater an, wo zum Kuckuck Martin denn bliebe? Die Eltern der Robinianer mußten irgendwie Wind gekriegt und sich untereinander verständigt haben, denn gleich darauf kam ein besorgter Anruf von Veronicas Mutter.
    Nachdem Oma also stückweise von dem Abenteuer erfahren hatte, blieb sie einen Augenblick still sitzen. Dann hob sie den Kopf, sah alle der Reihe nach an und sagte: »Ja, Kinder, nun ist der Stein ins Rollen gekommen. Und es ist höchste Zeit, daß ihr zu Hause erzählt, was hier los ist. Vielleicht hättet ihr das schon eher tun sollen. Ja, ja, ich weiß schon, was ihr denkt, dann hinge die Lilly womöglich noch jetzt am Bettpfosten. Und damit ihr’s wißt, auch ich bin froh, daß sie schön warm in meinem Bett liegt. Alles Weitere morgen. Und nun geht ihr auch zu Bett und ruht euch aus. Schlaft gut. Das werden wir alle miteinander nötig haben. Ich denke, in der nächsten Zeit kommt allerhand auf uns zu.«
    »Müssen wir mit der Kleinen nicht zur Polizei?« fragte Ede zögernd.
    Oma schüttelte den Kopf. »Das hat Zeit bis morgen. Das Kind braucht jetzt Ruhe.«
    Tine schlief in der folgenden Nacht sehr unruhig. Sie träumte von riesengroßen Albatrossen, die sie mit ihren dunklen Flügeln zudeckten, so daß sie keine Luft bekam. Auch Max wälzte sich die ganze
    Nacht von einer Seite auf die andere. Er kämpfte mit dem kleinen Much. Und als er am anderen Morgen aufwachte, konnte er nur den Kopf schütteln. So ein Quatsch! Der kleine Much gehörte doch zu Robin Hoods Leuten!

    Wie die anderen Robinianer geschlafen und was ihre Eltern zu der Befreiungsaktion gesagt hatten, kam erst am nächsten Nachmittag zur Sprache, als sie sich unter der Kastanie trafen. Auch ein paar Astros waren erschienen.
    Alle warteten ungeduldig auf Tine und Max. Als die beiden endlich erschienen, fielen alle über sie her: »Na, was ist los? Macht doch den Mund auf!« -»Ist

Weitere Kostenlose Bücher