Jeder kann mal Robin sein
wenn’s auch nur so ein Kleiner wie Max ist, der für uns die Schneebälle knetet.«
Martin, der ruhigste von den Jungen, fand, da wäre was dran. Er verbrachte fast seine ganze Freizeit zu Hause am Computer. Klaus, sein bester Freund, hatte ihn mit zu den Robinianern gebracht. Und weil Klaus gegen die Aufnahme des Kleinen war, hatte Martin zuerst ohne viel zu überlegen auch dagegen gestimmt.
»Warum warst du dann eben noch dagegen?« Paul kickte ärgerlich eine verschimmelte Kastanie über die Plattform.
»Ging alles so holterdiepolter«, erklärte Martin.
»Dann noch mal«, forderte Ede. »Diesmal gilt es aber!«
Klaus strich sich die langen Haare aus der Stirn.
»Wenn ihr noch mehr Kindergartenkinder braucht, schlage ich meine kleine Schwester vor«, spottete er. »Sie ist schon drei.«
Paul lachte. »Also, wer ist dafür, daß Max die Prüfung machen darf?«
Es dauerte eine Weile, bis sich die Hände hoben. Diesmal waren es fünf. Die drei Mädchen, Ede und Martin stimmten für Max.
Judy machte einen Luftsprung. »Bei Eulenschrei und Unkenglüh, er ist aufgenommen!«
»He, he, so schnell geht’s nun doch nicht«, fuhr Paul dazwischen. »Erst muß er die Prüfung machen.«
Judy drehte sich zu den anderen Mädchen um. »Muß das wirklich sein?«
»Doch«, fand Veronica. »Sonst ist es nicht gerecht. Wir mußten auch alle ’ne Prüfung machen.«
»Aber es ist nicht gerecht, daß die Jungen sich die Aufgabe allein ausgedacht haben«, wandte Judy ein. »Oder haben sie mit euch darüber geredet?«
Tine und Veronica schüttelten die Köpfe.
»Na, seht ihr«, rief Judy. »Wenn Paul so weitermacht, kann er mit mir nicht mehr rechnen.«
Paul begann, Max die Prüfungsaufgabe zu erklären. »Du hast ja oft gesehen, wie wir Robinianer bei Gefahr in unseren Baum fliehen«, schloß er. »Hast du alles kapiert?«
Max nickte und machte alles so, wie er es gestern mit Ede und Tine geübt hatte. Aber er scheiterte an derselben Stelle wie am Abend zuvor. Er kam nicht richtig in Schwung, verfehlte den Ast und fiel auf die Plattform hinunter.
Keiner sagte etwas, bis Judy rief: »War schon ganz ordentlich, Max. Versuch’s noch mal!«
»Das gilt nicht«, protestierte Paul.
Aber Ede unterstützte Judy. »Doch«, sagte er. »Ist beim Sport auch so. Jeder hat noch einen zweiten Anlauf.« Er gab dem Kleinen einen Schubs. Dabei flüsterte er ihm etwas ins Ohr.
Tine konnte ihn nicht verstehen, aber sie glaubte genau zu wissen, was es war: »Denk an gestern abend, Max. Da hat’s auch beim zweitenmal geklappt.« Wieder drückte sie ihrem Bruder den Daumen und sah, wie er sich aufrappelte.
Ich bin Robin Hoods Freund Klein Much, dachte Max. Er nahm Anlauf, zog sich hoch - und saß in der Astgabel. Mitten in Greenwood.
»Bei Unkenglüh und Eulenschrei!« Die Stimmen der anderen hörte er wie aus weiter Ferne. Er war glücklich. Er bewegte sich nicht von der Stelle. Hier wollte er sitzen bleiben. Immer.
»Komm runter, Max!« rief Tine.
Paul scheuchte die Bande auseinander. »Jetzt mußt du niederknien.«
Benommen kniete Max vor Paul nieder.
»Heb die rechte Hand!«
Max hob die rechte Hand. Paul zog ein kurzes Holzschwert, das seitlich in seinem Gürtel steckte, und legte es mit der flachen Seite auf Max’ Kopf. »Jetzt sprich mir nach: Ich will ein guter Robinia-ner sein.«
»Aber vergiß das zweite i nicht«, rief Klaus dazwischen.
Ein strenger Blick von Paul: »Klappe.«
»Ich will ein guter Robinianer sein«, wiederholte Max.
»Ich will die Schwachen beschützen.«
»Ich will die Schwachen beschützen.«
»Und die fetten Wänste bekriegen.«
»Und die fetten Wämste bekriegen.«
»Wänste. Mit n«, korrierte Paul.
»Wänste«, wiederholte Max.
»Und wenn Robin Hood ruft, bin ich zur Stelle.«
»Wenn Robin Hood ruft, bin ich zur Stelle.«
»Hiermit ernenne ich dich zum Späher.« Paul steckte das Schwert zurück in den Gürtel.
Max sprang auf die Füße, seine Augen glänzten.
»Und nun auf nach Greenwood!« Paul schob die grüne Kappe, die ihm bei dem Schwertschlag in die Stirn gerutscht war, ins Genick und stürmte auf das dichte Gebüsch vor dem Lattenzaun am Ende von Hof A zu. Alle Robinianer, Max mittendrin, liefen hinterher.
Vor dem Gebüsch angekommen, schickte Paul zwei Späher aus. Sie sollten erkunden, was auf dem Nachbarhof los war. Veronica und Max krochen bäuchlings durch den breiten Gürtel des Gestrüpps.
Schon nach kurzer Zeit kehrten die Botschafter zurück: Kein feindlicher
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