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Jeder Kuss ein Treffer

Jeder Kuss ein Treffer

Titel: Jeder Kuss ein Treffer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janet Evanovich
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Weihnachts- und Silvestergäste abgereist waren und sie die Dekoration abgenommen hatte. Das marmorne Foyer und die Mamorsäulen waren geputzt, ebenso die meilenlangen Sockelleisten aus Mahagoni, die Zierleisten, die Täfelung und die deckenhohen Holzpaneele im Büro. Die Wannen und Spülbecken aus Porzellan in allen sechs Badezimmern strahlten, und eine geschlagene Woche hatte Annie auf den Knien verbracht und die Wand- und Bodenfliesen geschrubbt; manchmal hatte sie die Fugen mit einer alten Zahnbürste putzen müssen.
    Wenn sie sich auf das konzentrierte, was noch erledigt werden musste, würde sie sich vielleicht nicht ganz so viele Gedanken machen. Schließlich hatte das Gedankenmachen noch nie geholfen, wie ihre Großmutter nicht müde geworden war zu betonen, nachdem Annie eingezogen war und die Kosten und den Unterhalt des großen Hauses zu berechnen versucht hatte. Ihr wäre es lieber gewesen, wenn sich ihre Großmutter mehr Gedanken gemacht und weniger Geld ausgegeben hätte. Dann wäre Annie nicht gezwungen gewesen, jeden Dollar ihres Erbes zusammenzukratzen, um das weitläufige Gebäude mit den acht Schlafzimmern renovieren und vor dem völligen Verfall retten zu können. Ihre Großmutter hatte nicht nur einen großen Batzen Geld an der Börse verloren, sie hatte auch für alle möglichen und unmöglichen Zwecke gespendet.
    Annies Mutter Jenna hatte mit ihrer eigenen Mutter nur wenig zu tun gehabt und sich nicht um anfallende Kosten gekümmert, da sie in ihrer Kindheit immer genügsam hatte leben müssen. Jenna hatte einen reichen Mann geheiratet und enorm abkassiert, als sie sich von Annies Vater, Gunther Worthington III, scheiden ließ. Dennoch war sie fuchsteufelswild geworden, als sie nach dem Tod ihrer Mutter herausfand, dass das Familienvermögen auf so gut wie nichts zusammengeschrumpft war.
    »So viel zum Thema Erben«, hatte sie zu Annie gesagt. »Ich müsste mir eigentlich den Kopf untersuchen lassen, weil ich diese Frau« – so nannte sie ihre Mutter oft – »nicht vor Gericht gezerrt habe, um sie für unzurechnungsfähig erklären zu lassen. Und vor allem diesen alten Knacker, der sich um ihre Finanzen gekümmert hat. Jetzt hast du nicht mehr als ein heruntergekommener alter Puff.«
    Es gab Zeiten, da fragte sich Annie, was ihre Großmutter sich dabei gedacht hatte, als sie ihrer Enkeltochter das Versprechen abnahm, das Haus niemals zu verkaufen. Und dann fragte sie sich wieder, was sie selbst sich wohl dabei gedacht hatte, damit auch noch einverstanden zu sein.
    Annie schaute auf, als sie Schritte auf der Treppe hörte. Wes trug wie üblich eine ausgeblichene Jeans und ein blaues Arbeitshemd, das seinen gebräunten Teint unterstrich. Er blieb stehen und sah sich um. »Wo sind die alle?«
    »Schlafen noch. Bei Theenie war noch Licht an, als ich mitten in der Nacht aufgestanden bin, um mich um Peaches zu kümmern. Theenie liest manchmal sehr lange.«
    »Seit wann bist du auf den Beinen?«
    »Seit fünf Uhr. Ich stehe gerne so früh auf. Dann habe ich ein bisschen Zeit für mich, bevor ich das Frühstück vorbereite. Zu dieser Stunde ist es so wunderbar still und friedlich im Haus.«
    Annie wusste nicht, ob Wes eine Ahnung hatte, wie herrlich er morgens aussah, frisch aus der Dusche. Nicht dass er nachmittags und abends Grund zur Klage geboten hätte … Der Kerl sah zu gut aus, als gesund für ihn war.
    »Tasse Kaffee?« Annie machte Anstalten aufzustehen.
    »Bleib sitzen!«, befahl er. »Kann ich mir auch selbst holen.« Er ging quer durch die Küche und nahm einen Becher aus dem Schrank. Er schenkte sich Kaffee ein und setzte sich zu Annie an den Tisch. »Aha, du verplanst also schon deinen Tag«, sagte Wes mit Blick auf ihre Liste. »Du hast etwas vergessen.«
    Annie schaute darauf. »Ja?«
    »Du hast keine Zeit für eine kleine Pause eingeplant. Wann bist du zum letzten Mal tanzen oder nett essen gewesen, ohne dass du hinterher hättest saubermachen müssen?«
    »Weiß ich nicht.«
    »Dein Problem ist, dass du zu viel Zeit hier in diesem Haus eingesperrt bist.«
    »Du meinst, ich bin langweilig.«
    Gedankenverloren streckte Wes die Hand aus und streichelte Annie über die Wange. »Du bist der aufregendste Mensch, den ich je kennengelernt habe. Du lebst inmitten von Leuten, die dich mögen, und hast offenbar großen Spaß an dem, was du tust.« Er griff nach seinem Kaffeebecher.
    »Aber?«
    »Ich sehe nicht, dass du dir viel Zeit für dich selbst nimmst. Du kümmerst dich immer nur um die

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