Jedi-Akademie 02 - Der Geist des Dunklen Lords
zwang sie mit seiner Willenskraft zum Rückzug. Langsam kehrte das Licht zurück, ein ferner Strahl aus reflektiertem Sternenlicht, der durch eine Öffnung in der hohen Decke fiel.
»Diese Übung soll euch helfen, euch zu konzentrieren und auf die Macht einzustimmen«, sagte Luke. »Das Wasser hat die richtige Temperatur; ihr werdet euch hingeben, ihr werdet treiben, ihr werdet hinausgreifen und den Rest des Universums berühren.« Er schlüpfte in der fast absoluten Dunkelheit aus seiner Robe und glitt lautlos in die Quelle. Er hörte das Rascheln von Stoff, als sich die anderen auszogen und zum Ufer tasteten.
Die plötzliche Hitze des Wasser brannte an seiner Haut und der Dampf der aufsteigenden Blasen prickelte. Wellen kräuselten den Teich, als die Jedi-Kandidaten nacheinander ins Wasser glitten. Er spürte, wie sie sich treiben ließen, sich entspannten und der angenehmen Wärme hingaben.
Luke atmete langsam und tief, während er sich auf den Rücken legte, treiben ließ, Körper und Geist reinigte. Der scharfe Schwefel in der Luft schrubbte seine Kehle wund und sauber; die Hitze und die Blasen öffneten seine Poren.
»Gefühle gibt es nicht; nur Frieden gibt es«, sagte er und wiederholte damit die Worte aus dem Jedi-Kodex, den Yoda ihn gelehrt hatte. »Unwissenheit gibt es nicht; nur Wissen gibt es. Leidenschaft gibt es nicht; nur Gelassenheit gibt es. Tod gibt es nicht; nur die Macht gibt es.«
Er hörte Stimmengewirr, als die zwölf anderen seine Worte wiederholten. Aber ihm kam es zu formell vor, zu steif und gestelzt – er wollte, daß sie ihn verstanden, nicht nur Mantras lernten. »Jetzt schwebt ihr in der Wärme, in nahezu völliger Dunkelheit. Laßt euch von ihr aufnehmen, forttragen in die Freiheit. Laßt euer Bewußtsein fließen und durch das Kräuseln in der Macht wandern.«
Er bewegte sacht die Hände hin und her, um Wellen zu erzeugen. Die anderen Schüler rührten sich. Er spürte sie um sich, wie sie sich konzentrierten, sich dabei aber verkrampften.
»Blickt auf«, riet er. »Denn bevor ihr eure Reise antreten könnt, müßt ihr herausfinden, wo ihr seid.«
Über ihm in der hohen Felsendecke glitzerten Sterne durch einen feinen Riß. Die Stecknadelkopf großen Punkte flackerten und schimmerten in den Luftströmungen, die die Atmosphäre von Yavin 4 aufwühlten.
»Fühlt die Macht«, sagte er flüsternd, um dann die Worte lauter und nachdrücklicher zu wiederholen. »Fühlt die Macht. Ihr seid ein Teil von ihr. Ihr könnt mit der Macht reisen – hinunter in den Kern dieses Mondes und hinauf zu den Sternen. Jedes lebende Ding stärkt die Macht und alles bezieht seine Kraft aus ihr. Konzentriert euch mit mir, dann werdet ihr sehen, wie grenzenlos eure Fähigkeiten sind.«
Während Luke im warmen Wasser trieb und das Prickeln der Blasen an seiner Haut spürte, blickte er zu den Sternen auf, deren Licht durch den Riß in der Decke fiel, und senkte dann die Augen wieder. »Könnt ihr es sehen?« fragte er.
Der Grund des Teiches flackerte und öffnete eine Pforte zum Universum. Er sah die Pracht der Sterne, die Arme der Galaxis, Sonnen, die in titanischen Todeskämpfen explodierten, Nebel, die sich in einem flammenden Geburtsprozeß bildeten.
Er hörte die anderen Jedi-Kandidaten aufkeuchen, als sie dieselbe Vision sahen. Jeder von ihnen schien eine separate Entität zu sein und über dem Universum zu schweben, in einer Höhe, von der aus sie den ultimativen Überblick hatten, den Einblick in die wahre Natur der Dinge.
Luke wurde von Staunen überwältigt, als er Coruscant und die Kernwelten des Imperators identifizierte. Er sah die umkämpften Systeme, wo die zerstreuten Splittergruppen des Imperiums in einen erbitterten Bürgerkrieg verstrickt waren; er sah die leeren Systeme, die früher einmal das Ssi-Ruuk-Imperium kontrolliert hatte, bis sie auf Bakura von den vereinten Streitkräften des Imperiums und der Rebellen besiegt worden waren. Luke erkannte Planeten, die er besucht hatte, Tatooine, Bespin, Hoth, Endor, Dathomir und viele andere – darunter auch die Geheimwelt Anoth, wo er und Admiral Ackbar Han und Leias drittes Baby versteckt hatten.
Aber dann störten ihn die Namen und Koordinaten der Planeten, und Luke schalt sich dafür, wie ein Taktiker, wie ein Sternenschiffpilot gedacht zu haben. Namen bedeuteten nichts, Positionen bedeuteten nichts. Jede Welt und jeder Stern war ein Teil der gesamten Galaxis, genau wie Luke und seine Schüler im Jedi-Praxeum. Wie die Pflanzen
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