Jedi-Akademie 02 - Der Geist des Dunklen Lords
unaufhaltsam weiter. Daala durchschaute die Selbstmordtaktik sofort.
»Verschwinden Sie von dort!« Die Mantis scherte aus der Flugbahn der Sternenflut aus, aber der calamarianische Kreuzer schoß zu schnell heran. Die Turbolaserbatterien der Mantis waren nicht in der Lage, seinen Anflug zu verlangsamen.
Daala stand aufrecht da und zwang sich, nicht mit der Wimper zu zucken. Sie umklammerte das kalte Geländer ihrer Brückenstation. Ihre Knöchel wurden weiß. Der Plastahlboden unter ihren Füßen schien nachzugeben. Ihr trockener Mund öffnete sich zu einem lautlosen Schrei: Nein!
Das calamarianische Schlachtschiff traf die Bauchseite der Mantis. Doch unmittelbar vor dem Aufprall verwandelte sich die Sternenflut in eine Nova, in blendende Explosionswellen aus Energie, die die Mantis zerrissen.
Die Verbindung mit Captain Brusc endete abrupt.
Daala wandte sich ab, biß die Zähne zusammen und kämpfte gegen die brennenden Tränen des Versagens an, die in ihre grünen Augen traten. Sie dachte an all die Waffen, all das Personal, all die Verantwortung, die soeben vernichtet worden waren.
Sie starrte in den Weltraum, geblendet von der grellen Doppelexplosion, die hinter Calamaris Mond hervorflutete und eine künstliche Sonnenfinsternis erzeugte.
18
Kyp Durron war in Hochstimmung, kam sich aber gleichzeitig töricht vor. Die anderen Jedi-Schüler hatten mit ihren Übungen aufgehört und waren zurückgetreten, um Kyps Treiben zu beobachten.
Umgeben vom verfilzten Dickicht des Dschungels, dessen schwüle Luft wie Schweiß auf seiner Haut lag, balancierte Kyp seinen Körper. Seine Füße zeigten senkrecht in die Luft, sein Rücken war gerade; sein Gewicht lastete auf einer Hand, die flach auf dem unebenen Boden ruhte. Sein Handballen versank in der weichen Erde. Scharfkantige Grashalme waren zwischen seinen Fingern eingeklemmt.
Auf einem ebeneren Stück Boden konnte er mit weniger Mühe balancieren – aber das wäre zu einfach gewesen. Sein dunkles Haar hing ihm ins Gesicht; Schweißtropfen rannen in winzigen Bächen über seinen Kopf.
Mit seiner freien Hand hielt er einen moosbedeckten Felsen, den er aus dem Boden gegraben hatte. Dreckklumpen fielen ins Gras. Er balancierte den Felsen mühelos in der Luft, überließ der Macht den Großteil der Arbeit.
Von oben aus den Ästen drang R2-D2s beruhigendes Piepen und Zwitschern. Kyp hatte ihn als Aufwärmübung in die Baumkrone schweben lassen und würde den kleinen Droiden in Kürze wieder herunterholen; aber im Moment behielt er seine Konzentration bei.
Er blockte die Gegenwart der anderen Jedi-Schüler ab. Mit halbgeschlossenen Augen konzentrierte er sich und hob einen umgestürzten, pilzbewachsenen Baumstamm hoch, riß ihn aus einem Haufen Blaublätter und stellte ihn aufrecht neben sich.
Kyp atmete lange und bedächtig aus und konzentrierte sich darauf, das Gleichgewicht zu halten. Der Rest des Universums schloß sich um ihn. Mit seinen hochempfindlichen Sinnen spürte er eine Vibration in der Macht, ein Kräuseln aus Staunen und Stolz.
Master Skywalker war gekommen, um ihm zuzusehen. Kyp wußte, wie man die Macht spürte, wie man sie benutzte. Für ihn war es völlig natürlich. Er reagierte scheinbar instinktiv, wie damals, als er den Sonnenhammer durch die Ballung Schwarzer Löcher gesteuert hatte. Er hatte das Gefühl, als wäre er sein ganzes Leben bereit gewesen und hätte die Macht nur deshalb nicht einsetzen können, weil ihm niemand gezeigt hatte, wie man diese Fähigkeiten benutzte. Aber seit ihn Master Skywalker getestet hatte, durchflutete ihn die neue Gabe, als hätte sich ein lange Zeit geschlossenes Ventil endlich geöffnet.
In kaum mehr als einer Woche intensiver Arbeit hatte Kyp die Leistungen der anderen Jedi-Schüler überboten. Kyp hielt sich abseits von seinen Mitschülern. Er sprach nur mit wenigen, konzentrierte sich voll und ganz auf seine Jedi-Fähigkeit, steigerte seine Konzentration, entwickelte eine harmonische Beziehung zur Macht. Er bedrängte Master Skywalker, ihm neue Aufgaben zu geben, ihm größere Herausforderungen zu stellen, damit er noch mehr lernen und stärker in der Macht werden konnte.
Jetzt, umgeben vom Dschungel und beobachtet von den anderen Schülern, sah Kyp in seinen Übungen keine Angeberei. Es kümmerte ihn nicht, ob Master Skywalker ihm zusah oder nicht. Er wollte einfach die Grenzen seiner Fähigkeiten erforschen. Wenn er eine Reihe von Übungen absolviert hatte, versuchte er sich an einer
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