Jedi-Padawan 07 - Der bedrohte Tempel
wie Zorn oder Angst hatten sie, wie es anderen Schülern geschah, nie während eines Duells abgelenkt. Außerdem ließ sie sich nicht auf stichelnde Rivalitäten ein. Insgeheim hatte Obi-Wan ihre Art oft als etwas zu konzentriert empfunden. Ihm schien es so, als ob sie niemals entspannen oder an den Aktivitäten teilnehmen würde, die die anderen Schüler in ihrer Freizeit unternahmen.
»Obi-Wan Kenobi«, sagte Siri kühl. »Ich habe gehört, dass du zurück bist.« Sie biss in die Muja-Frucht.
»Siri, du warst mit Bruck befreundet«, sagte Obi-Wan ohne Umschweife. »Ist dir in den letzten Monaten aufgefallen, ob er zornig war oder sich gegen etwas auflehnte? Oder etwas anderes Außergewöhnliches?«
Siri kaute und starrte ihn ohne zu antworten an.
Obi-Wan trat voller Unbehagen auf der Stelle. Er hatte zu spät daran gedacht, dass es gerade jetzt im Tempel nicht sonderlich vorteilhaft war, ein Freund von Bruck zu sein. Ohne nachzudenken, war er mit der Frage herausgeplatzt. Er wollte keine Zeit verlieren und suchte überall Antworten. Er hätte die Frage diplomatischer formulieren müssen.
Während er darüber nachdachte, wie er das Gespräch in angenehmere Bahnen lenken konnte, schluckte Siri ihren Happen hinunter. Sie drehte die Muja-Frucht in der Hand und suchte nach der besten Stelle für den nächsten Bissen.
»Was geht dich das an?«, fragte sie.
Ihr unhöflicher Ton überraschte ihn und Obi-Wan musste aufpassen, nicht ebenso zu antworten. »Ich möchte Qui-Gon helfen, Bruck und den Eindringling zu finden . «, begann er vorsichtig.
»Augenblick mal«, unterbrach ihn Siri. »Ich dachte, Qui-Gon hat mit dir Schluss gemacht. Und du hast mit den Jedi Schluss gemacht.«
Ärger stieg in Obi-Wan auf. » Ich habe nicht mit den Jedi Schluss gemacht«, sagte er genervt. »Und Qui-Gon und ich ...« Obi-Wan verstummte. Er schuldete Siri keinerlei Erklärung! Sie stand da, kaute an ihrer Frucht und starrte ihn an, als wäre er ein Versuchstier. »Du solltest nicht auf das Geschwätz in den Gängen hören«, sagte er.
»Warum willst du mich dann dazu bringen, über Bruck zu tratschen?«, gab sie kühl zurück. Sie biss noch einmal von der Muja-Frucht ab.
Obi-Wan holte tief Luft. Das Gespräch lief nicht allzu gut, so viel war sicher. »Der Tempel steht unter Belagerung«, sagte er und war bemüht, seine Stimme ruhig zu halten. »Ich gehe davon aus, dass du helfen willst.«
Siri wurde rot. »Ich muss dir nicht helfen, Obi-Wan. Du bist nicht einmal ein Jedi. Aber zu deiner Information: Ich war nicht mit Bruck befreundet. Er war nur in meiner Nähe und versuchte, meine Strategien beim Kampf mit den Lichtschwer-tern nachzuahmen. Er wusste, dass ich besser kämpfen konnte als er. Und das wusste auch der Rest der Klasse. Mich hat er eher gelangweilt. Er hat immer versucht, mich zu beeindruk-ken. Weiter ging unsere so genannte Freundschaft nicht, alles klar?«
»Alles klar«, sagte Obi-Wan. »Aber wenn dir noch irgendetwas einfällt .«
»Noch etwas«, unterbrach Siri ihn mit funkelnden Augen. »Ich mache mir Sorgen um den Tempel. Du bist derjenige, der die Jedi verlassen hat. Und damit hast du Zweifel über das Pflichtbewusstsein eines jeden Padawan jetzt und in Zukunft aufkommen lassen. Du hast alle Jedi-Ritter vor die Frage gestellt, ob wir uns so gebunden fühlen, wie es eigentlich sein sollte. Du bist beinah so schlimm wie Bruck!«
Siris Worte trafen ihn wie Ohrfeigen. Obi-Wans Gesicht errötete. Dachten auch die anderen Schüler so? Glaubten sie, dass er sie verraten hatte?
Obi-Wan hatte sich bisher noch keine Gedanken darüber gemacht, dass sein Verhalten zu Zweifeln über das Verhalten anderer Padawane geführt hatte. Würde er in einer solchen Situation jemandem helfen, der das getan hatte, was er getan hatte?
Wann immer er jemandem im Tempel traf, wurden Obi-Wan die Konsequenzen deutlich, die seine Entscheidung auf Melida/Daan zu bleiben, hervorgerufen hatte. Jetzt wurde ihm klar, dass sein Verhalten höhere Wellen geschlagen hatte, als er bislang angenommen hatte.
Eine Entscheidung musst du allein treffen. Aber denke daran, dass du treffen sie solltest auch für diejenigen, die schweigend stehen an deiner Schulter.
Wie oft hatte er Yoda das sagen hören? Nun war ihm die Bedeutung dieser einfachen Worte so klar, dass er sich schämte, sie zuvor nicht verstanden zu haben. Erst jetzt sah er, was Yoda gemeint hatte. Er hätte es schon früher erkennen müssen.
Siri schien ihre Worte zu bereuen. Ihre
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