Jedi-Padawan 16 - Schrei nach Vergeltung
Sie haben mich einfach zurückgelassen! Sie haben mich vergessen!
Obi-Wan konzentrierte sich einen Moment lang. Da war etwas in Erithas Stimme gewesen, das ihn jetzt störte. Was war es gewesen? Das Gefühl, das sie getrieben hatte, war anders gewesen als das, was er in einer solchen Situation eigentlich erwarten würde.
Erstaunen. Sie war erstaunt gewesen. Und sie hatte sich verraten gefühlt.
Sie haben mich vergessen!
So als hätte das nicht passieren dürfen, als hätte sie trotz ihrer Gefangenschaft Privilegien gehabt.
Wenn sie überhaupt eine Gefangene gewesen war .
Und weshalb war sie tiefer in die Höhle gegangen?
Sicher, der Rauch war in der Nähe des Höhleneingangs dichter gewesen. Aber hätte sie nicht versuchen müssen, sich hindurchzukämpfen?
Sie hatte sich zum anderen Ausgang am Ende der Höhle aufgemacht, das wurde Obi-Wan mit einem Mal klar. Doch woher wusste sie von diesem Ausgang? Sie hatten ihn noch nicht gefunden, als Eritha gefangen genommen worden war. Sie hätte gar nicht gewusst haben dürfen, wie tief die Höhle eigentlich war.
Langsam, warnte Obi-Wan sich selbst. Es könnte andere Erklärungen für die Geschehnisse geben. Eritha war in Panik gewesen. Sie hatte nur reagiert, nicht agiert.
Doch nun, da der Verdacht Obi-Wan einmal in den Sinn gekommen war, führte er sich noch einmal Erithas Verhalten in seiner Gegenwart vor Augen. Er konzentrierte sich und betrachtete jeden Moment noch einmal, so als wäre er erst an diesem Morgen geschehen.
Eritha hatte einen aufrichtigen Eindruck gemacht, als sie sie eingeholt hatte. Kurz danach waren sie von den Fels-Arbeitern angegriffen worden. Obi-Wan war sich sicher, dass Eritha von dem Angriff wirklich überrascht worden war. Und sie hatte echte Angst gehabt. Als Qui-Gon ihr befohlen hatte, hinter ihnen zu bleiben, hatte sie Folge geleistet.
Weshalb war sie aber sofort nach vorn gesprungen, als der Sucher-Droide der Jedi in Sicht gekommen war? Sie hatte den Jedi keine andere Wahl gelassen, als sie zu beschützen. Obi-Wan hatte sich dabei eine Beinverletzung zugezogen und ihr Sucher-Droide war zerstört worden. Hätte das am Ende ein verzweifelter Versuch gewesen sein können, ihre einzige Möglichkeit, Balog zu verfolgen, zu vereiteln?
Und was war mit dem Angriff auf die Siedlung der FelsArbeiter? Qui-Gon hatte ihm erzählt, dass er Eritha vor Sonnenaufgang getroffen hatte. Sie wollte die Gleiter auftanken. Zumindest hatte sie das gesagt. Doch was wäre, wenn sie in Wirklichkeit hätte fliehen wollen? Wenn sie und Alani gemeinsame Sache gegen die Jedi machten, dann wäre ihre Arbeit zu jenem Zeitpunkt ja getan gewesen. Qui-Gon und Obi-Wan hatten ihren Sucher-Droiden verloren. Sie konnten Balog nicht mehr aufspüren. Eritha hatte nicht gewusst, dass es Obi-Wan besser ging und er schon wieder reisefähig war. Sie hatte wohl angenommen, dass Qui-Gon in der Siedlung bleiben würde.
Vielleicht wollte sie fliehen, weil sie von dem Angriff wusste.
Konnte das möglich sein? Obi-Wan war sich nicht sicher. Konnte Eritha sie wirklich in den Irrglauben geführt haben, dass sie die gute Schwester war? Griffen beide Schwestern nach der Macht auf dem Planeten?
Und da war noch etwas. Als Obi-Wan und Eritha wieder nach New Apsolon zurückgekommen waren, war Eritha furchtbar wütend gewesen, dass Manex sich eingemischt und ein Med Team für Tahl organisiert hatte. Obi-Wan hatte es in ihren Augen gesehen. Damals hatte er angenommen, dass sie dasselbe Misstrauen gegen Manex hegte wie er und dass sie sich Sorgen um Tahls Genesung machte. Aber was wäre, wenn das Gegenteil der Fall war? Was wäre, wenn sie gar nicht gewollt hatte, dass Tahl wieder gesund wird?
Was wäre, wenn sie die ganze Zeit die falsche Person verdächtigt hatten? Was wäre, wenn Manex gut und Eritha böse war? Obi-Wan hatte sich noch nie so sehr nach Qui-Gons Gegenwart gesehnt wie jetzt.
Als Manex ihnen von seinem Entschluss zur Kandidatur bei der Wahl erzählt hatte, hatte Obi-Wan Alani erwähnt. Weshalb hatte Manex in diesem Moment gezögert? Gab es einen Grund dafür, dass er gegen Ewanes Tochter antrat?
Obi-Wan rieb sich die Augen. Der Schlafmangel und die tagelange Rastlosigkeit forderten jetzt ihren Tribut. Seine Gedanken drehten sich im Kreis. Er war sich nicht mehr sicher, ob er gerade ohne Beweise eine Anklage gegen Eritha zusammenstellte oder ob es sich lohnte, der Sache nachzugehen. Weshalb sollten die Zwillinge überhaupt Tahl um Hilfe bitten, wenn sie die ganze Zeit
Weitere Kostenlose Bücher