Jedi Quest 05 - Meister der Täuschung
Obi-Wan sagte der Empfangsdame seinen Namen und bat um ein kurzes Gespräch mit dem Senator. Er fragte sich, ob sich Sauro wohl an ihn erinnern würde.
Er musste sich nicht lange fragen. Die Tür öffnete sich zischend und Sano stand im Rahmen. Er sah eigenartig unverändert aus. Er hatte noch immer dasselbe glatte Gesicht mit straffer Haut. Sein Haar war noch immer tiefschwarz. Er schien sogar dieselbe Kleidung zu tragen: eine lange schwarze
Tunika und eine Hose. Obi-Wan erkannte ein Zeichen von Eitelkeit in den teuren, auf Hochglanz polierten Stiefeln.
»Obi-Wan Kenobi«, sagte Sano Sauro durch seine schmalen Lippen. »Erzählt mir nicht, dass Ihr noch einen Padawan getötet habt.«
Er hatte sich nicht im Geringsten verändert.
Obi-Wan stellte erleichtert fest, dass Sano Sauros Worte keinerlei Eindruck auf ihn machten. Er spürte keinen Stich. Es interessierte ihn nicht, was so ein Mann von ihm dachte. Die Meinung eines grausamen Mannes war bedeutungslos.
»Ich komme wegen einer anderen Angelegenheit und würde Eure Hilfe zu schätzen wissen«, sagte Obi-Wan.
Sano Sauro ging zur Seite. Obi-Wan sah das als Einladung an, das Büro zu betreten. Die Tür schloss sich zischend hinter ihm.
Sano Sauro setzte sich hinter einen langen, niedrigen Schreibtisch aus Stein. Zwei dicke, rote Dornen ragten an den beiden Enden des Tisches nach oben. Obi-Wan erkannte sie sofort als Dornen eines Claing-Busches.
Sauro sagte nichts, sondern wartete stattdessen darauf, dass Obi-Wan das Wort ergriff. Auch daran erinnerte sich Obi-Wan. Der Ankläger hatte seine Zeit noch nie mit Höflichkeitsfloskeln verschwendet.
»Ich versuche, den Aufenthaltsort eines Eurer Proteges herauszufinden«, sagte Obi-Wan. »Sein Name ist Granta Omega.« Er war gespannt, ob Sano Sauro auf den Namen reagieren würde. Er reagierte nicht. »Ihr kennt ihn doch?«
»Er ist ein enger Freund«, sagte Sano Sauro.
»Könnt Ihr mir sagen, wie ich ihn kontaktieren kann?«
»Weshalb?« »Es hat etwas mit einer Jedi-Angelegenheit zu tun«, sagte Obi-Wan.
»Weshalb sollte ich Euch Informationen geben?«, fragte Sano Sauro.
Jetzt war Obi-Wan an der Reihe zu schweigen. Er hatte mit dieser Unhöflichkeit gerechnet.
»Weil Ihr fragt?«, sagte Sauro und faltete die Hände auf dem Tisch. »Weil Ihr ein Jedi seid?«
»Weil es keinen Grund gibt, es nicht zu tun«, sagte Obi-Wan. »Und wenn doch, dann wäre ich daran interessiert, ihn zu erfahren. Und ich könnte mir vorstellen, dass eine Untersuchung dieses Grundes sehr unangenehm für Euch werden könnte.«
»Wie interessant muss es doch sein, ein Jedi zu sein«, sagte Sano Sauro. »Ihr könnt Leute bedrohen und unter Druck setzen und Euch doch hinter Euren Roben und Eurem Gerechtigkeitsgerede und der Macht verstecken. Wie nützlich.«
»Ich drohe Euch nicht«, meinte Obi-Wan emotionslos. »Ich habe Euch eine berechtigte Frage gestellt, die Ihr mir nicht beantworten wollt. Es interessiert mich eben, weshalb.«
»Dann lasst mich Euch etwas Zeit sparen. Ich weigere mich zu antworten, weil ich den Jedi nicht helfe. So einfach ist das. Der Senat in seiner kollektiven Verblendung denkt, dass wir Euch brauchen. Ich hingegen sehe das nicht so.«
Hinter Obi-Wan öffnete sich zischend die Tür. Sano erhob sich.
»Ich glaube, meine Geduld ist erschöpft«, sagte er. »Lebt wohl.«
Der Hass in seinen Augen überraschte Obi-Wan nicht mehr. Sano Sauro hatte die Jedi vor zehn Jahren gehasst und er hasste sie noch immer.
Er könnte Sano Sauro übergehen. Er könnte den Rat der Jedi einschalten. Sie könnten sich an den Obersten Kanzler Palpatine wenden. Er würde das in Betracht ziehen. Wenn Granta Omega den Bacta-Markt in seine Hände bekommen wollte, war das etwas, das den Kanzler sicherlich interessierte.
Obi-Wan verließ das Vorzimmer von Sauros Büro. Die Tür schloss sich zischend hinter ihm und die Assistenten sahen ihn nicht einmal an. Sie saßen über ihre Datenschirme gebeugt oder sprachen in Comlinks.
Der Assistent, der Sauros Büro am nächsten saß, sprach in einen Comlink, während er gleichzeitig Daten in ein Datapad eingab. »Nein, wir geben keine Kopien heraus«, sagte er. »Die Expedition wurde vorzeitig abgebrochen und der Bericht war nicht vollständig. Senator Sauro wurde in vollem Umfang informiert. Nein, ich werde Euch nicht mit ihm verbinden. Bitte sprecht Euch mit dem Archivar des Senats ab, der Senator hat keine Zeit.« Der Assistent beendete die Kommunikation. »Journalisten«, murmelte
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