Jedi Quest 09 - Wachablösung
so weiterzuleben«, sagte Ferus. »Ich wünschte, ich hätte, was Anakin hat. Seine Verbindung zur Macht ist stark, aber er hat auch eine starke Bindung zu anderen Wesen.«
»Ja«, stimmte Obi-Wan zu. »Das habe ich gesehen. Das ist etwas, was auch Qui-Gon Jinn hatte.«
»Ich weiß, dass Anakin niemals mein Freund sein wird. Er weiß, dass ich um ihn fürchte. Ich warne ihn, obwohl ich weiß, dass ich es nicht tun sollte, wenn ich weiß, dass es mich nichts angeht. Deshalb lehnt er mich ab. Am Anfang dachte ich., weil ich ein wenig älter bin., dass ich ihm Dinge sagen konnte, die die anderen Schüler nicht sagen konnten. Es ist einfach so, dass ich Dinge erkenne, die Mitschülern oft verborgen bleiben.«
Das war es. Darauf hatte Ferus hingearbeitet. Er wollte Obi-Wan etwas sagen. Obi-Wan war ungeduldig, doch er dämpfte seinen Reflex. Und er wollte Anakin schützen. Ferus verstand ihn nicht. Er war immer ein korrekter Schüler gewesen, der immer alles richtig machte. Er konnte nichts von den Ängsten und der Trauer wissen, die Anakin plagten.
»Und was siehst du, Ferus?«
»Ich habe Angst um ihn«, sagte Ferus leise. »Aber ihn zu bewundern und gleichzeitig Angst um ihn zu haben, schien mir keinen Sinn zu ergeben. Es dauerte lange, bis ich herausfand, warum ich Angst um ihn habe. Ich wollte sicher sein, dass kein Neid damit verbunden war.«
»Beneidest du ihn?«, fragte Obi-Wan.
»Ich glaube, alle Schüler tun das irgendwie«, antwortete Ferus. »Er ist der Auserwählte. Aber was mir wirklich Sorgen macht, ist sein starker Wille.« Ferus zögerte. »Sein Wille ist so stark, dass er denkt, sein Urteilsvermögen ist es ebenfalls. Ihr habt seine Argumente heute Abend gehört. Wenn er denkt, dass etwas richtig ist, dann denkt er auch, dass man es tun muss. Er argumentiert gegen einen, ohne zuzuhören. Er glaubt, dass er Situationen und Wesen verändern kann. Vielleicht kann er das allein nicht - noch nicht. Aber eines Tages wird er es können. Sollten wir wirklich auf jemanden vertrauen, der davon überzeugt ist, immer mit der Stimme der absoluten Wahrheit zu sprechen?«
Das ist es, dachte Obi-Wan. Das ist es, was ich sehe. Was ihn überraschte, war die Tatsache, dass er es aus dem Mund eines Kameraden von Anakin hören musste, von einem Jungen, der gerade einmal ein oder zwei Jahre älter als Anakin war. Von jemandem, der erst auf ein paar Missionen zusammen mit Anakin gewesen war.
Ferus beobachtet mich immer, hatte Anakin sich bei Obi-Wan beklagt.
Und genau das tat Ferus. Doch Ferus' reifes Urteil überraschte Obi-Wan. Es überraschte und irritierte ihn, wie er sich eingestehen musste. Denn Ferus glaubte nicht an das Gute in Anakins Herz. Er sah nicht, wie sehr Anakin sich bemühte. Er wusste nicht, dass sich Anakin die ganze Zeit anstrengte.
»Du bist sehr aufmerksam, Ferus, doch du musst akzeptieren, dass ich ihn besser kenne als du«, sagte Obi-Wan vorsichtig. »Anakin kann arrogant sein. Das weiß ich. Aber er lernt auch und er wird erwachsen. Er hat Respekt vor seinen großen Kräften. Und er missbraucht sie nicht. Er ist jünger als du, aber er hat schon viel Ungerechtigkeit gesehen, viele furchtbare
Dinge. Ich halte es nicht für so falsch, dass er etwas verändern möchte. Du musst verstehen, dass es nicht sein Ehrgeiz ist, der ihn antreibt. Es ist sein Mitgefühl.«
Ferus nickte langsam. »Ich werde über das, was Ihr gesagt habt, nachdenken.« Er stand auf. »Ihr müsst wissen, dass ich diese Dinge nur sage, weil er der Auserwählte ist und weil so viel auf dem Spiel steht. Gute Nacht, Meister Kenobi.«
»Gute Nacht.«
Er hätte mehr sagen können, es war jedoch nicht angemessen, mit einem anderen Padawan über Anakins Charakter zu sprechen. Er würde allerdings über Ferus' Worte nachdenken und sie abwägen. Er würde sein natürliches Bedürfnis, Anakin in Schutz zu nehmen, beiseite schieben und nach Wahrheit in Ferus' Worten suchen. Ferus hatte Obi-Wans eigene Ängste geweckt, und darüber musste er nachdenken.
Er atmete die Nachtluft tief ein. Nicht heute Nacht, beschloss er. Ihm bedeutete sein neues Vertrauen in Anakin viel und er musste es schützen. Er musste das, was er befürchtet hatte, nur noch etwas länger vergessen. Er wollte wertschätzen, was er hatte.
Kapitel 9
Sie hörten den Lärm und sahen die Lichter, noch bevor sie durch die Sicherheitskontrolle gegangen waren. Tedas Villa war von Laserlicht hell erleuchtet. Im Garten waren Zierflächen mit den schönsten Landschaften
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