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Jeffery Deaver - Der Insektensammler1.doc

Jeffery Deaver - Der Insektensammler1.doc

Titel: Jeffery Deaver - Der Insektensammler1.doc Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: mulder43
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dann.
    »Er hatte dunkle Haare, die immer hochgestanden haben, wenn sie frisch geschnitten waren. Hinterher hat er sich immer ein paar Tage lang irgendwelches Zeug reingeschmiert, das gut gerochen hat. Er hat immer ordentliche Sachen getragen. Ich glaube, er hatte überhaupt keine Jeans. Hat immer schicke Hemden angehabt, Sie wissen schon. Und Hosen mit Aufschlägen.« Sachs erinnerte sich wieder daran, dass ihr das bei der Durchsuchung seines Zimmers aufgefallen war - dass der Junge keine Jeans hatte, nur Hosen mit Aufschlägen. Garrett lächelte zaghaft.
    »Er hat immer ein Zehncentstück an seinem Hosenbein runterrutschen lassen und versucht, es in seinem Hosenaufschlag aufzufangen, und wenn es dort gelandet ist, durften ich oder meine Schwester es rausfischen. Es war unser Spiel. Zu Weihnachten hat er Silberdollars mitgebracht, und die hat er auch an seinem Hosenbein runterrutschen lassen und sie uns dann geschenkt.« Der Silberdollar im Wespenglas, dachte Sachs.
    »Hatte er irgendwelche Hobbys? Hat er Sport getrieben?«
    »Er hat gern gelesen. Er hat uns oft in Büchereien mitgenommen und uns vorgelesen. Über Geschichte und andere Länder. Und allerlei Sachen über die Natur. Ach, und er ist Angeln gegangen. Fast jedes Wochenende.«
    »Na gut, nun stell dir vor, er sitzt dort auf dem leeren Stuhl, und er hat seine hübsche Hose an und ein gutes Hemd. Und er liest ein Buch. Alles klar?«
    »Ich glaub schon.«
    »Er legt das Buch hin -«
    »Nein, erst markiert er die Seite, die er gerade gelesen hat. Er hatte massenhaft Lesezeichen. Er hat sie gesammelt, denke ich. Meine Schwester und ich haben ihm eines zu Weihnachten geschenkt, vor dem Unfall.«
    »Na schön, er legt ein Lesezeichen ein und schlägt das Buch zu. Er schaut dich an. Jetzt hast du Gelegenheit, ihm etwas zu sagen. Was möchtest du ihn denn wissen lassen?« Er zuckte die Achseln, schüttelte den Kopf. Blickte sich gehetzt um. Doch Sachs ließ nicht locker. Harte Bandagen...
    »Stellen wir uns doch mal was ganz Bestimmtes vor«, sagte sie,
    »irgendwas, worüber du mit ihm reden möchtest. Einen Vorfall. Irgendwas, was dir zu schaffen macht. Fällt dir da was ein?« Mein Vater war immer gut zu mir. Bis... Der Junge knetete seine Hände, rieb sie aneinander, schnipste mit den Nägeln.
    »Sag's ihm, Garrett.«
    »Okay, da gibt's schon was.«
    »Was?«
    »Na, an dem Abend... an dem Abend, wo sie gestorben sind.« Sachs erschauerte. War sich bewusst, dass sie sich hier vermutlich auf allerhand einließ. Einen Moment überlegte sie, ob sie einen Rückzieher machen sollte. Aber Rückzieher entsprachen nicht ihrer Art, und so machte sie auch jetzt keinen.
    »Was war an diesem Abend? Möchtest du mit deinem Vater über irgendwas reden, was da vorgefallen ist?« Er nickte.
    »Sehen Sie, die haben im Auto gesessen und wollten losfahren, zum Abendessen. Es war ein Mittwoch. Und mittwochs sind wir zu Bennigan's gefahren. Ich war scharf auf die Hühnerflügel. Ich hab dort immer Hühnerflügel mit Pommes und dazu eine Cola gekriegt. Und Kaye, meine Schwester, hat Zwiebelringe bestellt, und die Pommes und die Zwiebelringe haben wir uns dann immer geteilt, und manchmal haben wir mit der Ketchupflasche Muster auf unsere Teller gemalt, weil man sie so zusammendrücken konnte.« Sein Gesicht war blass und eingefallen. Unendlich betrübt, dachte Sachs. Sie bemühte sich, ihre Gefühle zu unterdrücken.
    »Was fällt dir zu diesem Abend ein?«
    »Es war vor dem Haus. Draußen auf der Auffahrt. Sie waren alle schon im Auto. Papi und Mami und meine Schwester. Sie wollten essen gehen. Und« - er schluckte -
    »und sie wollten ohne mich losfahren.«
    »Ehrlich?« Er nickte.
    »Ich bin zu spät heimgekommen. Ich hab mich im Wald rumgetrieben, bei Blackwater Landing. Und irgendwie hab ich nicht auf die Zeit geachtet. Ich bin gerannt, mindestens eine halbe Meile oder so. Aber mein Vater hat mich nicht reingelassen. Er muss sauer gewesen sein, weil ich zu spät dran war. Ich wollte unbedingt rein ins Auto. Es war kalt draußen. Ich weiß noch genau, dass ich gezittert habe und dass sie auch gezittert haben. Ich weiß noch, dass die Fenster voller Reif waren. Aber sie haben mich nicht einsteigen lassen.«
    »Vielleicht hat dich dein Vater nicht gesehen. Wegen dem Reif.«
    »Nein, er hat mich gesehen. Ich war direkt neben ihm, auf der Fahrerseite. Ich hab ans Fenster geklopft, aber er hat die Tür nicht aufgemacht. Er hat bloß ein finsteres Gesicht gezogen und mich angeschrien.

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