Jeffery Deaver - Der Insektensammler1.doc
beiden schießen«, versetzte Bell wütend.
»Und es sieht so aus, als ob sie das von Anfang an hätten machen sollen.«
»Ich werde sie finden. Ich bin kurz davor.« Rhyme deutete mit dem Kopf auf die Spurentabellen und die Karte.
»Ich hab ihnen schon eine Chance gegeben. Sehen Sie sich an, was dabei rausgekommen ist.«
»Ich werde sie finden und zur Aufgabe bewegen. Ich weiß, dass ich das schaffe. Ich -« Bell wurde jählings beiseite gedrängt, als ein weiterer Mann in das Zimmer stürmte. Es war Mason Germain.
»Du elender Dreckskerl!«, schrie er und wollte sich auf Rhyme stürzen. Thom vertrat ihm den Weg, doch der Deputy schubste den schmächtigen Betreuer kurzerhand weg. Er fiel zu Boden. Mason packte Rhyme am Hemd.
»Du elender Krüppel! Du kommst hierher und veranstaltest deine miesen -«
»Mason!« Bell wollte auf ihn losgehen, doch der Deputy schubste ihn erneut beiseite.
»- veranstaltest deine miesen kleinen Spielchen - deine Rätsel-ratereien. Und wegen dir ist jetzt ein guter Mann tot!« Rhyme nahm den durchdringenden Geruch des Aftershaves wahr, als der Deputy mit der Faust ausholte. Der Ermittler zuckte zurück und wandte das Gesicht ab.
»Ich bring dich um. Ich hau -« Doch Masons Stimme erstarb, als sich ein mächtiger Arm um seine Brust schlang und ihn hochhob. Ben Kerr schleppte den Deputy von Rhyme weg.
»Kerr, verdammt noch mal, lass mich los!«, japste Mason.
»Du Arschloch! Du bist verhaftet!«
»Beruhigen Sie sich, Deputy«, sagte der Hüne bedächtig. Mason wollte zur Waffe greifen, doch Ben umklammerte mit der anderen Hand seinen Unterarm. Er schaute zu Bell, der einen Moment lang wartete und dann nickte. Ben ließ den Deputy los, worauf dieser einen Schritt zurücktrat und sich mit funkelnden Augen an Bell wandte.
»Ich zieh jetzt los und such die Frau, und ich -«
»Du machst gar nichts, Mason«, sagte Bell.
»Wenn du weiter in dieser Dienststelle arbeiten willst, tust du, was ich dir sage. Wir gehen die Sache auf meine Art an. Du bleibst hier im Büro. Hast du verstanden?«
»Verflucht, Jim. Die -«
»Hast du mich verstanden?«
»Ja, Himmel noch mal.« Er stürmte aus dem Labor.
»Alles in Ordnung?«, fragte Bell Rhyme. Rhyme nickte.
»Und Sie?« Er blickte zu Thom.
»Mir geht's gut.« Der Betreuer zog Rhymes Hemd zurecht. Und trotz aller Einwände von Seiten des Ermittlers maß er noch einmal seinen Blutdruck.
»Unverändert. Zu hoch, aber nicht gefährlich.« Der Sheriff schüttelte den Kopf.
»Ich muss Jesses Eltern Bescheid sagen. Herrgott, mach ich das ungern.« Er ging zum Fenster und starrte hinaus.
»Erst Ed, jetzt Jesse. In was für einen Albtraum sind wir da bloß reingeraten?«
»Bitte, Jim«, sagte Rhyme.
»Lassen Sie mich die Suche fortsetzen und geben Sie mir Gelegenheit, mit ihr zu sprechen. Sonst wird alles nur noch schlimmer. Das wissen Sie doch genau. Dann werden noch mehr Menschen umkommen.« Bell seufzte. Warf einen Blick auf die Karte.
»Sie haben zwanzig Minuten Vorsprung. Glauben Sie, Sie können sie finden?«
»Ja«, antwortete Rhyme.
»Ich kann sie finden.«
»Diese Richtung«, sagte Sean O'Sarian.
»Ganz sicher.« Rich Culbeau, der gerade an eine Kiefer pinkelte, schaute nach Westen, in die Richtung, in die der Dürre deutete - dorthin, wo sie vor einer Viertelstunde einen Schuss und lautes Geschrei gehört hatten. Culbeau zog seinen Hosenstall zu.
»Was ist da drüben?«, fragte er.
»Sumpf, ein paar alte Häuser«, antwortete Harris Tomel, der auf seinen Jagdtouren vermutlich schon jeden Quadratmeter im ganzen Bezirk abgegrast hatte.
»Ansonsten nicht viel. Hab dort vor einem Monat einen Wolf gesehen.« Die Wölfe waren angeblich ausgerottet gewesen, kehrten aber gerade wieder zurück.
»Im Ernst?«, sagte Culbeau. Er hatte noch nie einen gesehen, obwohl er schon immer scharf drauf gewesen war.
»Hast du ihn geschossen?«, fragte O'Sarian.
»Die schießt man nicht«, erwiderte Tomel.
»Sie sind geschützt«, fügte Culbeau hinzu.
»Na und?« Und Culbeau stellte fest, dass ihm dazu nichts einfiel. Sie warteten noch ein paar Minuten, hörten aber weder weitere Schüsse noch Schreie.
»Machen wir lieber weiter«, sagte Culbeau und deutete in die Richtung, aus der die Schüsse gekommen waren.
»Von mir aus«, meinte O'Sarian und nahm einen Zug aus der Wasserflasche.
»Heiß ist's heute wieder«, warf Tomel ein und schaute auf die tief stehende, aber nichtsdestoweniger glühende Sonne.
»Heiß ist's jeden Tag«,
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