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Jeffery Deaver - Der Insektensammler1.doc

Jeffery Deaver - Der Insektensammler1.doc

Titel: Jeffery Deaver - Der Insektensammler1.doc Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: mulder43
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Behinderung keine Rolle spielte, zu der seine Gefühle für Amelia Sachs und der Schrecken über das, was sie getan hatte, keinen Zugang hatten. Er hatte die Spuren so deutlich vor Augen, als ob er auf die Tabellen starrte. Genau genommen konnte er sie mit geschlossenen Augen sogar besser sehen. Farbe, Zucker, Hefe, Schmutz, Camphen, Farbe, Schmutz, Zucker... Hefe... Hefe... Ein Gedanke ging ihm durch den Kopf, entglitt ihm wieder. Komm zurück, komm zurück, komm zurück... Ja! Da war er wieder. Rhyme schlug die Augen auf. Er schaute in die leere Ecke des Zimmers. Bell verfolgte seinen Blick.
    »Was ist los, Lincoln?«
    »Gibt es hier eine Kaffeemaschine?«
    »Kaffee?«, fragte Thom entrüstet.
    »Kein Koffein. Nicht bei dem Blutdruck, den -«
    »Nein, ich will keine Tasse Kaffee, verdammt noch mal! Ich will einen Kaffeefilter.«
    »Einen Filter? Ich besorge einen.« Bell verschwand und kehrte kurz darauf zurück.
    »Geben Sie ihn Ben«, befahl Rhyme. Dann wandte er sich an den Studenten.
    »Stellen Sie fest, ob die Papierfasern von dem Filter mit denen übereinstimmen, die wir an Garretts Kleidung aus der Mühle gefunden haben.« Ben kratzte ein paar Fasern auf einen Objektträger. Er blickte durch die Okulare des Vergleichsmikroskops, regelte die Schärfe und stellte den Tisch so ein, dass die beiden Proben im Gesichtsfeld unmittelbar nebeneinander lagen.
    »Die Farbe ist ein bisschen anders, Lincoln, aber von der Beschaffenheit und der Größe her ähneln sich die Fasern ziemlich.«
    »Gut«, sagte Rhyme, der den Blick jetzt auf das T-Shirt mit den Flecken gerichtet hatte.
    »Der Saft«, sagte er zu Ben,
    »der Fruchtsaft auf dem T-Shirt. Kosten Sie ihn noch mal. Schmeckt er leicht säuerlich? Oder eher herb?« Ben leckte daran.
    »Ein bisschen vielleicht. Schwer zu sagen.« Rhyme ließ den Blick zur Karte schweifen, stellte sich vor, wie Lucy und die anderen irgendwo in dieser grünen Wildnis an Sachs heranpirschten, bereit zu schießen. Oder dass Garrett Sachs' Waffe hatte und auf sie richtete. Oder dass sie sich die Waffe an den Kopf hielt und abdrückte.
    »Jim«, sagte er.
    »Sie müssen mir etwas besorgen. Eine Vergleichsprobe.«
    »Okay. Wo?« Er holte seine Schlüssel aus der Hosentasche.
    »Oh, dazu brauchen Sie keinen Wagen.« Viele Bilder gingen Lucy durch den Kopf: Jesse Corn an seinem ersten Tag in der Sheriff-Dienststelle, die zur Uniform gehörenden Schuhe auf Hochglanz poliert, aber mit zwei verschiedenen Socken - er hatte sich vor Tagesanbruch angezogen, damit er auch bestimmt nicht zu spät kam. Jesse Corn, der sich hinter einen Streifenwagen duckte, Schulter an Schulter mit ihr, während Barton Snell - mit PCP zugedröhnt und völlig von Sinnen - blindwütig auf die Deputys schoss. Jesse mit seiner lockeren Art und seinen witzigen Sprüchen war es schließlich gewesen, der den großen Kerl dazu bewegt hatte, die Winchester niederzulegen. Jesse Corn, wie er an seinem freien Tag stolz mit seinem neuen kirschroten Ford-Pick-up zur Bezirksverwaltung gefahren und mit ein paar Kindern auf der Ladefläche auf dem Parkplatz hin und her kutschiert war.
    »Juhuuuu«, hatten sie wie aus einem Mund geschrien, wenn er über die Schwellen zur Geschwindigkeitsbeschränkung gerollt war. Diese Gedanken - und ein gutes Dutzend andere - beschäftigten sie jetzt, als sie, Ned und Trey sich durch einen weiten Eichenwald arbeiteten. Jim Bell hatte ihnen befohlen, beim Wohnwagen zu warten, und gesagt, er werde Steve Farr, Frank und Mason losschicken, damit sie die Verfolgung übernahmen. Er wollte, dass sie und die beiden anderen Deputys zur Dienststelle zurückkehrten. Aber sie hatten sich nicht darauf eingelassen. Sie hatten Jesses Leiche so behutsam wie möglich in den Wohnwagen gebracht und ihn mit einem Laken zugedeckt. Dann hatte sie Jim mitgeteilt, dass sie die Flüchtigen weiter verfolgen wollten und nichts auf der Welt sie daran hindern könne. Garrett und Amelia legten ein tüchtiges Tempo vor und gaben sich keinerlei Mühe, ihre Spuren zu verwischen. Sie liefen einen Pfad entlang, der an das Sumpfland grenzte. Der Boden war weich, sodass man ihre Fußabdrücke deutlich sehen konnte. Lucy fiel etwas ein, was Amelia Lincoln Rhyme berichtet hatte, als sie die Fußspuren am Tatort in Blackwater Landing untersucht hatte - Billy Stail hatte Zehen und Ballen belastet, was wiederum hieß, dass er auf Garrett zugerannt war, um Mary Beth zu retten. Genau das Gleiche fiel Lucy jetzt auf, als sie die Abdrücke der

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