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Jeffery Deaver - Der Insektensammler1.doc

Jeffery Deaver - Der Insektensammler1.doc

Titel: Jeffery Deaver - Der Insektensammler1.doc Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: mulder43
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benutzen können, stattdessen aber stürmte er hinaus in die Hitze und ging raschen Schrittes über den Platz zu einer Reihe Münzfernsprecher auf dem Gehsteig. Er griff in die Hosentasche und holte ein paar Münzen heraus. Er blickte sich um, und als er sich davon überzeugt hatte, dass niemand in der Nähe war, warf er sie ein, schaute auf die Nummer, die er auf einem Zettel stehen hatte, und gab die Ziffern ein. Farmer John, Farmer John. Frisch auf den Tisch von Farmer John... Farmer John, Farmer John. Frisch auf den Tisch von Farmer John... Während Amelia Sachs auf die Dosen vor ihr starrte, von denen ihr ein Dutzend in Latzhosen gekleidete Farmer mit spöttischem Lächeln entgegenstrahlten, ging ihr immer wieder dieses dämliche Reklamelied durch den Kopf, diese Hymne auf ihre Dummheit. Die Jesse Corn das Leben gekostet hatte. Und ihres ruiniert. Nur undeutlich nahm sie die Hütte wahr, in der sie jetzt saß, eine Gefangene des Jungen, für den sie ihr Leben aufs Spiel gesetzt hatte. Und den wütenden Wortwechsel zwischen Garrett und Mary Beth. Sie hatte nur immer wieder den kleinen schwarzen Punkt auf Jesses Stirn vor Augen. Und hörte lediglich den albernen Singsang. Farmer John... Farmer John... Dann wurde Sachs mit einem Mal etwas klar: Ab und zu war Lincoln Rhyme geistig abwesend. Er unterhielt sich unter Umständen mit einem, aber seine Worte waren nichts sagend, er lächelte vielleicht, aber das war aufgesetzt, er hörte einem anscheinend zu, nahm aber kein Wort wahr. In solchen Momenten, das wusste sie, dachte er an den Tod. Er überlegte dann, ob er sich mit jemandem von einer Sterbehilfegruppe wie der Lethe Society in Verbindung setzen sollte, jemandem, der ihm beistehen könnte. Oder überlegte sich vielleicht sogar - wie es manche Schwerstbehinderte getan hatten -, ob er einen Berufskiller engagieren sollte. (Rhyme, der an der Festnahme und Überführung zahlreicher Mitglieder des organisierten Verbrechens mitgewirkt hatte, verfügte offenkundig über die entsprechenden Beziehungen. Genau genommen gab es vermutlich ein paar ehrenwerte Herrschaften, die den Auftrag mit Freuden und umsonst erledigen würden.) Aber bis zu diesem Augenblick - da ihr Leben ebenso zerstört war wie Rhymes, nein, schlimmer noch - hatte sie immer gedacht, seine Einstellung wäre falsch, fetzt jedoch verstand sie, wie ihm zu Mute war.
    »Nein!«, rief Garrett, sprang auf, blickte zum Fenster und spitzte die Ohren. Man muss ständig horchen. Sonst kann sich jemand an einen ranschleichen. Dann hörte es auch Sachs. Ein Auto, das sich langsam näherte.
    »Sie haben uns gefunden!«, schrie der Junge und griff zum Revolver. Er rannte zum Fenster und starrte hinaus. Er war sichtlich verwirrt.
    »Was ist das?«, flüsterte er. Eine Tür wurde zugeschlagen. Danach herrschte eine Zeit lang Stille. Bis sie die Stimme hörte.
    »Sachs? Ich bin's.« Ein leichtes Lächeln spielte um ihren Mund. Niemand auf der Welt hätte hierher gefunden, außer Lincoln Rhyme.
    »Sachs, bist du da?«
    »Nein!«, flüsterte Garrett.
    »Sagen Sie nichts!« Ohne auf ihn zu achten, stand Sachs auf und ging zu dem zerbrochenen Fenster. Dort, auf dem holprigen, unbefestigten Fußweg vor der Hütte, stand der schwarze Rollx-Bus. Rhyme, der im Storm Arrow saß, hatte sein Gefährt nah an das Gebäude gesteuert - so weit er konnte, bis ihn ein Erdhaufen neben der Veranda aufgehalten hatte.
    »Hallo, Rhyme«, sagte sie.
    »Still!«, zischte der Junge.
    »Kann ich mit dir reden?«, rief Rhyme. Was soll das noch?, dachte sie. Dennoch sagte sie:
    »Ja.« Sie ging zur Tür.
    »Mach auf«, sagte sie zu Garrett.
    »Ich will raus.«
    »Nein, das ist ein Trick«, erwiderte der Junge.
    »Die fallen über -«
    »Mach die Tür auf, Garrett«, sagte sie entschlossen und starrte ihn durchdringend an. Er blickte sich um. Dann bückte er sich und zog die Keile unter der Tür hervor. Die Handschellen an ihren steifen Gelenken klingelten wie Schlittenglocken, als sie die Tür öffnete.
    »Er hat es getan, Rhyme«, sagte sie, als sie sich vor ihm auf der Verandatreppe niederließ.
    »Er hat Billy umgebracht... Ich habe mich geirrt. Total geirrt.« Der Ermittler schloss die Augen. Wie furchtbar muss ihr zu Mute sein, dachte er. Er musterte sie genau, das bleiche Gesicht, den versteinerten Blick.
    »Ist Mary Beth okay?«, fragte er.
    »Es geht ihr gut. Sie hat Angst, aber ansonsten fehlt ihr nichts.«
    »Sie hat ihn dabei gesehen?« Sachs nickte.
    »Es gab keinen Mann mit einer

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