Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Jeffery Deaver - Der Insektensammler1.doc

Jeffery Deaver - Der Insektensammler1.doc

Titel: Jeffery Deaver - Der Insektensammler1.doc Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: mulder43
Vom Netzwerk:
wollte sich an Garrett wenden, doch dann bemerkte sie etwas: die Dosen mit den Obst-und Gemüsekonserven von Farmer John. Langsam, fast schlafwandlerisch, ging sie zu dem Tisch und nahm eine in die Hand. Starrte auf das Bild am Etikett - ein fröhlicher blonder Farmer, der eine braune Latzhose und ein weißes Hemd trug.
    »Du hast dir das ausgedacht«, sagte sie flüsternd zu Garrett und hielt die Dose hoch.
    »Da war gar kein anderer Mann. Du hast mich angelogen.« Flink wie ein Grashüpfer trat Garrett vor und zog ein Paar Handschellen vom Gürtel der Rothaarigen. Er legte sie ihr an und ließ sie einschnappen.
    »Tut mir Leid, Amelia«, sagte er.
    »Aber wenn ich Ihnen die Wahrheit gesagt hätte, hätten Sie mich niemals rausgeholt. Es war die einzige Möglichkeit. Ich musste doch wieder hierher. Ich muss-te doch wieder zu Mary Beth.«

... Sechsunddreißig
    FUNDE AM SEKUNDÄREN TATORT MÜHLE Braune Farbe an Hose Sonnentau Lehm Torfmoos Fruchtsaft Papierfasern Stinkball - Fischköder Zucker Camphen Alkohol Kerosin Hefe Unentwegt musterte Lincoln Rhyme die Spurentabelle. Von oben nach unten, von unten nach oben. Und wieder von vorn. Warum, zum Teufel, ist der verfluchte Chromatograph so langsam?, fragte er sich. Jim Bell und Mason Germain saßen schweigend um ihn herum. Lucy hatte vor ein paar Minuten angerufen und mitgeteilt, dass sie die Spur verloren hatten und nördlich des Wohnwagens auf weitere Anweisungen warten wollten - bei Planquadrat C-5. Der Chromatograph rumpelte, worauf sich alle lautlos dem Gerät zuwandten. Langsam verstrichen die Minuten, bis Ben schließlich das Schweigen brach.
    »In der Schule hat man mich so genannt. Was Sie sich vermutlich schon gedacht haben.« Rhyme blickte zu ihm.
    »>Big Ben. Wie die Turmuhr in England. Vermutlich haben Sie sich das schon gefragt.«
    »Habe ich nicht. In der Schule, sagen Sie?« Er nickte.
    »In der Highschool. Ich war schon mit sechzehn über eins neunzig groß und hundertzehn Kilo schwer. Die haben sich mächtig über mich lustig gemacht. >Big Ben<. Dazu andere Spitznamen. Deswegen habe ich mich nie so recht wohl in meiner Haut gefühlt. Vielleicht hab ich mich deshalb am Anfang Ihnen gegenüber irgendwie komisch benommen.«
    »Die anderen haben Ihnen ziemlich zugesetzt, was?«, fragte Rhyme, der die Entschuldigung einerseits zur Kenntnis nahm, sich andererseits aber nicht darauf einlassen wollte.
    »Allerdings. Bis ich mit dem Ringen angefangen habe, in die Schulmannschaft kam und Darryl Tennison in drei Komma zwei Sekunden am Boden hatte. Und er hat noch viel länger gebraucht, bis er wieder bei Puste war.«
    »Ich habe oft den Turnunterricht geschwänzt«, erzählte Rhyme.
    »Ich habe Atteste von meinen Ärzten gefälscht, Entschuldigungen von meinen Eltern und zwar ziemlich gut, möchte ich meinen -, und habe mich ins naturwissenschaftliche Labor geschlichen.«
    »Das haben Sie gemacht?«
    »Mindestens zwei Mal die Woche.«
    »Und dort haben Sie Experimente durchgeführt?«
    »Ich habe viel gelesen, mit den Geräten herumgespielt... Und ein paar Mal habe ich mit Sonja Metzger herumgespielt.« Thom und Ben lachten. Doch Sonja, seine erste Freundin, erinnerte ihn wieder an Ame-lia Sachs, und damit mochte er sich derzeit nicht auseinander setzen.
    »Okay«, sagte Ben.
    »Wir sind so weit.« Auf dem Computerbildschirm tauchten die Untersuchungsergebnisse der Vergleichsprobe auf, die Rhyme sich von Jim Bell hatte besorgen lassen. Der hünenhafte junge Mann nickte.
    »Hier haben wir's: Die Lösung besteht aus fünfundfünfzig Prozent Alkohol. Dazu Wasser und allerhand Mineralien.«
    »Brunnenwasser«, sagte Rhyme.
    »Höchstwahrscheinlich. Und daneben«, fuhr der Student fort,
    »geringe Mengen von Formaldehyd, Phenol, Fructose, Dextrose und Zellulose.«
    »Das genügt mir«, erklärte Rhyme. Und er dachte: Der Fisch ist zwar immer noch auf dem Trockenen, aber allmählich wächst ihm eine Lunge.
    »Ich habe einen Fehler begangen«, sagte er, an Bell und Mason gewandt.
    »Einen schweren. Ich habe die Hefe gesehen und ging davon aus, dass sie aus der Mühle stammt, und nicht etwa von dem Ort, an dem Garrett Mary Beth festhält. Aber warum sollte man in einer Mühle Hefe lagern? So was findet man nur in einer Bäckerei... oder« - mit hochgezogener Augenbraue wandte er sich an Bell -
    »an einem Ort, an dem so was gebraut wird.« Er deutete mit dem Kopf auf die Flasche, die auf dem Tisch stand. Sie enthielt die Flüssigkeit, die Bell auf Rhymes Bitte hin aus

Weitere Kostenlose Bücher