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Jeffery Deaver - Der Insektensammler1.doc

Jeffery Deaver - Der Insektensammler1.doc

Titel: Jeffery Deaver - Der Insektensammler1.doc Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: mulder43
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Auf dem Bild war ein schmächtiger Junge mit Bürstenschnitt, dichten, zusammengewachsenen Augenbrauen und tief liegenden Augen zu sehen. Er hatte einen Ausschlag an der Wange.
    »Hier ist noch eins.« Bell entfaltete einen Zeitungsausschnitt. Auf dem Foto saß eine vierköpfige Familie an einem Picknicktisch. Die Bildunterschrift lautete:
    »Die Hanions beim alljährlichen Feiertagspicknick von Tanner's Corner, eine Woche vor dem tragischen Verkehrsunfall auf der Route 112, bei dem Stuart (39), Sandra (37) und ihre Tochter Kaye (10) ums Leben kamen. Daneben Garrett (11), der zum Zeitpunkt des Unfalls nicht im Wagen saß.«
    »Kann ich den Bericht vom gestrigen Tatort sehen?«, fragte Rhyme. Bell schlug einen Ordner auf, und Thom nahm ihn entgegen. Rhyme hatte kein Umblättergerät dabei, daher war er auf die Hilfe seines Betreuers angewiesen.
    »Kannst du ihn etwas ruhiger halten?« Thom seufzte. Doch Rhyme war gereizt. Die Tatortarbeit war schlampig. Auf den Polaroidfotos waren etliche Fußabdrücke zu sehen, aber man hatte kein Lineal danebengelegt, durch das man die Größe hätte erkennen können. Außerdem war keiner der Abdrücke mit num-merierten Karten versehen worden, um kenntlich zu machen, dass sie von verschiedenen Personen stammten. Sachs bemerkte es ebenfalls, schüttelte den Kopf und wies darauf hin.
    »Machen Sie das immer?«, fragte Lucy etwas defensiv.
    »Karten hinlegen?«
    »Selbstverständlich«, erwiderte Sachs.
    »Das ist die übliche Vorgehensweise.« Rhyme vertiefte sich wieder in den Bericht. Er enthielt nur eine oberflächliche Beschreibung der Örtlichkeit und der Position, in der sich Billys Leiche befunden hatte. Rhyme sah, dass die Umrisse mit Sprühfarbe eingezeichnet worden waren - ein berüchtigtes Mittel, das Spuren vernichtete und einen Tatort allgemein beeinträchtigte. Keinerlei Bodenproben waren gesichert worden, weder am Fundort der Leiche noch an der Stelle, an der es offensichtlich zu einer Rangelei zwischen Billy, Mary Beth und Garrett gekommen war. Und Rhyme sah Zigarettenkippen am Boden liegen - die zahlreiche Hinweise hätten liefern können -, aber keine war eingesammelt worden.
    »Weiter.« Thom blätterte um. Der Fingerabdruckbericht war unwesentlich besser. Die Schaufel wies vier vollständige und siebzehn Teilabdrücke auf, die alle eindeutig Garrett und Billy zugeordnet worden waren. Die meisten waren latent, ein paar, die sich an einem Schmutzfleck am Stiel befanden, aber auch mit bloßem Auge zu erkennen, ohne dass sie mit Hilfe von Chemikalien oder Polilight sichtbar gemacht werden mussten. Dennoch war Mason bei der Tatortarbeit unvorsichtig gewesen - die Abdrücke seiner Latexhandschuhe an der Schaufel überlagerten die des Mörders. Rhyme hätte jeden Techniker, der derart unachtsam mit Spuren umging, auf der Stelle gefeuert, aber da es so viele verwertbare Abdrücke gab, kam es in diesem Fall wohl nicht unbedingt darauf an. Die Ausrüstung musste in Bälde eintreffen.
    »Ich brauche einen Labortechniker, der mir bei der Auswertung und an den Geräten zu Hand geht«, sagte Rhyme zu Bell.
    »Am liebsten wäre mir ein Polizist, aber die Hauptsache ist, dass er oder sie wissenschaftlich bewandert ist. Und sich hier in der Gegend auskennt. Ein Einheimischer also.« Masons Daumen kreiste über dem geriffelten Hahn seines Revolvers.
    »Wir können bestimmt jemanden auftreiben, aber ich dachte, Sie wären der Fachmann. Ich meine, deswegen ziehen wir Sie doch hinzu, oder?«
    »Sie ziehen mich unter anderem deshalb hinzu, weil ich weiß, wann ich Hilfe brauche.« Er schaute zu Bell.
    »Fällt Ihnen jemand ein?« Lucy Kerr antwortete ihm.
    »Der Sohn meiner Schwester -Benny -, der studiert Naturwissenschaften an der University of North Carolina. Macht sein Diplom.«
    »Klug?«
    »Sehr gescheit. Er ist bloß... na ja, ein bisschen ruhig.«
    »Ich brauche ihn nicht der Ansprache wegen.«
    »Ich ruf ihn an.«
    »Gut«, sagte Rhyme.
    »Nun möchte ich, dass Amelia den Tatort in Blackwater und das Zimmer des Jungen untersucht.«
    »Aber«, sagte Mason und deutete auf den Bericht,
    »das haben wir doch schon gemacht. Genau und gründlich.«
    »Ich möchte, dass sie beides noch einmal untersucht«, beharrte Rhyme kurz angebunden. Dann wandte er sich an Jesse.
    »Sie kennen die Gegend. Könnten Sie sie begleiten?«
    »Klar. Gern sogar.« Sachs warf ihm einen schiefen Blick zu. Aber Rhyme wusste um den Wert eines Flirts. Sachs brauchte Unterstützung - und zwar jede Menge. Rhyme

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