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Jeffery Deaver - Der Insektensammler1.doc

Jeffery Deaver - Der Insektensammler1.doc

Titel: Jeffery Deaver - Der Insektensammler1.doc Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: mulder43
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Tag für Tag der Krankheit getrotzt, sich fortwährend gegen sie gewehrt hatte. Nicht wie deine Mutter. Sei wie Virginia Dare, die die verschollenen Kolonisten zum letzten Widerstand um sich scharte. Sei wie die weiße Hindin, die Königin sämtlicher Tiere des Waldes. Und dann, als sie gerade an die Abbildung einer prachtvollen Hirschkuh dachte, die sie in einem Buch über Volks-und Heimatsagen in North Carolina gesehen hatte, meinte sie wieder eine Bewegung am Waldrand wahrzunehmen. Der Missionar kam unter den Bäumen hervor. Er hatte einen schweren Rucksack umhängen. Er war kein Hirngespinst! Mary Beth nahm eines von Garretts Gläsern, in dem ein Käfer saß, der wie ein Dinosaurier aussah, und schleuderte es gegen das Fenster. Es durchschlug die Scheibe und zerbarst an den Gitterstäben draußen.
    »Helfen Sie mir!«, schrie sie, doch ihre Kehle war staubtrocken, sodass sie kaum einen Ton hervorbrachte.
    »Hilfe!« Der Mann, keine hundert Meter von ihr entfernt, blieb stehen. Blickte sich um.
    »Bitte! Helfen Sie mir!« Ein langer Klagelaut. Er drehte sich um. Schaute dann in den Wald. Sie holte tief Luft und wollte einen weiteren Schrei ausstoßen, doch ihr Hals war wie zugeschnürt. Sie würgte, spuckte etwas Blut. Und der Missionar auf der anderen Seite der Wiese ging weiter. Kurz darauf war er wieder im Wald verschwunden. Mary Beth ließ sich auf das muffige Sofa fallen und lehnte den Kopf erschöpft und hoffnungslos an die Wand. Plötzlich blickte sie auf - wieder hatte sie eine Bewegung wahrgenommen. Ganz in der Nähe - in der Hütte. Der Käfer, der aussah wie ein kleines Tri-ceratops, hatte die Zerstörung seiner Behausung heil überstanden. Mary beobachtete ihn, als er zielstrebig an einem Haufen Scherben empormarschierte, ein Flügelpaar ausbreitete, dann ein zweites, das kaum merklich schwirrte, und sich vom Fenstersims aus in die Freiheit aufschwang.

... Siebzehn

    »Wir haben ihn gefasst«, sagte Rhyme zu )im Bell und seinem Schwager, Deputy Steve Farr.
    »Amelia und ich. Wie wir das vereinbart hatten. Jetzt müssen wir wieder nach Avery.«
    »Na ja, Lincoln«, setzte Bell zaghaft an,
    »die Sache ist bloß die, dass Garrett nichts sagt. Er will uns nicht verraten, wo Mary Beth steckt.« Ben, der neben dem Computerbildschirm stand, auf dem die Zackenmuster der chromatographischen Untersuchung aufleuchteten, wirkte unschlüssig. Seine anfängliche Zurückhaltung hatte sich gelegt, und fast schien es so, als bedauerte er, dass sein Auftrag zu Ende ging. Amelia Sachs war ebenfalls im Labor. Mason Germain nicht, was ihnen nur recht war Rhyme war stinksauer darüber, dass Sachs durch seine Schüsse draußen bei der Mühle in Lebensgefahr geraten war. Bell hatte dem Deputy zornig befohlen, dass er sich vorerst aus dem Fall herauszuhalten habe.
    »Ich weiß es zu würdigen«, erwiderte Rhyme abschätzig auf Beils unausgesprochene Bitte um weiteren Beistand,
    »aber sie befindet sich nicht in unmittelbarer Gefahr.« Lydia hatte ihnen berichtet, dass Mary Beth noch am Leben war und wo sie sich in etwa befand. Wenn man mit ein paar Suchtrupps die Outer Banks abkämmte, fand man sie vermutlich binnen weniger Tage. Und außerdem war Rhyme jetzt bereit für die Operation. Er klammerte sich jetzt tatsächlich an ein glückliches Vorzeichen, so abwegig es auch sein mochte - die Erinnerung daran, wie Henry Davett ihm Kontra gegeben hatte, an den ehernen Blick des Mannes. Beim Gedanken an den Geschäftsmann zog es ihn in die Klinik, wollte er die Untersuchungen so schnell wie möglich hinter sich bringen und sich unters Messer begeben. Er warf einen Blick zu Ben und wollte ihm gerade erklären, wie er die Instrumente einpacken sollte, als Sachs Bell zu Hilfe kam.
    »Wir haben in der Mühle ein paar Spuren gefunden. Das heißt, Lucy hat sie gefunden. Gute Spuren.«
    »Wenn sie gut sind, kann auch jemand anders feststellen, wohin sie führen«, sagte Rhyme säuerlich.
    »Sehen Sie, Lincoln«, versetzte Bell versöhnlich mit breitem CarolinaAkzent,
    »ich will Sie ja zu nichts drängen, aber Sie sind hier weit und breit der Einzige, der Erfahrung mit Schwerverbrechen hat. Mit so was können wir doch überhaupt nichts anfangen.« Er nickte zu dem Chromatographen hin.
    »Und mit Schmutzspuren oder Fußabdrücken auch nicht.« Rhyme rieb den Kopf an der Nackenstütze des Storm Arrow, warf einen Blick zu Sachs und sah deren flehentliche Miene. Schließlich seufzte er.
    »Und Garrett sagt überhaupt nichts?«, fragte er

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