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Jeffery Deaver - Der Insektensammler1.doc

Jeffery Deaver - Der Insektensammler1.doc

Titel: Jeffery Deaver - Der Insektensammler1.doc Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: mulder43
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helfen könnte, dem Jungen ein paar Auskünfte zu entlocken. Doch dann überlegte er es sich offenbar anders - klugerweise, wie Rhyme fand.
    »Machen wir uns an die Arbeit, Ben«, sagte Rhyme. Er rollte zu dem Tisch, auf dem die Reagenzgläser des Dichtegradienten standen.
    »Und nun hören Sie genau zu. Die Instrumente sind für einen Kriminalisten das gleiche wie die Waffen für einen Offizier im Feld. Sie müssen richtig verpackt und verstaut werden. Sie müssen sie so behandeln, als ob ein Menschenleben davon abhängt, denn genauso ist es, glauben Sie mir. Hören Sie zu, Ben?«
    »Ich höre zu.«

... Achtzehn
    Das Gefängnis von Tanner's Corner war zwei Querstraßen von der Sheriff-Dienststelle entfernt. Sachs und Bell gingen den glühend heißen Gehsteig entlang. Wieder fiel ihr auf, dass Tanner's Corner wie eine Geisterstadt wirkte. Die kränklich aussehenden Trunkenbolde hockten immer noch schweigend auf einer Bank im Stadtzentrum. Eine dürre, frisch frisierte Frau stellte ihren Mercedes in einer Reihe leerer Parkbuchten ab, stieg aus und ging in das Nagelstudio. Der protzige Wagen wirkte in dieser Kleinstadt völlig fehl am Platz. Ansonsten war niemand auf der Straße. Sachs fiel auf, dass ein halbes Dutzend Geschäfte eingegangen waren. Eines davon war ein Spielwarenladen gewesen. Eine Babypuppe, die einen von der Sonne verblichenen Strampelanzug trug, lag im Schaufenster. Wo, dachte sie einmal mehr, sind die ganzen Kinder? Dann schaute sie über die Straße und sah ein Gesicht, das sie aus dem schummrigen Schankraum von Eddie's Bar beobachtete. Sie kniff die Augen zusammen.
    »Diese drei Typen«, sagte sie und deutete mit dem Kopf hin. Bell blickte hinüber.
    »Culbeau und seine Kumpel?«
    »Hmm. Das sind Tunichtgute. Sie haben mir meine Waffe abgenommen«, sagte Sachs.
    »Einer von ihnen jedenfalls. Dieser O'Sarian.« Der Sheriff runzelte die Stirn.
    »Und dann?«
    »Ich habe sie mir zurückgeholt«, antwortete sie kurz und knapp.
    »Soll ich ihn mir vorknöpfen?«
    »Nein. Ich dachte bloß, Sie sollten es wissen. Die sind sauer, weil sie die Belohnung nicht kriegen. Allerdings, wenn Sie mich fragen, steckt da noch mehr dahinter. Die haben es auf den Jungen abgesehen.«
    »So wie jeder in der Stadt.«
    »Aber nicht jeder in der Stadt läuft mit geladener Waffe in der Gegend herum.« Bell lachte.
    »Na ja, nicht jeder«, sagte er.
    »Außerdem wundere ich mich ein bisschen, dass sie zufällig bei der Mühle aufgekreuzt sind.« Der Sheriff dachte einen Moment lang darüber nach.
    »Meinen Sie, Mason steckt dahinter?«
    »Ja«, sagte Sachs.
    »Ich wünschte, er hätte diese Woche Urlaub genommen. Aber das tut er bestimmt nicht. So, da wären wir. Macht nicht viel her, das Gefängnis, aber es erfüllt seinen Zweck.« Sie gingen in das flache Gebäude aus Betonbausteinen. Die ächzende und keuchende Klimaanlage sorgte für eine angenehm kühle Raumtemperatur. Bell erklärte ihr, dass sie ihre Waffe im Schließfach hinterlegen sollte. Er tat das gleiche, worauf sie sich in den Vernehmungsraum begaben. Er schloss die Tür. Garrett Hanion, der einen blauen, vom Bezirk gestellten Overall trug, saß Jesse Corn an einem Glasfibertisch gegenüber. Der Deputy lächelte Sachs an, und sie erwiderte das Lächeln, wenn auch etwas weniger herzlich. Dann schaute sie den Jungen an und war wieder einmal betroffen darüber, wie bedrückt und verzweifelt er wirkte. Ich hab Angst. Er soll aufhören! In seinem Gesicht und an den Armen waren Striemen, die zuvor nicht da gewesen waren.
    »Was hast du dort auf der Haut?«, fragte sie. Er blickte auf seinen Arm und rieb ihn betreten.
    »Giftsumach«, murmelte er.
    »Du kennst deine Rechte, nicht wahr?«, sagte Bell freundlich.
    »Hat Deputy Kerr sie dir vorgelesen?«
    »Ja.«
    »Und du hast alles verstanden?«
    »Ich glaub schon.«
    »Ein Anwalt ist schon unterwegs. Mr. Fredericks. Er kommt von einer Besprechung in Elizabeth City und müsste bald hier sein. Du musst nichts sagen, bevor er da ist. Hast du das verstanden?« Er nickte. Sachs warf einen Blick auf den venezianischen Spiegel. Sie sah nur ihr Abbild, doch auf der anderen Seite saß jemand und beobachtete sie, nahm sie mit der Videokamera auf.
    »Aber wir hoffen, dass du mit uns redest, Garrett«, fuhr Bell fort.
    »Wir müssen dich ein paar wichtige Sachen fragen. Zunächst mal: Stimmt es, dass Mary Beth am Leben ist?«
    »Klar lebt sie noch.«
    »Hast du sie vergewaltigt?«
    »So was würde ich niemals tun«, sagte er,

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