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Jeffery Deaver - Der Insektensammler1.doc

Jeffery Deaver - Der Insektensammler1.doc

Titel: Jeffery Deaver - Der Insektensammler1.doc Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: mulder43
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er.
    »Siehst du den Stuhl da?« Dr. Penny nickt zu dem Stuhl hin, und der Junge warf einen Blick darauf.
    »Ja.«
    »Wir machen eine Art Rollenspiel. Du stellst dir vor, dass auf diesem Stuhl jemand sitzt, jemand, der sehr wichtig ist.«
    »So ähnlich wie der Präsident?«
    »Nein, ich meine jemand, der für dich wichtig ist. Jemand, den du persönlich kennst. Du sollst dir vorstellen, dass er hier vor dir sitzt. Ich möchte, dass du mit ihm redest. Und dass du vollkommen ehrlich zu ihm bist. Ihm alles erzählst, was du auf dem Herzen hast. Auch deine Geheimnisse. Sag ihm Bescheid, wenn du sauer auf ihn bist. Wenn du die Person liebst, sagst du es ihr. Wenn du sie magst - wenn es sich zum Beispiel um ein Mädchen handelt -, dann sag es ihr. Denk dran, dass du dir alles von der Seele reden kannst. Niemand wird dir irgendwas vorhalten.«
    »Ich soll einfach mit dem Stuhl da reden?«, fragte Garrett den Psychologen.
    »Wieso?«
    »Zum einen, damit dir nach all den schlimmen Sachen, die heute vorgefallen sind, wohler wird.«
    »Meinen Sie etwa, weil ich mich habe erwischen lassen?« Sachs lächelte. Dr. Penny, der anscheinend ebenfalls lächeln musste, es aber unterdrückte, schob den leeren Stuhl ein Stück näher zu Garrett.
    »Und nun stellst du dir vor, dass dort jemand sitzt, der dir etwas bedeutet. Sagen wir mal, Mary Beth McConnell. Du möchtest ihr unbedingt etwas sagen, und jetzt hast du die Gelegenheit dazu. Etwas, was du ihr nie gesagt hast, weil es dir zu schwer gefallen ist. Etwas, was dir auf dem Herzen liegt. Nicht bloß irgendwelchen Quatsch.« Garrett schaute sich nervös um, warf dann einen Blick auf seinen Anwalt, der ihm ermutigend zunickte. Der Junge atmete tief durch.
    »Okay, ich glaub, ich bin so weit.«
    »Gut. Und nun stell dir vor, dass Mary Beth auf dem -«
    »Aber mit der will ich nicht reden«, unterbrach ihn Garrett.
    »Nein?« Er schüttelte den Kopf.
    »Ich hab ihr doch schon alles gesagt.«
    »Hast du ihr nicht doch noch etwas mitzuteilen?« Er zögerte.
    »Weiß ich nicht... Vielleicht. Es ist bloß so... Ich möchte mir lieber vorstellen, dass jemand anders auf dem Stuhl sitzt. Könnten wir das irgendwie so machen?«
    »Nun ja, bleiben wir vorerst mal bei Mary Beth. Du hast gesagt, dass du ihr vielleicht doch etwas sagen möchtest. Worum geht es? Möchtest du ihr vielleicht sagen, dass sie dich im Stich gelassen, dich verletzt hat? Dass du wütend auf sie bist? Dass du es ihr heimzahlen willst? Du kannst alles sagen, alles, was du möchtest. Nur zu.« Garrett zuckte die Achseln.
    »Hm, wieso kann es nicht jemand anders sein?«
    »Belassen wir's im Augenblick bei Mary Beth.« Der Junge drehte sich plötzlich zu dem venezianischen Spiegel um, schaute genau dorthin, wo Sachs saß. Unwillkürlich lehnte sie sich zurück, obwohl sie wusste, dass er sie nicht sehen konnte.
    »Nur zu«, ermunterte ihn der Psychologe. Der Junge wandte sich wieder Dr. Penny zu.
    »Okay. Ich glaube, ich möchte ihr sagen, dass ich froh bin, dass sie in Sicherheit ist.« Der Psychologe strahlte.
    »Gut, Garrett. Das ist doch ein Anfang. Sag ihr, dass du sie gerettet hast. Sag ihr, warum.« Er nickte zu dem Stuhl hin. Garrett blickte unschlüssig auf den leeren Stuhl. Raffte sich dann auf.
    »Sie war in Blackwater Landing und -«
    »Nein, denk dran, dass du mit Mary Beth sprichst. Stell dir vor, dass sie vor dir sitzt, auf diesem Stuhl.« Er räusperte sich.
    »Du warst in Blackwater Landing. Dort ist es irgendwie viel zu gefährlich. In Blackwater Landing kann einem leicht was passieren, dort sind Leute umgekommen. Ich hab mir Sorgen um dich gemacht. Ich wollte nicht, dass dir der Mann mit der Latzhose was tut.«
    »Der Mann mit der Latzhose?«, fragte Dr. Penny.
    »Der Kerl, der Billy umgebracht hat.« Der Psychologe wandte sich kurz von Garrett ab und warf dem Anwalt einen kurzen Blick zu, worauf dieser den Kopf schüttelte.
    »Weißt du, Garrett, selbst wenn du meinst, dass du Mary Beth gerettet hast, könnte es doch sein, dass sie glaubt, du wärst wegen irgendwas sauer auf sie«, sagte Dr. Penny.
    »Auf sie? Aber ich bin doch gar nicht sauer auf sie.«
    »Na ja, du hast sie immerhin verschleppt.«
    »Ich hab sie weggebracht, damit ihr nichts passiert.« Er erinnerte sich an die Spielregeln und wandte sich wieder dem leeren Stuhl zu.
    »Ich hab dich weggebracht, damit dir nichts passiert.«
    »Ich habe trotzdem den Eindruck«, fuhr der Psychologe leise fort,
    »dass du noch etwas anderes sagen willst. Ich

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