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Jeier, Thomas

Jeier, Thomas

Titel: Jeier, Thomas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: ersten Amerikaner Die
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Qualität der Kriegsführung nach Amerika. Das wurde besonders während der ersten Jahrhunderte deutlich, als Franzosen und Engländer ihre Heere wie auf einem europäischen Schlachtfeld aufstellten und sich nur dank ihrer indianischen Verbündeten in der Wildnis behaupten konnten. Einer der wenigen Versuche seitens der Indianer, die Weißen mit ihren eigenen Mitteln zu schlagen, scheiterte kläglich. Auslöser für die Feindseligkeiten war der Vertrag von Fort Wayne (1809), den William Henry Harrison, der Gouverneur des neuen »Indiana Territory«, mit den dort ansässigen Indianern schloss. Die anwesenden Häuptlinge, mit persönlichen Zuwendungen bestochen und durch Alkohol gefügig gemacht, traten mit dem Kreuz, das sie auf das »Sprechende Papier« malten, den größten Teil ihres Landes an die Weißen ab. Tecumseh, ein angesehener Häuptling der Shawnee-Indianer, stellte den General zur Rede. Obwohl die Shawnee gar nicht betroffen waren, verlangte er die Annullierung des Vertrags: »Unser Land verkaufen? Warum nicht die Luft, das Meer und die Erde? Schuf der Große Geist die Erde nicht zum Nutzen aller seiner Kinder?«
    Um die Amerikaner endgültig aus den Jagdgründen der Shawnee zu vertreiben, beschloss Tecumseh, einen kühnen Plan umzusetzen, der schon seit seiner Jugend in ihm gereift war: Er wollte alle Indianerstämme gegen die Weißen vereinen. Viele hundert Meilen legte er in seinem Kanu zurück, hielt flammende Reden in den Dörfern seiner Nachbarn und versuchte, sie von der Notwendigkeit eines gemeinsamen Vergehens zu überzeugen. Nur wenige Häuptlinge stimmten ihm zu und versprachen, mit ihm und den Shawnee in die entscheidende Schlacht gegen die Amerikaner zu ziehen.
    Ausgerechnet Tenskwatawa, sein leiblicher Bruder, brachte Tecumsehs Pläne zum Scheitern. Der selbstgefällige Prophet, der Tecumseh monatelang mit leidenschaftlichen Predigten unterstützt hatte, neidete seinem Bruder den Erfolg. Als Gouverneur Harrison am 6. April 1811 vor Prophetstown lagerte, ließ Tenskwatawa sein Lager angreifen, obwohl Tecumseh ihm vor seiner Abreise eingeschärft hatte, eine offene Konfrontation unter allen Umständen zu vermeiden. Gegen die organisierte Übermacht der Amerikaner hatten die Indianer keine Chance. Sie wurden vernichtend geschlagen und flohen in die Wälder. Tecumsehs Traum von einer indianischen Allianz war geplatzt. Er kämpfte jedoch im Krieg von 1812 auf englischer Seite gegen die Amerikaner. »Tecumseh war eines jener ungewöhnlichen Genies, die sich manchmal erheben und Revolutionen auslösen«, lobte selbst sein Erzfeind Harrison.
    Auf den westlichen Prärien standen die Plains-Stämme vor ähnlichen Problemen wie ihre Nachbarn im Osten. Ihre Art der Kriegsführung, verstreute Siedlungen in kleinen Gruppen anzugreifen und große Schlachten zu meiden, setzte empfindliche Nadelstiche, vertrieb die Weißen aber nicht. Der Jesuitenpater de Smet schrieb über die Sioux: »Die Sioux zählen 5000 oder 6000 Krieger, zum größten Teil auf schnellen Pferden. Krieg ist für sie nicht nur Geschäft oder Zeitvertreib, sondern der Lebensinhalt par excellence. Die Taktik, die diese Indianer anwenden, lässt die reguläre Art der Kriegsführung unfähig und beinahe sinnlos aussehen. Sie sind heute hier und morgen woanders. Einmal verbreiten sie Panik unter den Pferden und Maultieren der Einwanderer, welche die Wüste in Wagenzügen überqueren, ein anderes Mal tauchen sie am Missouri River auf, wo sie die Schiffe plündern und die Crews [Besatzungen] massakrieren. Der Indianer hat die Gabe, überall und nirgendwo zu sein. Diese Wilden versammeln sich, wenn die Schlacht beginnt, und verstreuen sich, wann immer das Schicksal ihnen nicht günstig gestimmt ist «
    Tatsächlich hatten die Europäer letztendlich ihren Sieg weniger einer geschickten Kriegsführung als vielmehr ihrer enormen Übermacht zu verdanken. Noch machtloser waren die indianischen Ureinwohner gegen die eingeschleppten Krankheiten, die ganze Völker dahinrafften, und den gepantschten Alkohol, der entscheidend zur Unterwerfung der Indianer beitrug. Ein weiter Grund war der Verlust jeglicher Lebensgrundlage, ohne Land, ohne Zugang zu natürlichen Ressourcen, die beinahe Ausrottung der Büffel, machten ein Leben, wie es ihre Vorfahren noch gekannt hatten, unmöglich.
    Doch die Indianer gaben nicht kampflos auf. So wie Tecumseh und der Ottawa-Häuptling Pontiac, der im Krieg gegen die Engländer nur durch den Verrat eines Kriegers aus den

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