Jeier, Thomas
eigenen Reihen überwunden werden konnte, gab es auch unter den Stämmen der Ebenen große Strategen, die jedem Drei-Sterne-General der US-Armee ebenbürtig oder sogar überlegen waren. In den Sümpfen des heutigen Florida kämpften die Seminolen unter Osceola erfolgreich gegen die amerikanische Armee und konnte nur durch einen Verrat besiegt werden: Als er am 21. Oktober 1837 mit einer weißen Flagge bei General Jesup zu einer »Friedensverhandlung« erschien, ließ ihn der Befehlshaber festnehmen und ins Gefängnis nach St. Augustine bringen. Dort starb er ein Vierteljahr später an Malaria. Im Krieg der Seminolen hat die US-Armee zeitweise bis zu 200 000 Soldaten aufgeboten, und es war einer der teuersten Indianerkriege überhaupt. Um 1851 weigerten sich die Navajos unter ihrem Häuptling Manuelito, ins Reservat im heutigen Arizona zu ziehen. Die Amerikaner antworteten mit einem Krieg der »verbrannten Erde«, den der ehemalige Kundschafter Kit Carson mit unvorstellbarer Härte führte. Im Nordwesten der USA hielten die Modocs unter ihrem Anführer Captain Jack ein halbes Jahr in den Lava Beds im Oregon Territory aus, bevor sie überwältigt und Captain Jack am 3. Oktober 1873 gehängt wurde.
Krieg auf der Prärie
Zwischen den Stämmen der Plains und den Weißen kam es um die Mitte des 19. Jahrhunderts zu ersten ernsthaften Auseinandersetzungen. Der scheinbar endlose Siedlerstrom, der sich in langen Planwagenzügen über den Oregon Trail bewegte, stellte eine ernsthafte Bedrohung für die Plains-Stämme dar. Über 10 000 Indianer trafen sich im September 1851 bei Fort Laramie mit Vertretern der amerikanischen Regierung und beschlossen einen Vertrag, der den Stämmen ihre Territorien und den weißen Siedlern freien Durchzug garantieren sollte. Wie so oft torpedierten riesige Gold- und Silberfunde die gute Absicht einiger Anführer und Offiziere, zuerst am Pike's Peak in Colorado und nach dem amerikanischen Bürgerkrieg (1861- 1865) in Montana. Entlang des Bozeman Trails, der in die Goldfelder von Montana führte, errichtete die Armee mehrere Forts. »Kein weißer Mann zieht ungestraft über den Trail, den ihr Bozeman Trail nennt«, drohte Red Cloud, einer der prominentesten Häuptlinge der Sioux. Doch seine Warnungen fanden kein Gehör, und so kam es zum »Red Cloud's War« (1866- 1868) am Powder River.
Zu erstem Ruhm kam Crazy Horse oder Tashunka Uitko (»Sein Pferd ist verrückt«), ein Kriegshäuptling der Oglala-Lakota, in diesem Krieg. Er wird heute noch als legendärer Krieger und Visionär von vielen Indianern wie von Amerikanern verehrt, und in den Black Hills, den heiligen Bergen der Sioux, errichtete man ihm sogar ein überlebensgroßes Denkmal. Er galt als bescheidener Mann. Frauen und Kinder zu beschützen betrachtete er als seine Hauptaufgabe. Auch am Little Bighorn ritt er erst in den legendären Kampf gegen die Einheit unter Lieutenant Colonel George Armstrang Custer, nachdem er die Frauen und Kinder in Sicherheit wusste. Er kämpfte nur mit einem Lendenschurz bekleidet, seine langen Haare schmückten der Balg eines Falken und eine einzelne Feder. Über eine Wange zog sich der gelbe Blitz, den er in seiner Vision gesehen hatte. Er machte sich schon früh einen Namen als geschickter Krieger und verteidigte bis zu seinem frühen und gewaltsamen Tod die traditionelle Lebensweise seines Volkes.
Sein Name wird für alle Zeiten mit dem überlegenen Sieg der vereinigten Sioux, Cheyenne und Arapahos gegen die Siebte Kavallerie am Little Bighorn verbunden bleiben, seinen strategisch wichtigsten Sieg errang er jedoch während Red Cloud's War am Bozeman Trail. Am 6. Dezember 1866 überfielen die Sioux und Cheyenne einen Holztransport vor Fort Phil Kearny, sehr zum Ärger von Captain William Fetterman, einem erfahrenen Kriegsveteran, der im November zu der Garnison gestoßen war. Er lag sich mit Colonel Henry Carrington, dem Fortkommandanten, in den Haaren und hatte ihn schon mehrmals beschworen, eine Einheit Soldaten zum Schutz der Holztransporte ins Feld zu schicken. Am 21. Dezember 1866 um elf Uhr morgens überfielen die Sioux den Holztransport erneut.
Crazy Horse soll unter den sieben Kriegern gewesen sein, die sich ganz bewusst auf einem Hügelkamm sehen ließen, um die Soldaten aus dem Fort zu locken. »Mit 80 Soldaten mische ich die gesamte Sioux-Nation auf«, hatte Captain Fetterman öffentlich geprahlt. Und mit einem Mann mehr, 79 Offizieren und Soldaten und zwei Zivilisten, verließ er das Fort,
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