Jeier, Thomas
»Aber das Sternenbanner soll auch an unsere Vorfahren erinnern, die im Kampf gegen diese Flagge gestorben sind! Wir haben verziehen, aber nicht vergessen!« Kriegsveteranen tragen die Stammesabzeichen, das Banner der ehemaligen Kriegsgefangenen und mit Adlerfedern geschmückte Lanzen.
Bereits während der Kolonialzeit trugen Indianer die Uniform der Vereinigten Staaten von Amerika. Im Kampf gegen die Engländer unterstützten sie die Revolutionäre. »Ich denke, die Indianer könnten uns sehr nützlich sein, als Kundschafter und leichte Truppen«, lobte George Washington. Im Krieg von 1812 kämpften Choctaw und Cherokee unter Andrew Jackson gegen die Engländer. Während des amerikanischen Bürgerkriegs (1861 - 1865) dienten allein 3600 Indianer in der Unionsarmee des Nordens. Colonel Ely S. Parker, ein Seneca-Indianer und enger Vertrauter von General Ulysses S. Grant, war bei der Kapitulation des Südens in Appomatox dabei. Auf Seiten der Konföderierten kämpfte Stand Watie, ein Häuptling der Cherokee. Mit dem First Cherokee Mounted Rifles war er in zahlreichen Gefechten siegreich. Er konnte jedoch nicht verhindern, dass einige seiner Männer zur Union überliefen.
Mehr als 12 000 Indianer meldeten sich als Freiwillige zum Einsatz im Ersten Weltkrieg. Ihr Patriotismus trug dazu bei, dass der Kongress im Jahr 1924 entschied, allen Indianern die Bürgerrechte zu übertragen. Ungefähr 600 Choctaw und Cherokee dienten in der »142nd Infantry der 36th Texas-Oklahoma National Guard Division« und errangen militärische Ehren bei den Kämpfen in Frankreich. Mehrere Soldaten dieser Einheit wurden mit Orden ausgezeichnet.
Legendären Status erreichte die Teilnahme von indianischen Soldaten im Zweiten Weltkrieg. Über 44 000 Männer und Frauen verschiedener Stämme schlossen sich dem Militär an. Mit Begeisterung und Einsatzwillen zogen sie in den Krieg - aus Loyalität gegenüber ihrem Vaterland und vielleicht auch um als Soldat den Status eines Kriegers traditioneller Prägung zu erreichen. Viele Indianer erhielten hohe Auszeichnungen und stiegen im Rang auf. In Italien griff Lieutenant Jack Montgomery, ein Cherokee-Indianer, allein einen Stützpunkt der Deutschen an, tötete elf deutsche Soldaten und nahm 33 Gefangene. Lieutenant Van Barfoot, ein Choctaw, eroberte zwei Maschinengewehrnester und machte 17 Gefangene. Seide erhielten die begehrte »Medal of Honor«. Im fernen Europa waren sie zu Kriegern geworden.
Einen legendären Beitrag zum Sieg der Amerikaner über die Japaner im Pazifik leisteten die »Navajo Code Talkers«. Jeder, der sechs Divisionen der Marines im Pazifik wurde eine Einheit zur Verschlüsselung aller Nachrichten zugeteilt, die geheime Meldungen in der Navajo-Sprache über Funk weitergab - Botschaften die unmöglich für die Japaner zu dechiffrieren waren.
Der berühmteste Indianer im Zweiten Weltkrieg war jedoch Ira Hayes, ein Pima-Indianer aus Arizona. Er gehörte zu den sechs Marines und Navy Corpsmen, die nach der Schlacht von Iwojima die Flagge auf dem Mount Suribachi hissten, eines der bekanntesten Fotos aus dem Zweiten Weltkrieg. Ira Hayes kam mit seinem Ruhm niemals zurecht und starb 1955 als Alkoholiker.
Ungefähr 50 000 Indianer gingen nach Vietnam, über die Hälfte der Freiwilligen kämpfte an der Front. »Ich bekam meinen Namen von meinem Urgroßvater, als ich klein war«, berichtete ein Indianer auf die Frage hin, warum er in einem so umstrittenen Krieg wie in Vietnam gedient habe. »Er segnete mich und gab mir einen Namen. Er bedeutet ›Kleiner Krieger‹. Er sagte meiner Mutter, dass ich unsere Tradition als Krieger fortführen würde. Für mich war schon so gut wie nach der Geburt klar, dass ich mich verpflichten würde.«
Auch im Nahen Osten sind Indianer an der Front. Ausgerechnet der ehemalige US-Präsident George W. Bush sagte: »Heute wird die stolze Tradition fortgeführt: tapfere Native Americans verteidigen unser Land in den Operationen ›Enduring Freedom‹ und ›Iraqi Freedom‹. Sie helfen, die Freiheit auf der ganzen Welt zu verteidigen.« Eine Äußerung, die nicht mehr alle Indianer unterschreiben würden. Sie haben längst erkannt, dass die Situation in den meisten Reservaten sogar noch kritischer ist und man eher in der Heimat anfangen sollte, für bessere Lebensbedingungen zu kämpfen. Der Sioux-Indianer Gerald Dupris meinte nach seiner Rückkehr aus dem Irak: »Die Zustände im Cheyenne River Reservat, wo meine Mutter wohnt, sind wesentlich schlimmer als
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