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Jeier, Thomas

Jeier, Thomas

Titel: Jeier, Thomas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: ersten Amerikaner Die
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von einem Soldaten mit gezücktem Säbel angegriffen wurde. Als sie ihren linken Arm hob, ließ der Soldat den Säbel niedersausen. Sie hob den anderen Arm und bekam auch den abgeschlagen. Dann verschwand der Soldat, ohne sie zu töten. Ungefähr 40 Frauen, die sich zwischen einigen Hügeln verteidigten, schickten ein sechsjähriges Mädchen mit einer weißen Flagge vor. Das Kind wurde erschossen. Einer jungen Frau schnitten die Soldaten das ungeborene Kind aus dem Leib und warfen es weg.
    George Bent, der Sohn eines Pelzhändlers und einer Cheyenne, war zur Zeit des Angriffs im Lager. Wie durch ein Wunder überlebte er das Massaker verletzt. Später gab er zu Protokoll: »Als ich zum Tipi des Häuptlings blickte, sah ich, dass Black Kettle eine amerikanische Flagge an eine Tipi-Stange gebunden hatte, als Zeichen für die Soldaten, dass sein Lager friedlich gesinnt war. Ein Teil der Krieger rannte zur Pferdeherde, die restlichen Leute irrten durch das Lager. Black Kettle rief, dass niemand Angst zu haben bräuchte. Das Dorf stehe unter dem Schutz der amerikanischen Regierung, und es bestehe keine Gefahr. Doch die Soldaten eröffneten das Feuer auf Männer, Frauen und Kinder, und die Cheyenne rannten nach allen Seiten davon.
    Die Mehrheit der Indianer floh das Flussbett hinauf. Es war trocken bis auf ein paar Pfützen. Die Uferböschungen des breiten Flusses waren zwischen einem halben und drei Metern hoch. Während die meisten Indianer durch das Flussbett flohen, versuchten einige Krieger, die Pferde vor den Soldaten zu erreichen. Kleine Gruppen rannten zu den sandigen Hügeln. Ich schloss mich ungefähr zehn jungen Kriegern an, die nach Westen flohen, aber die Soldaten sahen uns und deckten uns mit einem so heftigen Feuer ein, dass wir zurücklaufen und uns im Flussbett verstecken mussten. Wir folgten der Mehrheit der Indianer und wurden heftig beschossen. Sie waren uns dicht auf den Fersen. Wir rannten an Männern, Frauen und Kindern vorbei, einige verwundet, andere tot, im Sand und im Wasser liegend. Wir erreichten die anderen, die Löcher in die Steilufer gegraben hatten und sich verteidigten. Ich wurde von einer Kugel in die Hüfte getroffen und verwundet, schaffte es aber in eines der Erdlöcher.
    Chivingtons Männer schossen auf die Indianer. Es kamen immer mehr Soldaten. Sie konzentrierten ihr Feuer auf die Gruben, und wir wehrten uns so gut wie möglich mit Feuerwaffen und Pfeil und Bogen. Wir besaßen nur wenige Waffen. Als die Soldaten die meisten Männer in den Gruben erschossen hatten, eilten sie herbei und töteten die Verwundeten und unverletzten Frauen und Kinder. Der Kampf dauerte bis zum Sonnenuntergang. Dann rief der Kommandeur seine Männer herbei, und sie zogen sich ins verlassene Lager zurück. Unterwegs skalpierten und verstümmelten sie die Toten in einer Weise, die noch kein Indianer gesehen hatte. Little Bear erzählte mir kürzlich, dass er eine alte Frau gesehen habe. Sie war von den Soldaten bei lebendigem Leibe skalpiert worden und sei wie eine Blinde durch das Lager gestolpert. Der Rest ihrer blutigen Kopfhaut habe ihr bis über ihre Augen gehangen.«
    Die Angreifer waren wie von Sinnen und folgten dem Befehl von Colonel Chivington, der sie mit den Worten in den Kampf geschickt hatte: »Wird Zeit, dass wir den Ball eröffnen! Ich kann euch nicht befehlen, auf Frauen zu schießen, aber denkt an die vielen Frauen und Kinder, die diese Indianer getötet haben!« Und einige Tage zuvor, beim Mittagessen in einer Poststation, hatte er behauptet: »Ich sehne mich danach, im Blut der Indianer zu waten.«
    Von Buffalo Calf Woman, einer besonders tapferen Frau, wird berichtet, dass sie mit ansehen musste, wie ihr Großvater, Vater und Ehemann getötet wurden. Sie wurde von einem Soldaten angegriffen und schaffte es, nach dem Büffelgewehr zu greifen, das einige Goldsucher ihrem Großvater gegeben hatten, und den weißen Angreifer zu erschießen. Danach gelang es ihr zu fliehen. Sie schloss sich den Überlebenden an und kämpfte bis zu ihrem Tod als Kriegerin gegen die Weißen. Auf der Seite der weißen Angreifer weigerte sich Captain Silas Soule, ein Sklaverei-Gegner aus Massachusetts, seine regulären Soldaten auf die Indianer schießen zu lassen, und postierte sie zwischen die flüchtenden Frauen und Kinder und Colonel Chivington und seine Truppen. Er wurde niedergeritten.
    Die Schießerei dauerte ungefähr acht Stunden, das Massaker ging bis zum späten Nachmittag weiter. Die Soldaten befanden

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