Jeier, Thomas
großen »Bonanza«, und nach dem Ende der Expedition strömte ein Heer von Goldsuchern und Glücksrittern in die Black Hills, so dass die Sioux zu den Waffen griffen. Im Mai 1875 reisten angesehene Häuptlinge wie Spotted Tail und Red Cloud nach Washington, D.C. und baten Präsident Ulysses S. Grant, die bestehenden Verträge einzuhalten. Der Präsident, der Innenminister Columbus Delano und der Commissioner of Indian Affairs, Edward Smith bedauerten, den Siedlerstrom nicht aufhalten zu können und boten ihnen 25 000 Dollar und eine Umsiedlung ins Indian Territory (das spätere Oklahoma) an. Die Häuptlinge lehnten ab, nahmen aber nicht an den folgenden Auseinandersetzungen teil. Ganz im Gegensatz zu Sitting Bull und Crazy Horse, die sich erbittert gegen den drohenden Verlust der Black Hills wehrten und Lieutenant Colonel George Armstrong Custer und seiner Siebten Kavallerie auf dem Schlachtfeld am Little Bighorn eine vernichtende Niederlage beibrachten. Über 4000 Krieger der vereinigten Sioux und Cheyenne machten Custer und seine Einheit am 25. Juni 1876 bis auf den letzten Mann nieder. 262 Soldaten ließen an diesem Tag ihr Leben, er ging als einer der schwärzesten Tage in die amerikanische Pioniergeschichte ein. Die Niederlage der Indianer konnte aber auch dieser vorübergehende Sieg nicht aufhalten. Nach einem strengen Winter und der Ausrottung beinahe aller Büffel mussten sich auch Häuptlinge wie Crazy Horse oder Sitting Bull geschlagen geben und schließlich doch mit ihren Stämmen in die ihnen zugewiesenen Reservate umsiedeln.
Die Presse, im Westen selten humanitär und moralisch und meist ganz im Sinne der »Manifest Destiny« und der Befürwortung der Kolonisierung unterwegs, trug durch ihre einseitige Berichterstattung entscheidend zum Sieg über die Sioux und Cheyenne bei. In ihren Berichten über die Black Hills Expedition stellten sie die heiligen Berge der Sioux als romantisches Paradies mit ungeahnten Möglichkeiten für wagemutige Siedler und Farmer dar, gleichzeitig dramatisierten sie die wenigen Scharmützel während der Expedition und sprachen von einer ernsthaften Gefahr für die amerikanische Zivilisation, falls man den kriegerischen Machenschaften der »Rothäute« nicht endlich ein gewaltsames Ende setzte. Wie folgenschwer eine solche Parteinahme und Verdrehung der Tatsachen sein konnte, bewies vor allem die Berichterstattung der legendären Rocky Mountain News , der damals wichtigsten Zeitung im amerikanischen Westen.
Der Feldzug der Rocky Mountain News
Entscheidende Bedeutung kam dabei der Telegrafie zu. Die Telegrafenverbindung zwischen der Ost- und der Westküste, die seit dem 24. Oktober 1861 bestand, revolutionierte den Journalismus im fernen Westen, der ab diesem Zeitpunkt auf knappe Meldungen, Fakten oder angebliche Fakten setzte, die innerhalb kürzester Zeit auch an die bedeutenden Blätter der Ostküste wie die New York Times oder den Philadelphia Inquirer geschickt werden konnten. Vergessen waren die zeitlosen Aufsätze und feuilletonistischen Stories, die bis dahin einen Großteil der Meldungen ausgemacht hatten und von Journalisten verfasst wurden, die persönlich vor Ort waren und nicht nur vom Hörensagen schrieben. Mit dem Telegrafen setzte man auf knappe und prägnante Schlagzeilen wie »Indian Troubles« (Ärger mit den Indianern), die bei den Entscheidungsträgern an der Ostküste große Sorge hervorriefen und sie um den Frieden bangen ließen. Sie sollten zu schnellem Handeln getrieben werden, zu einem Vorstoß in die »Große Amerikanische Wüste«, wie weite Gebiete des Westens genannt wurden.
Um 1860, ein Jahr vor Ausbruch des Bürgerkriegs, war die Lage in Colorado besonders kritisch. Am Pike's Peak wurde Gold gefunden, und wie zuvor in Kalifornien und später in den Black Hills setzte auch in den Ausläufern der Rocky Mountains ein wahrer Run auf das wertvolle Metall ein, ungeachtet des Vertrages, den die amerikanische Regierung bereits 1851 mit den Cheyenne und Arapaho geschlossen hatte. Darin war den Indianern alles Land zwischen dem South Platte River und dem Arkansas River in Colorado zugesichert worden. Die Indianer reagierten wütend und griffen vor allem einsam gelegene Farmen an. Noch bedrohlicher wurde die Lage nach dem Ausbruch des Bürgerkriegs, als ein großer Teil der in den Forts stationierten Truppen abgezogen und in den Kampf gegen die Südstaaten geschickt wurde. Susan Riley Ashley, eine Bürgerin von Denver, berichtete über einen Vorfall,
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