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Jeier, Thomas

Jeier, Thomas

Titel: Jeier, Thomas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: ersten Amerikaner Die
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Plains.
    Hauptauslöser für die Panik war vor allem die Geistertanzbewegung der Sioux und Arapaho, die in einer Mischung aus indianischem Geisterglauben und christlichen Messias-Prophezeiungen der Hoffnung auf ein friedliches Zusammenleben mit den Weißen entsagte und die Vergangenheit beschwor. Um 1890, als sich die Lehre verbreitete, waren auch die einst so stolzen Sioux in Reservate abgedrängt worden und lebten dort unter katastrophalen Bedingungen. Ackerbau, von den Weißen propagiert, war in den trockenen Gebieten kaum möglich. Korrupte Indianeragenten bereicherten sich an den Lebensmittellieferungen der Regierung. Es gab Verrat und Betrug in den eigenen Reihen. Die Männer fühlten sich erniedrigt, weil sie nicht mehr jagen durften und die »Arbeit von Weibern« verrichten mussten; die Frauen schafften es kaum, etwas Essbares auf den Tisch zu bringen. Viele Kinder litten unter Krankheiten und lebensbedrohlicher Schwäche.
    Beste Voraussetzungen für einen Propheten wie Wovoka, Anhänger für eine religiöse Bewegung zu gewinnen, die das Ende der weißen Herrschaft und die Rückkehr der Büffel versprach. Wovoka oder Jack Wilson, wie er mit seinem amerikanischen Namen hieß, war während der Sonnenfinsternis am 1. Januar 1889 in einer Vision angeblich Wakan tanka begegnet. In seiner Gegenwart habe er eine neue Welt ohne Krankheit, Seuchen und Alter kennengelernt Wakan tanka habe ihn den Geistertanz gelehrt, einen einfachen Rundtanz, der die Vereinigung von auf der Erde und im Jenseits lebenden Indianer beschleunigen würde. Jeder Geistertänzer würde zum Himmel auffahren und im Angesicht des Großen Geistes warten dürfen, bis das Land von allen Spuren des weißen Mannes befreit und der Kreis des Lebens wiederhergestellt wäre. Zusammen mit ihren Vorfahren würden sie dann auf die Erde zurückkehren. Schon in den Visionen, die während des Tanzes zu den Geistertänzern kommen würden, könne man die neue Zukunft der Indianer erblicken.
    Kicking Bear und Short Bull, zwei angesehene Krieger der Sioux, besuchten den Propheten und brachten die Kunde von der neuen Lehre zu Sitting Bull. Überall im Land der Sioux erklangen die Trommeln: Männer, Frauen und Kinder bewegten sich mit scharrenden Füßen im Uhrzeigersinn über den sandigen Boden, folgten dem Lauf der Sonne, die beim nächsten Sonnentanz im neuen Glanz erstrahlen würde. In ihrer Trance sahen sie die Bilder, die Wovoka versprochen hatte, und schöpften neue Hoffnung. Wovoka war der wahre Christus, er würde die Indianer erlösen und sie in eine neue und bessere Zeit führen.
    Die erste Munition für den »Newspaper War« lieferte James McLaughlin, als Indianeragent für die Sioux im weiter nördlich gelegenen Standing Rock Reservat verantwortlich, ein erfahrener Mann, der Sitting Bull und seine Anhänger als Unruheherd ausgemacht hatte. Der in Würden ergraute Häuptling und heilige Mann, hatte 1876 am Little Bighorn über Custer triumphiert, war einige Monate mit Buffalo Bill und seiner Show um die Welt gezogen und verstand sich immer noch als Sprecher aller Sioux, obwohl ihm einige Krieger bereits die Gefolgschaft verweigert hatten. Indem er seine heilige Pfeife zerbrochen und mit der neuen Religion des Geistertanzes sympathisierte, war er in McLaughlins Augen zu einer Gefahr für den Frieden geworden. Am 17. Oktober 1890 schrieb der Indianeragent an T. J. Morgan, den Commissioner of Indian Affairs in Washington, D.C., »dass es eine beträchtliche Aufregung und einige Unzufriedenheit unter bestimmten Indianern in der Agentur gibt. Ich bin sicher, man bezeichnet mich nicht als Panikmacher, und ich möchte meine Bedenken über die gegenwärtige Unruhe auch nicht als Warnung vor einem bevorstehenden Aufstand oder ernsthafter Unruhe verstanden wissen«. Dann folgte eine sehr subjektive Einschätzung von Sitting Bulls angeblich verderblichem Charakter und die Empfehlung ihn aus dem Reservat zu entfernen.
    Washington weigerte sich, Sitting Bull aus Standing Rock abzuziehen, empfahl McLaughlin lediglich, den Häuptling mit einem Verweis zu bestrafen. Der Innenminister sei »verärgert über das Verhalten von Sitting Bull und anderen Indianern, die zum Geistertanz aufrufen«. Leider fiel McLaughlins Brief jedoch in die Hände der Presse - ein gefundenes Fressen für die Chicago Daily Tribune , die am 28. Oktober aus dem wenig dramatischen Schreiben einen Sensationsbericht strickte: »Wollen die Weißen auslöschen! Angst vor einem Aufstand! Old Sitting

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