Jeier, Thomas
verschwunden und die Erosion an manchen Stellen weit fortgeschritten. Erdwälle, Straßen, Felder und Siedlungen waren überall zu finden. Erst nachdem sich die Bevölkerung wegen der aus der Alten Welt eingeschleppten Krankheiten verringert hatte, erholte sich die Natur in vielen Gegenden. Man kann mit Fug und Recht behaupten, die Anwesenheit von Menschen sei um 1750 weniger sichtbar als 1492 gewesen.«
Bereits während der Eiszeit begannen die Ureinwohner, ihr Ökosystem nachhaltig zu verändern. Durch intensive Jagd, den sogenannten »prähistorischen Overkill«, waren sie höchstwahrscheinlich am Aussterben der Mammuts, Mastodonten und Säbelzahntiger beteiligt. Archäologen fanden Hinweise darauf, dass die Vorfahren der Blackfeet schon vor 6000 Jahren, in der späteren kanadischen Provinz Manitoba, die damals weit größeren Bisons über den »Head-Smashed-In Buffalo Jump« trieben. Die Bisons fielen über diese steile Felsenklippe in die Tiefe, prallten am Boden auf und die unten wartenden Indianer nahmen sich die besten Fleischstücke. Den Rest der Kadaver ließen sie verrotten. Den seltsamen Namen verdankt der Ort wohl einem jungen Krieger, der sich die stürzenden Büffel vom Grund der Schlucht ansehen wollte und dabei von den Tieren erschlagen wurde. Ähnliche Büffelsprünge findet man an vielen anderen Orten Amerikas. Auch wenn den Indianern damals ohne Pferde kaum eine andere Möglichkeit blieb, an das Fleisch der Tiere zu kommen, entsprechen diese Tötungsart und die Vergeudung von Nahrung nicht dem Idealbild des maßvollen indianischen Jägers.
Viele Jäger schreckten jedoch aus Furcht vor den bösen Mächten und der Rache der Tiergeister davor zurück, mehr Tiere zu erlegen, als sie unbedingt zum Leben brauchten. Nachdem sie seit dem 16. Jahrhundert durch die spanischen Eroberer in den Besitz von Pferden gelangt waren, erlegten sie nur ganz selten mehr Bisons als unbedingt nötig, was sicherlich auch mit der neuen Jagdmethode zu tun hatte, die ein gezielteres Vorgehen erlaubte. Den Bewohnern der Plains war der Bison heilig, er war die Grundlage ihrer Kultur und gab ihnen alles, was sie zum Leben brauchten.
Feuer gegen die Natur
Die wirkungsvollste Technik der Indianer Land urbar zu machen, war vor der Ankunft der Europäer das Feuer. Bis ins 20. Jahrhundert hatten die meisten Wissenschaftler angenommen, die Waldbrände und Präriefeuer in der Frühzeit wären vor allem durch Blitzschlag entzündet worden. Mit neuen Forschungsmethoden konnte man jedoch nachweisen, dass Indianer eine große Anzahl dieser Brände selbst legten. Die Ackerbau treibenden Völker brauchten Platz für ihre Felder und Dörfer. Auf einer freien Fläche konnten sie auch etwaig herannahende Feinde besser ausmachen.
Schon das Land, das die Wikinger betraten, hatte kaum noch etwas mit dem Amerika zu tun, das die sibirischen Jäger nach ihrer Einwanderung angetroffen hatten. Ein großer Teil der Wälder im späteren New England, Mittelwesten und Südosten war den Feuern zum Opfer gefallen und durch Wiesen, Prärien, Savannen und Kahlgebiete ersetzt worden. In seiner Geschichte des amerikanischen Waldes schreibt Michael Williams: »Ein großer Teil des natürlichen Waldes blieb, aber er bestand nicht aus den weiten, stillen, ungestörten, ungebrochenen, undurchdringlichen und dichten Baumbeständen, von denen viele Schriftsteller in ihren romantischen Berichten über die Wildnis schwärmen.« Das Ökosystem hatte sich grundlegend verändert, es gab weniger Wälder als nach der Eiszeit, auch in Südamerika, ein Phänomen, das wenig bekannt ist und von Wissenschaftlern kontrovers diskutiert wird.
Einig ist man sich darüber, dass die Indianer beim Legen der Brände sehr planvoll vorgingen. Sie zündeten keine Wälder an, wenn die Gefahr einer unkontrollierten Ausbreitung bestand. Sie wurden vor allem im späten Frühjahr aktiv, die abgebrannten Flächen waren fruchtbar, neue Pflanzen und damit Futter für das Wild wuchsen rasch nach. Die Feuer vernichteten aber auch Insekten und Schädlinge. In den meisten Fällen behielten sie die Kontrolle über die Brände, nur gelegentlich kam es zu katastrophalen Wildfeuern, die eine ähnlich verheerende Wirkung auf das Land und seine Bewohner haben konnten wie die durch Blitzschlag entzündeten Feuer.
Der Biologe Steve Pyne, Professor an der University of Arizona und jahrelang als Firefighter am North Rim des Grand Canyon im Einsatz, schrieb: »So weitgehend waren die Auswirkungen dieser
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