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Jene Nacht im Fruehling

Titel: Jene Nacht im Fruehling Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jude Deveraux
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Frachtkrähne auf dem Fluß beobachtete, legte ihr Mike von hinten die Arme um die Taille. Wie stets, wenn ihr seine Annäherungen zu intim wurden, suchte sie von ihm wegzukommen, aber er sagte: »Bitte, nicht«, mit einer so rauhen Stimme, daß sie sich seiner Bitte fügte, dort stehenblieb, wo sie war, und ihm erlaubte, sie festzuhalten. Ihre Hinterseite an seine Vorderseite gepreßt, gestattete sie sich sogar einen Moment lang, seine Nähe zu genießen.
    Während er ihr Sehenswürdigkeiten am gegenüberliegenden Flußufer zeigte, hielt er sie mit beiden Armen umfangen, während ihre Hände auf seinen bloßen Unterarmen lagen. Als sie den Kopf an seine Schulter zurücklehnte, konnte sie seine Wärme spüren, diese Festigkeit seines Körpers, und sie wurde sich bewußt, wie sicher sie sich in seiner Nähe fühlte - als ob nichts und niemand ihr jemals wieder weh tun konnten. »Mike, vielen Dank für die Brosche.«
    »Keine Ursache«, sagte er mit leiser, weicher Stimme.
    Samantha wollte noch mehr sagen, aber ein kleines höchstens zwei Jahre altes Kind, rannte auf noch unsicheren Beinen auf den Eisenzaun zu, ohne auf den Weg zu achten. Seine Amme schrie laut hinter dem Kleinen her, doch das Kind wollte nicht stehenbleiben. Mit einer Leichtigkeit, als hätte er das schon unzählige Male getan, umfaßte Mike mit der Hand den Kopf des Kindes und bewahrte es davor, sich an den Eisenstäben zu verletzen.
    Sicher, aber erschrocken, sah das Kind zu Mike hoch. Dann wurden seine Augen ganz groß und füllten sich mit Tränen, während Mike vor dem Kind niederkniete und sagte: »Du bist ja so schnell gelaufen, daß du fast ein Loch in den Zaun gerissen hättest! Das möchten wir beide doch nicht, oder?«
    Das Kind nickt, schniefte und lächelte dann Mike an, während die Amme, die mindestens siebzig Pfund Übergewicht hatte, ihr Schutzbefohlenes endlich einholte.
    »Ich danke Ihnen vielmals«, sagte sie, nahm das Kind bei der Hand und führte es weg. Der kleine Junge sah über die Schulter zu Mike zurück und winkte. Mike winkte zurück und streckte Samantha dann die Hand hin, die sie, ohne zu zögern, ergriff und ihre Finger mit seinen verschränkte. Sie verließen den Park und gingen in südlicher Richtung weiter.
    »Weißt du, daß ich noch nie in meinem Leben eine Babywindel gewechselt habe?« sagte sie, als sie daran dachte, wie vertraut Mike offenbar der Umgang mit kleinen Kindern war.
    »Man braucht nicht unbedingt ein Staatsexamen dafür«, sagte Mike und blickte sie dann an. »Ich sage dir, wie wir diesem Mangel abhelfen können. Wir fliegen nach Colorado und besuchen meine Familie, und dort kannst du so viele Windeln wechseln, wie du möchtest. Ich wette jede Summe, daß dir meine ganze Familie ihre Babys zum Üben zur Verfügung stellen wird. Binnen einer Woche wirst du eine Expertin im Trockenlegen sein.«
    »Das würde mir gefallen«, sagte sie ernsthaft. »Das würde mir sogar großen Spaß machen.«
    Ihre Hand drückend, trat Mike an den Bordsteinrand, hielt ein Taxi an und sagte dem Chauffeur, daß er sie nach Chinatown fahren sollte.
    Um vier Uhr nachmittags war Samantha müde, aber sehr glücklich; denn sie hatte wieder einen himmlischen Tag mit Mike verbracht. Sie waren so viel gelaufen, daß ihnen die Füße wehtaten, und hatten mehr unternommen und gesehen, als Samantha im Gedächtnis behalten konnte. Mike hatte sie mit so viel Spezialitäten in China-town vollgestopft, daß sie fast platzte. Er hatte sie zum Lachen gebracht und ihr Dinge gezeigt, die sie ohne ihn niemals gesehen hätte. Er hatte sie zu winzigen, abgelegenen Läden geführt, zum Beispiel zum >Last Wound Up<, in dem es nichts anderes zu kaufen gab als Spielzeuge zum Aufziehen. Er hatte ihr Denkmäler gezeigt, Parks, Rummelplätze und Straßenmärkte. Sie hatten Straßenmusikanten zugehört und Artisten zugesehen, die sehr, sehr gut gewesen waren. Sie hatte an einem Stand Hüte anprobiert und Mike dazu überredet, sich ein Hemd aus balinesischer Baumwolle zu kaufen. Und während sie in der Stadt umhergewandert waren und sich so vieles angeschaut hatten, hatten sie miteinander geredet.
    Es war das Reden, das Samantha am besten gefallen hatte. Zum erstenmal, seit sie Mike kannte, hatte er nicht versucht, Sherlock Holmes zu spielen und sie auszuquetschen. Er hatte sie nicht ein einziges Mal nach ihrem Vater, ihrem Ex-Gatten oder danach gefragt, wie es ihr denn in der Zeit, als sie noch die Oberschule besuchte, gegangen war. Weil diese Fragen

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