Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Jene Nacht im Fruehling

Titel: Jene Nacht im Fruehling Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jude Deveraux
Vom Netzwerk:
diesmal ausgeblieben waren, hatte sie sich entspannen können, ihn nach seiner Kindheit und seinem bisherigen Leben ausgefragt. Mike schien nicht die geringsten Geheimnisse vor ihr zu haben - abgesehen von anderen Frauen natürlich. Wenn sie blind gewesen und weder ihn noch die Blicke hätte sehen können, die andere Frauen auf der Straße ihm zuwarfen, hätte sie glauben können, er hätte in seinem Leben noch nie ein Rendezvous gehabt - so wenig schienen Frauen bisher in seinem Leben eine Rolle gespielt zu haben.
    Er erzählte ihr von seinen elf Geschwistern — seinen acht Brüdern und drei Schwestern. Er erzählte ihr von seinen Eltern und seinen zahllosen Kusinen und Vettern. Er erzählte ihr, was er im College studiert und wie er sich auf sein Examen vorbereitet hatte. Er erzählte ihr alles und beantwortete jede ihrer Fragen - aber Frauen erwähnte er nicht.
    Um vier Uhr nachmittags setzten sie sich an einen Tisch eines kleinen Straßenrestaurants, und als ein sehr gutaussehender, sehr gutgebauter junger Mann an ihnen vorbeikam, sah Samantha ihn an und dann zu Mike hinüber, der ein finsteres Gesicht machte. »Meinst du, das ist ein Bodybuilder?« fragte sie mit übertriebener Unschuld.
    Einen Blick über die Schulter auf den Mann, der einen Schluck Bier aus seinem Glas nahm, werfend, murmelte Michael - der, wenn es nach ihm gegangen wäre, sich nur von Steaks und Bier ernährt hätte »Sieht mir eher nach einem Bauchbildner aus.«
    Lachend gab Samantha der Kellnerin ihre Bestellung auf.
    Später spielte sie dann mit dem Strohhalm in ihrer Coca-Cola-Flasche und fragte beiläufig, als wäre das für sie keine Sache von Bedeutung: »Und du bist noch nicht verheiratet gewesen?«
    Er antwortete nicht, und deshalb sah sie zu ihm hin. Er starrte sie an, und da war kein Funken Humor in seinen Augen.
    »Sam«, sagte er leise, »ich bin dreißig und ungebunden. Ich hatte Affären mit Frauen - Vanessa und ich waren zwei Jahre zusammen -, aber ich habe sie nicht geliebt. In meiner Familie nimmt man die Ehe ernst: Wir glauben tatsächlich noch an diese Schwüre, die sich Mann und Frau vor dem Traualtar geben. Ich habe noch nie eine Frau gefragt, ob sie mich heiraten möchte. Ich bin noch keiner Frau begegnet, mit der ich mein Leben verbringen wollte. Ich bin noch keiner Frau begegnet, von der ich meinte, sie sei gut genug, die Mutter meiner Kinder zu werden.« Er streckte den Arm über den Tisch und nahm ihre Hand in die seine. »Bis ich dich kennenlernte.«
    Ihr stockte einen Moment der Atem, und dann entzog sie ihm ihre Hand. »Mike, ich möchte nicht. . .«
    »Wenn du mir wieder diese Litanei vorbeten willst, daß du dich nicht an jemanden binden möchtest, kannst du sie dir sparen. Ich will sie nicht hören.« Er blickte auf seinen Teller hinunter. »Sam«, sagte er leise, »ich möchte dich etwas fragen, und ich möchte, daß du mir diese Frage ehrlich beantwortest.«
    Sie wappnete sich innerlich: »In Ordnung.«
    »Hat dein Vater dich jemals . . . angefaßt? In sexueller Hinsicht, meine ich?«
    Einen Moment lang spürte sie, wie der Zorn in ihr aufwallte, doch dann beruhigte sie sich wieder. In einer Zeit, wo in jeder Illustrierten immer neue Enthüllungen von Frauen abgedruckt wurden, die als Kinder zum Inzest gezwungen worden waren, schien ihr das keine gar so abwegige Frage zu sein. »Nein«, erwiderte sie, ihn anlächelnd, »mein Vater ist nie zu mir ins Bett gekrochen. Er war immer zärtlich und liebevoll zu mir, hat sich mir jedoch niemals auf eine ... eine unsittliche Art genähert. Er war ein sehr guter Vater, Mike.«
    »Warum dann . . .?« begann er, schloß dann aber wieder den Mund. Er hatte sie fragen wollen, warum sie sich dann jedesmal von ihm zurückzog, wenn er zärtlich zu ihr werden wollte, doch er mochte die Antwort darauf nicht hören. Vielleicht lag es nur an ihm. Vielleicht mochte sie ihn nicht. Vielleicht war das der Grund, daß sie ihn jedesmal zurückstieß, wenn er sich ihr näherte. »Bin ich es?« fragte er sie nun, wider seinen Willen. »Vielleicht magst du einen anderen Typ von Mann?« Er sah zu ihr hoch. »Raine vielleicht?«
    »Mike, du bist der schönste Mann, den ich je in meinem Leben gesehen habe. Warum würde irgendeine Frau Raine lieber mögen als dich?«
    Er lächelte nicht. Tatsächlich schien ihn ihre Antwort noch mehr zu verwirren. Obwohl er schon eine Menge über sie herausgefunden hatte, gab es immer noch Stücke, die ihn zu dem Puzzle, das Miss Samantha Elliot darstellte,

Weitere Kostenlose Bücher