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Jene Nacht im Fruehling

Titel: Jene Nacht im Fruehling Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jude Deveraux
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hätte sie sich auf den Fußboden gesetzt, als dieses Papier sich als ein Foto von ihr als Schulkind entpuppte. Sie wußte sofort, daß Mike dieses Foto aus ihrem Haus in Lousville mitgenommen haben mußte. Hatte ihr Vater es ihm geschenkt ? Oder hatte er es gar aus ihrem Zimmer entwendet, wo er, wie sie wußte, damals gewohnt hatte? Und weshalb bewahrte er dieses Foto in seiner Brieftasche auf?
    Schuldbewußt schob sie das Foto in das Geheimfach zurück; aber als es dabei auf einen Widerstand stieß, wußte sie, daß sie den Zettel, den sie suchte, endlich entdeckt hatte.
    Nelson - Paddy´s Bar im Village - Montag - acht
    Blitzschnell steckte sie den Zettel wieder in das Fach und kehrte in den Garten zurück, wo sie sich in ihren Liegestuhl neben Mike niederließ. Ihre Neugierde ließ sie aber nur ein paar Minuten lang stillsitzen, ehe sie ihn fragte, ob er die Telefonnummer vom Büro seines Vaters wisse. Ohne von der Zeitung aufzusehen, rasselte er eine sechsstellige Zahl samt Vorwahlnummer herunter.
    »Die Telefonnummer deines ältesten Bruders?«
    »Seine Privatnummer? Oder die seines Autotelefons? Oder seine Büronummer in Colorado? Oder seine Büronummer in New York? Oder die seines Wochenendhauses in den Bergen?«
    »Alle fünf.«
    Mike legte seine Zeitung in den Schoß und sah sie an. »Soll das ein Test sein?«
    »Wie lautet meine Versicherungsnummer?«
    Mit einem schiefen Grinsen nannte er sie ihr.
    »Und kennst du auch die Nummer meines Bankkontos auswendig?«
    Er hielt sich die Zeitung wieder vors Gesicht, ehe er ihr die Nummer nannte und auch die Geheimzahl, die sie eintippen mußte, wenn sie mit ihrer Kontokarte Geld aus einem Geldautomaten holen wollte. Aber er wollte ihr nicht verraten, wie er diese herausbekommen hatte.
    »Vanessas Telefonnummer«, begehrte sie schnaubend zu wissen.
    »Da bin ich überfragt. Ich weiß nicht einmal, ob ich sie mir damals überhaupt gemerkt habe.«
    Er log natürlich, aber als sie wieder auf ihren Computerschirm hinuntersah, lächelte sie ein wenig.
    Um drei Uhr nachmittags verließ Samantha ihren Liegestuhl, ging in die Küche und begann dort in den Schrankfächern zu kramen.
    Als Mike sie in der Küche rumoren hörte, fragte er sich verwundert, was sie denn dort machte, erhob sich ebenfalls aus seinem Liegestuhl und fand Samantha in der Küche ratlos auf dem Boden sitzend, umgeben von einem halben Dutzend Töpfen.
    »Überlegst du dir, was man damit anstellen könnte?« fragte er grinsend.
    »Ich versuche herauszufinden, wie man ein Sidecar macht.«
    »Dazu brauchst du einen Schweißapparat.«
    »Ah, wie witzig«, erwiderte sie, stand vom Fußboden auf und begann, die Töpfe wieder in die Fächer einzuräumen. »Ich hoffte, du hättest eines von diesen Rezeptbüchern für Getränke.«
    »Ahhh — so ein Sidecar meinst du. Möchtest du dir etwa einen Schwips antrinken?« fragte er in erwartungsvollem Ton.
    »Nein. Ich will eine große Kanne mit Sidecars zubereiten und sie meiner Großmutter mitnehmen, wenn ich sie heute abend besuche.«
    Bei dieser Ankündigung verschlug es Mike die Sprache. Er starrte sie sekundenlang verblüfft an, ehe er stotternd fragte: »Wa ... was meinst du damit?«
    Sie hielt einen Moment im Aufräumen der Töpfe inne, um ihn anzusehen, ehe sie seine Frage, ihre Arbeit wieder aufnehmend, folgendermaßen beantwortete: »Aus irgendeinem Grund, Mike, scheinst du anzunehmen, daß ich ein wenig beschränkt bin, und du mir Dinge vorenthalten könntest, ohne daß ich das bemerken würde. Aber ich wußte vom ersten Moment an, als ich Abby sah, daß sie meine Großmutter ist. Sie sieht aus wie mein Vater, bewegt sich wie mein Vater, und zieht sogar die Mundwinkel hoch wie mein Vater, wenn sie sich über die Schwester mokiert.«
    Sie neigte sich ein wenig zu ihm. »Und du wußtest ebenfalls, wer sie ist. Es stand dir im Gesicht geschrieben. Du warst so erschrocken, daß du zuerst kein Wort herausbringen konntest, als Abby dich etwas fragte.«
    Mike nahm nun, nachdem Samantha den letzten Topf verstaut hatte, ihre Hände in die seinen und drückte sie heftig. »Ich habe es dir nicht aus dem Grund, weil ich dich für beschränkt halte, nicht gesagt, sondern weil ich . . .«
    »Ich weiß«, unterbrach sie ihn und lächelte ihn an, »weil du nicht willst, daß mir etwas passiert. Weil du glaubst, es wäre gefährlich für mich, wenn ich sie besuchte.«
    »Genau.«
    Sie holte tief Luft. »Mike, du bist ein Glückskind. Du hast so viele Verwandte, daß du sie

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