Jene Nacht im Fruehling
wollen wie Mike - schon vom ersten Tag an, als sie ihm in seine dunklen Augen geblickt und seinen Mund auf ihren Lippen gespürt hatte. »Ich will es dir erklären.«
»Gut. Okay, ich höre.« Seine Stimme klang gepreßt, sein Atem ging schwer, als habe er eine große Last zu stemmen. Aber er hielt noch immer die Arme über den Kopf, und wenn jemand in diesem Moment die beiden in der Gasse beobachtet hätte, würde er geglaubt haben, daß dort ein Mann von einer Frau mit einer Pistole bedroht und ausgeraubt wurde.
»Es liegt an mir und nicht an dir. Verstehst du das denn nicht? Anfangs hatte ich Angst vor dir.« Ihre Hände waren nun an seiner Taille, bewegten sich dort auf seinen Rücken zu, befühlten jede Faser seiner Muskelstränge. Da war nicht ein Gramm Fett unter seiner Haut. »Vielleicht nicht gerade Angst, aber ... aber ich wollte nichts mehr mit einem Mann zu tun haben.«
»Das hast du mir mehr als deutlich zu verstehen gegeben. Sam, möchtest du mir jetzt bitte sagen, was du mir zu sagen hast? Ich weiß nicht, wieviel ich davon noch ertragen kann.«
»Ich möchte nicht ruinieren, was wir beide miteinander haben.« Ihre Hände glitten nun über seine Brust zu den Schultern hinauf und dann an seinen Armen hinunter. Es konnte nur noch Sekunden dauern, bis sie ihm das Hemd ganz ausgezogen hatte. Seine Haut fühlte sich so gut an, so stark - eine Haut, die straff über meterlange Bahnen von Muskeln gespannt war. Sie hätte zu gern ihre Lippen auf seine Haut gelegt, um sie zu schmecken. War sie salzig von der Anstrengung des Tanzens?
»Was haben wir beide denn miteinander?« Seine Stimme klang heiser, sein Atem rasselnd, und er schloß einen Moment die Augen. Sein ganzes Leben lang waren Mädchen für ihn eine leichte Beute gewesen, aber Sam, das Mädchen, das er am meisten begehrte, schien für ihn unerreichbar zu sein. Sie brachte ihn auf Gedanken, die ihn erschreckten - daß er mit ihr auf einen Feldweg fuhr und sie mit Gewalt nahm. Doch er wußte, daß er sich dann nicht mehr ertragen, nicht mehr mit sich selbst leben konnte. Und was noch wichtiger war: Sam würde es auch nicht mehr können.
»So viel Schönes und Angenehmes«, erwiderte sie. »Güte, Freundschaft. Wir reden, lachen, unternehmen viel zusammen. Wir .. .«
Da nahm Mike mit einemmal die Hände von der Mauer, legte sie ihr auf die Schultern und sah ihr forschend in die Augen. »Du meinst, das wäre alles zu Ende, wenn wir miteinander schlafen würden?«
Sie mochte ihn, wenn er Stillstand und sich von ihr berühren ließ, aber sie war nicht so betrunken, daß sie sich Illusionen machte. »Mike, wenn du mit mir ins Bett gingst, wäre das alles zu Ende«, sagte sie, wütend über sich selbst. »Ich bin eine absolute Niete im Bett.«
Einen Moment lang stand Mike regungslos da, weil er zunächst nicht verstand, was sie eben zu ihm gesagt hatte. Dann kam ihm langsam die Erleuchtung.
»Ja, ich wette, das bist du«, sagte er leise. »Zu schade, daß es kein Computerprogramm gibt, daß einem den Sex beibringt. Dann könntest du Bewegungen lernen, die man dazu braucht, und die Positionen.« Es war das erstemal in dieser Woche, daß er sich gut fühlte, weil er nun das Problem begriffen hatte. Und vor allem deswegen, weil er auch die Lösung für dieses Problem wußte. Noch nie in seinem Leben und in seiner jahrelangen Tätigkeit als Mathematiker hatte er sich so auf eine Lösung gefreut wie jetzt.
Er zog sie hinaus auf die Straße und hob die Hand, um ein Taxi anzuhalten.
Samantha kicherte. »Das ist eine großartige Idee, Mike. Wen könnten wir denn damit beauftragen, dieses Programm auszuarbeiten?«
Als ein Taxi am Randstein hielt, öffnete Mike für sie die Wagentür. »Ich hätte da einige Ideen, was man in dein Programm aufnehmen sollte.«
»Tatsächlich, Mike? Hast du denn auch Fachbücher über Sex gelesen?«
»Ich habe meine eigenen Theorien auf diesem Gebiet entwickelt«, sagte er gemütlich. »Meine eigenen Theorien, Positionen, Bewegungen, ja sogar meine eigenen Gefühle. Ich habe nie ein Buch über Sex gelesen.«
Als Samantha eingestiegen war, rutschte sie bis ans andere Ende der Sitzbank. »Ich aber. Ich habe viele, viele Bücher zu diesem Thema gelesen.«
»Oh? Und wer hat dich dazu aufgefordert, sie zu lesen?«
»Richard. Er sagte, sie könnten mir vielleicht helfen.« Sie drehte den Kopf zur Seite und studierte ihn im schwachen Licht der Straßenbeleuchtung. Er sah sie nicht an, sondern blickte stur geradeaus, als wollte
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