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Jene Nacht im Fruehling

Titel: Jene Nacht im Fruehling Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jude Deveraux
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Sache einigen können, doch Samantha hatte es gar nicht eilig, Mikes Verwandtschaft vorgeführt zu werden, sondern stritt lieber ein bißchen mit ihm herum, um ein wenig Zeit zu schinden.
    Als sie dann endlich den Central Park erreichten, deutete Mike mit dem Finger auf eine weitläufige Rasenfläche: »Dort sind sie.«
    Samantha brauchte einen Moment, um zu begreifen, daß diese Ansammlung von Leuten, die sie für die Gesamtbevölkerung eines dieser europäischen Länder mit den seltsam klingenden Namen gehalten hatte, in Wahrheit Mikes Verwandte darstellten. Das sind nicht nur hundert, sondern mindestens vierhundert, wenn nicht gar fünfhundert Personen, die sich dort versammelt haben, dachte sie bei sich und machte auf der Stelle kehrt, um sich auf der Fifth Avenue in Sicherheit zu bringen. Doch ehe sie diese erreichen konnte, hielt Mike sie am Arm fest. Er hatte auf dem Weg hierher ununterbrochen mit ihr gescherzt und vor sich hingelächelt, als machte ihm das Ganze großen Spaß, und deshalb brauchte er jetzt einen Moment, um zu begreifen, daß Sam sich nicht nur zum Schein so geziert hatte, sondern tatsächlich vor Angst wie versteinert war.
    Als er nun über die Schulter zu seiner Familie hinübersah, auf dieses Gewimmel unzähliger Kinder und die allgemeine Kumpanei, die dort herrschte, konnte er verstehen, daß Samantha vielleicht zu Recht ein wenig nervös geworden war.
    »Bleib hier, ich besorge dir etwas, das deine Nerven ein bißchen beruhigen kann«, sagte er, als er sich wieder in Bewegung setzte.
    »Michael!« zischelte sie, »ich will nichts zu trinken haben!« Aber Mike hörte sie nicht oder wollte sie nicht hören, denn er hatte bereits den ersten unter den Bäumen aufgestellten Tisch erreicht. Halb hinter einem Busch versteckt und halb im Freien stehend, damit sie diese Leute dort im Auge behalten konnte, sah sie, wie Mike auf eine Frau zuging, die auf einem Klappstuhl unter einem Baum saß und etwas auf dem Arm hielt, das nach einem Säugling aussah. Mike redete ein paar Minuten mit der Frau, bis diese nickte, das Baby von ihrer Brust nahm und es Mike übergab.
    Fand Samantha schon den Anblick von Mike, der einer Mutter das Kind von der Brust wegnahm, sehr eigenartig, so war sie noch mehr über die Tatsache verwundert, daß auch nicht einer von den hier zu Hunderten versammelten Verwandten ein Wort zu Mike sagte. Sie wußte, daß niemand von ihnen Mike in den letzten zwei, drei Monaten gesehen hatte, und obwohl sie aus ganz Colorado und auch aus Maine hier im Central Park zusammengekommen waren, um sich mit ihm zu treffen, würdigten sie ihn keines Wortes, als er sich in ihrer Mitte zeigte!
    Kurz darauf stand er dann vor ihr und hielt ihr das schläfrige Baby hin wie einen Blumenstrauß.
    Samantha wich einen Schritt zurück. »Mike, ich habe keine Ahnung, wie man mit Babys umgeht!«
    »Du hattest ja auch keine Ahnung, wie man mit Männern im Bett umgeht«, erwiderte er mit einem unverschämten Grinsen, »und wie rasch hast du das gelernt. Da, nimm es!«
    Als sie das Baby betrachtete, das er auf dem Arm hielt, dachte sie, daß sie noch nie etwas Schöneres wie dieses rosige kleine, in eine weiße Decke eingewickelte Wesen gesehen hatte. Es lief ihm noch etwas Muttermilch aus einem Mundwinkel über das Kinn, und Samantha benutzte einen Zipfel der Decke, um sie abzuwischen.
    »Es muß sein Bäuerchen machen«, erklärte Mike, und sie verfolgte nun mit großem Interesse, wie er den Säugling geschickt aus der Decke auswickelte und zwei dicke Ärmchen und Beinchen, ein dickes, mit Plastik überzogenes Windelpaket und ein kleines Hemdchen zum Vorschein kamen. Nachdem Mike ihr die Decke über die Schulter gehängt hatte, drängte er ihr das Baby förmlich auf, so daß sie nicht mehr umhin konnte, es auf den Arm zu nehmen.
    Instinkt und Verlangen wirkten zusammen, und Samantha drückte das Kind schließlich zärtlich an sich.
    »Steht dir gut«, sagte Mike, sich vorbeugend und sie leicht auf den Mund küssend. »Nun mußt du es nur ein bißchen mit der Hand auf den Rücken klopfen, bis es aufstößt.«
    »So?«
    »Perfekt!«
    Als das Baby mit einem lauten Rülpser kundtat, das ihre Bemühungen zum Erfolg geführt hatten, sah Samantha Mike mit so strahlenden Augen an, als hätte sie soeben die wundervollste Tat der Welt vollbracht, wie Mike lachend feststellte. Aber sie merkte ihm an, wie stolz er auf sie war.
    »Du bist Onkel Mike«, sagte da eine Stimme vor ihnen, und als sie beide nach unten sahen,

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