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Jene Nacht im Fruehling

Titel: Jene Nacht im Fruehling Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jude Deveraux
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nach meiner Geburt verlassen«, begann sie, »und ich ... wir beide dachten, daß Sie vielleicht...« Samantha blickte auf ihre Hände hinunter.
    Barrett drückte auf einen der Schaltknöpfe seines elektrischen Rollstuhls, fuhr näher an Samantha heran und nahm ihre Rechte wieder in seine Hand. »Sie wollten von mir wissen, ob Maxie ihre Familie verließ, um zu mir zu kommen, richtig?«
    »Nun ...«, begann Samantha und blickte ihn an.
    »Ja.«
    Er sah sie mit einem warmen Lächeln an. »Ich habe mich in meinem ganzen Leben noch nie so geschmeichelt gefühlt wie jetzt«, sagte er, ihre Hand drückend. Dann faßte er sie unter das Kinn und drehte ihren Kopf zur Seite, um ihr Haar und ihr Profil in dem durch das Fenster einfallenden Licht zu studieren.
    Zu jeder anderen Zeit würde Samantha es sich verbeten haben, daß ein fremder Mann sie auf diese "Weise anfaßte, aber in diesem Moment dachte sie nur daran, daß dieser alte Mann vielleicht ihr einziger noch lebender Verwandter war und sie nicht wußte, wo sie hingehen sollte, wenn sie Mikes Haus verließ.
    Barrett nahm die Hand wieder von ihrem Kinn. »Sie sehen aus wie sie. Sie sehen ihr unglaublich ähnlich.«
    »Das hat man mir schon einmal gesagt.« Sich zu ihm beugend, legte Samantha ihre Rechte über seine Hand, die auf dem Schalthebel seines Rollstuhls lag. »Wissen Sie, was aus meiner Großmutter inzwischen geworden ist?«
    Er schüttelte den Kopf. »Am zwölften Mai des Jahres neunzehnhundertachtundzwanzig verschwand sie aus meinem Leben. Ich habe sie danach nicht mehr wiedergesehen.«
    Den angehaltenen Atem ausstoßend, hatte Samantha plötzlich das Gefühl, als habe sie etwas verloren. In wenigen Minuten schien in ihr eine Hoffnung aufgekeimt zu sein, die sie mit der seltsamen Erwartung erfüllt hatte, daß jeden Moment eine alte Frau durch die Tür kommen könne, die sich ihr als Gertrude Elliot alias Maxie vorstellte. Und obwohl sie Mike gegenüber versichert hatte, sie mache sich nichts aus der Großmutter, die ihre Ehe gebrochen hatte, wußte sie, daß sie aufgestanden und dieser alten Frau um den Hals gefallen wäre.
    »Ich hatte ja auch nicht wirklich angenommen ...«, stammelte sie, nicht recht wissend, was sie nun sagen sollte. Sie konnte den alten Mann jetzt doch schwerlich fragen: >Übrigens - hatten Sie zu jener Zeit vielleicht ein Techtelmechtel mit meiner Großmutter aus dem eventuell mein Vater hervorgegangen sein könnte ?<
    »Kommen Sie«, sagte Barrett, seinen Rollstuhl in Bewegung setzend, »lassen Sie uns Tee trinken, und ich werde Ihnen erzählen, was ich weiß.«
    »Ja, bitte«, sagte Samantha und erhob sich rasch vom Sofa. Mike, den sie inzwischen fast vergessen hatte, faßte nach ihrem Arm und klemmte ihn unter seinen. Dabei sah er sie so sonderbar an, als wollte er sie vor irgend etwas warnen. Aber Samantha hatte weder Zeit noch Lust, sich den Kopf darüber zu zerbrechen, was ihn denn so zu beunruhigen schien.
    Sie folgten nun dem alten Mann in einen hübschen, in Weiß und Gelb gehaltenen Salon mit einem großen Erkerfenster, das auf den Strand und das Meer hinausblickte. Samantha verschloß die Augen vor den vier Männern - zwei davon mit Hunden die dort draußen auf und ab patrouillierten, und nahm nur die Dinge dort draußen wahr, die ihr gefielen.
    Der runde Tisch am Fenster war mit einem hübschen Teegeschirr und einer Platte mit kleinen Törtchen gedeckt, die Mike bereits ein bißchen altbacken erschienen. Sie nahmen in den beiden Stühlen am Tisch Platz, und Barrett fragte Samantha, ob sie so freundlich sein könne, den Tee einzuschenken. Da er selbst weder etwas essen noch trinken wollte, bediente Samantha, die sich über seine Aufforderung freute, nun Mike und sich selbst, während Barrett stumm in seinem Rollstuhl dabei saß und sie beobachtete.
    »Mit den richtigen Kleidern und der richtigen Frisur könnten Sie Maxie sein«, flüsterte er. »Sie bewegen sich sogar fast so wie sie. Sagen Sie mir, meine Liebe - können Sie auch singen?«
    »Ein bißchen«, erwiderte sie bescheiden; denn sie hatte schon immer gern gesungen, wenn auch nur für ihre Familienangehörigen .
    Die drei saßen eine Weile lang stumm am Tisch. Mike sah in seinem Sessel aus wie ein Priester, der an einem Pornographie-Kongreß teilnahm. Aus irgendeinem Grund schien er alles zu mißbilligen, was Samantha sagte oder tat. Seine absurde Eifersucht konnte sich doch wohl nicht gegen diesen reizenden alten Mann richten? dachte sie gereizt.
    »Möchten Sie,

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