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Jene Nacht im Fruehling

Titel: Jene Nacht im Fruehling Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jude Deveraux
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Ihnen der genügen?«
    Er hatte einen Ring mit einem herrlichen, mindestens fünf Karat schweren Brillanten von leicht gelblicher Farbe in der Hand gehalten. Sie wußte, ohne ihn erst fragen zu müssen, daß man diese Steine Kanariendiamanten nannte. »Ist der echt?« hatte sie sich mit ehrfürchtiger Stimme erkundigt.
    »Er gehörte meiner Großmutter, und soweit ich weiß, ist er echt.«
    Sie hatte den Stein angestarrt, während Mike sich bemühte, ihr den Ring anzustecken, der jedoch am zweiten Knöchel des vierten Fingers hängenblieb. Als es dann unten an der Haustür läutete, hatte sie versucht, von ihm abzurücken, doch zu ihrer Bestürzung hatte er in diesem Moment ihren Ringfinger in den Mund genommen und ihn zwischen seinen Lippen hin- und herbewegt. Ihre Augen waren dabei immer größer geworden, denn sie hatte noch nie so etwas unglaublich Sinnliches erlebt wie ihren Finger, der im warmen Mund eines Mannes steckte. Sie hatte Mikes Lippen beobachtet - diese Lippen, die sie so faszinierend fand -, und da hatte er langsam ihren feuchten Finger wieder aus dem Mund genommen, worauf der Ring nur so über das Gelenk flutschte.
    »Jetzt paßt er, nicht wahr?« hatte er gesagt.
    »Ja«, hatte sie erwidert, aber es hatte eher wie ein Krächzen geklungen. Sich darum bemüht, ihre Fassung wiederzugewinnen, hatte sie sich geräuspert und »Ah . .. danke« gesagt.
    »Keine Ursache, Sam, mein Mädchen. Stehe überall, jederzeit, mit jedem Körperteil zur Verfügung.« Damit hatte er ihren Arm unter seinen geschoben und war mit ihr hinausgegangen zu der auf sie wartenden Limousine.
    Als sie sich nun Barretts Haus näherten, betrachtete Samantha es ehrfürchtig durch das Wagenfenster; denn das war kein gewöhnliches Wohnhaus, sondern ein Landsitz im wahrsten Sinne des Wortes. Mächtige, von hohen Ziegelmauern flankierte Tore öffneten sich auf eine Zufahrt, die sich kilometerweit durch einen Park schlängelte. Sie schienen Stunden zu brauchen, bis sie vor dem Haus anlangten, das die Dimensionen eines Palastes besaß.
    Und überall, wohin sie schaute, standen muskulöse Männer in zu eng sitzenden Anzügen und mit Drähten, die von ihren Ohren zu der Rückseite ihrer schlecht sitzenden Jacketts führten. Zwei Männer mit großen, hageren, hungrig aussehenden Hunden patrouillierten an den Außenmauern entlang. Als Samantha aus der Limousine stieg, dachte sie, daß man nach diesem Muster wohl auch für den Schutz des Präsidenten der Vereinigten Staaten sorgte, nur daß hier noch mehr Männer auf dem Grundstück versammelt waren als auf den Fotos, die sie bisher vom Wohnsitz des Präsidenten gesehen hatte.
    Während Samantha sich von den Sicherheitsmaßnahmen beeindruckt zeigte, suchte Mike sich, als er dem Wagen entstieg, möglichst jeden Stein, jeden Baum und, was noch wichtiger war, jedes Gesicht in seiner Nähe einzuprägen, denn er war vermutlich der erste und vielleicht sogar der einzige, nicht den Kreisen der Unterwelt angehörende Außenseiter, dem es vergönnt war, diese Festung zu besichtigen, seit Barrett hier vor vielen Jahren eingezogen war, und er würde das alles in seinem Buch beschreiben müssen.
    Mike versuchte, möglichst viel Zeit für seine Beobachtungen herauszuschinden, indem er sich bückte und seine Schuhbänder neu schnürte. Oberflächlich betrachtet, sah alles hier recht gut aus, aber bei näherem Hinsehen entdeckte er doch Anzeichen eines allgemeinen Verfalls: Dachrinnen, die nicht gereinigt, gesprungene Fensterscheiben, die nicht ersetzt, und Blumenbeete, aus denen das Unkraut und dürres Laub nicht entfernt worden waren. Legte Doc etwa keinen Wert auf das Erscheinungsbild seines Landhauses? Oder reute ihn das Geld, das man aufwenden mußte, um einen Besitz dieser Größe in Schuß zu halten?
    »Nun trödeln Sie hier nicht so lange herum«, sagte der große, bullige Typ, der sie in New York abgeholt und während der ganzen Fahrt nicht einen Ton gesagt hatte, und gab Mike einen kleinen Schubs. Mike mußte mächtig an sich halten, um dem Typen nicht eins über die Rübe zu geben, ehe er Samantha ins Haus folgte.
    Dort blickte Samantha sich staunend um. Die Räume dieses Hauses waren riesig, wie geschaffen für ein Leben im großen Stil, angefüllt von Antiquitäten, Gemälden und edlem Porzellan in den Wandnischen.
    Während Samantha das Gefühl hatte, daß sie sich schon mit dem Gedanken anfreunden könne, in solchen Räumen als Gastgeberin zu fungieren, betrachtete Mike das alles mit den Augen

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