Jene Nacht im Fruehling
Mike auf seinen Teller hinunter. »Irgendwie habe ich vergessen, das zu erwähnen.«
»All diese Mädchen in diesen weißen Sachen«, sagte Corey lachend.
Als sie weiße Kleider erwähnte, spitzte Samantha die Ohren. Sie gab Corey ein Zeichen, ihr die Geschichte zu erzählen, aber Corey blickte Mike an, fing seinen beschwörenden Blick auf, und sagte, nein, das wäre Mikes Story. Und sie mochten noch so lange auf Mike einreden: Er war nicht dazu zu bewegen, diese Geschichte zum besten zu geben.
Nach dem Essen kehrten alle ins Wohnzimmer zurück, wo Mike eine Platte von Kiri Te Kanawa mit Puccini-Arien auflegte. Samantha zog Corey in eine Ecke und schrieb auf ihren Notizblock: Erzählen Sie mir etwas von Mike.
»Was möchten Sie wissen?«
Samantha hob beide Hände und drehte die Handflächen nach außen, um anzudeuten, daß ihr alles recht wäre, was Corey ihr berichten wolle.
»Ich weiß nicht, wo ich anfangen soll. Er hat elf Brüder und Schwestern und ...« Sie lachte, als Samantha vor Schreck die Kinnlade herunterfiel. »Es gibt eine Menge Taggerts in Chandler.«
Sind sie sehr arm ? schrieb Samantha.
Corey reagierte darauf mit einem lauten Heiterkeitsausbruch und legte dann kichernd die Hand auf Samanthas Arm. »Das sollten Sie ihn selbst fragen. Lassen Sie mal sehen -was kann ich Ihnen sonst noch erzählen ? Mike hat Mathematik studiert und nach seinem Examen alle Seminare für seine Promotion zum Doktor der Philosophie absolviert. Aber dann interessierte er sich für diesen alten Gangster und hat seine Dissertation nie zu Ende geschrieben.« Sie blickte Sam an. »Sein Vater sähe es gern, wenn er seinen Doktor machen würde. Vielleicht können Sie ihn dazu bewegen.«
Samantha zuckte mit den Achseln, um anzuzeigen, daß sie keinen Einfluß auf Mike hatte. Sie und Mike bedeuteten einander nichts, lebten nur vorübergehend unter einem Dach, und die Tatsache, daß Mike viel Zeit darauf verwendete, sie in sein Bett zu ziehen, hatte keine Bedeutung. Soweit Samantha das beurteilen konnte, versuchten alle Männer das mit allen Frauen. Es hatte vorher nichts zu bedeuten, und danach erst recht nichts.
»Mike«, sagte Corey und nahm einen Taschenrechner aus dem Regal, »wieviel ist zweihundertundsiebenunddreißig mal zweitausendsechshundertundeinundachtzig?«
Mike sah sich nicht um und brauchte nicht einmal eine volle Sekunde, ehe er antwortete: »Sechshundertfünfunddreißigtausenddreihundertsiebenundneunzig.«
Als Corey Samantha den Taschenrechner zeigte, sah sie, daß Mikes Zahl stimmte. »Die ganze Familie ist so«, flüsterte Corey. »In der Schule waren wir alle der Meinung, daß sie damit im Zirkus auftreten sollten.« Sie drückte Samanthas Arm. »Mike ist ein guter Junge, ein wirklich guter Junge.«
Samantha blickte durchs Zimmer auf ihn, und in diesem Moment drehte Mike sich um und blinzelte ihr zu. Sam antwortete mit einem Lächeln.
*
Warum magst du Weiß so sehr? schrieb Samantha auf ihren Notizblock. Sie lag wieder in Mikes Bett, das Haus war leer und still, und sie war sehr müde. Obwohl sie an diesem Tag nicht viel getan hatte, war es anstrengend für sie gewesen. Nun wollte sie schlafen - wollte nicht, daß sie sich zur Wehr setzen mußte gegen Mike; wollte nicht, daß er versuchte, das fortzusetzen, was sie auf der Couch in der Bibliothek angefangen hatten.
»Bist du sicher, daß du das wissen willst?«
Sie nickte, während er die Decke um sie herum feststeckte, und begann dann zu protestieren, als er sich auf dem Bett ausstreckte und den Kopf in ihren Schoß legte. Aber er tat so, als würde er sie nicht hören.
»Als ich fünfzehn war, brachte meine Schwester - sie muß damals neunzehn gewesen sein - vier Freundinnen aus ihrem College mit nach Hause, die eine Woche lang bei uns wohnen sollten. Ich dachte damals, daß diese Mädchen die schönsten Geschöpfe seien, die ich jemals in meinem Leben gesehen hatte. Ich folgte ihnen auf Schritt und Tritt und mußte mir eine Menge von ihnen gefallen lassen.
Bis heute weiß ich nicht, was mich dazu bewogen hat, aber eines Tages, als sie draußen im See schwammen, sammelte ich alle ihre Kleider ein, trug sie in den Keller, warf sie dort in die Waschmaschine und fügte zu jeder Ladung Wäsche drei Becher eines Wäschebleichmittels hinzu, ehe ich das Programm für Kochwäsche einschaltete.
Als die Mädchen wieder ins Haus kamen, hatten sie nichts anderes anzuziehen als ihre Badeanzüge und diese Kleider, die alle schneeweiß und erheblich
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