Jene Nacht im Fruehling
Kuß< - schon gar nicht, wenn er sie so ansah wie jetzt. Als er sich, die Hände bei ihren Hüften, über das Bett beugte, nickte sie verhalten, und er setzte sich nun wieder aufs Bett und legte ihr die Hände auf die Oberarme. Dann senkte sich sein Mund langsam auf ihre Lippen hinab.
Bei jedem Kuß mußte sie immer wieder staunen, daß etwas so herrlich sein konnte. Und so wie heute nachmittag zwang er sie zu nichts und versuchte auch nicht, sich über sie zu werfen. Sie begann sich dem Kuß hinzugeben, fing an, ihm zu vertrauen, während sie mit geschlossenen Augen und entspannten Gliedern in die Kissen zurücksank.
»Gute Nacht«, sagte er leise, und Samantha hätte sich fast gewünscht, daß er nicht wegging.
Er stand vom Bett auf, schaltete das Licht aus und ging den Korridor hinunter.
Er hatte sie gebeten, ihm zu vertrauen, und sie fing an, eben das zu tun. Aber, dachte sie, als sie unter die Decke kroch - würde er ihr denn vertrauen?
Sie hatte zwei Tage dazu gebraucht, doch nun stand ihr Entschluß fest: Sie würde nach ihrer Großmutter suchen.
16
»Ich werde nach meiner Großmutter suchen.«
Samantha und Mike befanden sich im Schlafzimmer ihrer Wohnung. Sie hatte im Erdgeschoß in seinem Bett geschlafen, war jedoch in aller Frühe, ehe sich im Gästezimmer nebenan, in dem Mike nächtigte, etwas rührte, in ihr Apartment hinaufgegangen, um sich anzuziehen. Als sie aus dem Schlafzimmer herausgekommen war, hatte Mike in ihrem Wohnzimmer gestanden und auf sie gewartet. Er war der Meinung gewesen, sie würde sich reisefertig machen, um mit seinem Vetter Raine nach Maine zu fahren, und sie hatte ihren ganzen Mut zusammennehmen müssen, um ihm zu sagen, daß sie nicht nach Maine fahren, sondern hier in New York bei ihm bleiben würde.
Mike hatte so getan, als habe er ihr gar nicht zugehört, und gesagt: »Montgomery kann jede Sekunde hier sein. Sie sind alle sehr pünktlich, und deshalb wird er auch nicht eine Minute später, als verabredet, hier eintreffen. Ich habe dir eine Tüte voll Schokoladenhörnchen als Reiseproviant besorgt, denn wie ich die Montgomerys kenne, werden sie dich wahrscheinlich mit solchen Sachen wie Broccoli- und Karotten-Souffles ernähren. Vielleicht sollte ich noch in Kaplans Delikatessengeschäft anrufen und ein paar Pastrami-Sandwiches und eine Sechserpackung Bier für dich bestellen. Bier ist was Gutes, wenn man länger unterwegs ist, und es. . .«
»Mike«, sagte sie leise, »tu nicht so, als hättest du nicht gehört, was ich zu dir gesagt habe. Ich gehe nicht fort. Ich werde nach meiner Großmutter suchen.«
»Einen Teufel wirst du!« erwiderte er und packte mit der einen Hand ihre Reisetasche und mit der anderen ihren Ellenbogen.
»Ich werde nicht fortgehen. Und die da ist leer.« Sie deutete mit dem Kopf auf ihre große Reisetasche.
»Kein Problem. Wenn du nach Connecticut kommst, läßt du Montgomery anhalten und kaufst dir alles, was du brauchst. Noch besser, du wartest damit, bis du nach Maine kommst.«
Als Mike ihren Arm nicht loslassen wollte, machte sie, was ihr als erstes in den Sinn kam: Sie setzte sich auf den Boden. »Ich werde nicht von hier Weggehen. Ich werde nicht nach Maine reisen. Ich werde in New York bleiben und nach meiner Großmutter suchen.«
Mike legte seine kräftigen Hände um ihre Oberarme und zog sie hoch. Als Samantha sich steif machte, setzte er sie auf den Rand der Couch.
»Samantha«, begann er.
»Wenn du glaubst, du könntest mich dazu überreden, die Sache von deiner Warte aus zu sehen, brauchst du gar nicht erst damit anzufangen. Mein Entschluß steht fest.«
Auf Mikes Gesicht spiegelten sich die widersprüchlichsten Empfindungen, ehe er sich schwerfällig neben ihr auf der Couch niederließ. »Ich werde das Haus schließen, wenn das nötig sein sollte, und dann hast du keine Bleibe mehr.«
»Wenn du das tust, werde ich mir eine andere Wohnung mieten.«
Mike beantwortete das mit einem Grunzen und einem schiefen Grinsen. »Und wer wird dann auf dich aufpassen? Der Pförtner? Sam, du hast soviel Angst vor New York, daß du nicht einmal wagst, allein um einen Häuserblock herumzugehen. Wie kannst du da erwarten, ohne meine Hilfe deine Großmutter zu finden? Und ich werde mich weigern, dir zu helfen.«
Er drehte sie so herum, daß sie ihn ansehen mußte, und griff ihre Hände. »Hör zu, mein Liebling. Unter allen anderen Umständen würde ich dich liebend gern hier bei mir behalten, aber diese Sache ist gefährlich.«
Sie zog
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