jennissimo (German Edition)
sei ein Schatz und rühr mal den schwarzen Topf um.“
Beth schüttelte den Kopf. „Das mache ich schon. Serenity, Liebes, versteh mich nicht falsch, aber du verträgst wirklich keinen Alkohol.“
„Ich weiß. War schon immer so. Ich sollte einfach öfter trinken, um mich daran zu gewöhnen.“
„Das wäre auch eine Möglichkeit“, bemerkte Jenna. Und in diesem Moment fiel ihr auf, dass Violet sich verdrückt hatte. Schnell lief sie aus der Küche und fand Violet vor einem Spiegel, wo sie hastig Make-up auf ihrer Wange verteilte.
„Ich will nicht, dass er davon erfährt“, murmelte sie. „Bitte sag ihm nichts.“
„Das werde ich nicht“, versprach Jenna, obwohl es sowieso egal war. Das, was geschehen war, konnte kein Make-up verdecken. Außerdem war er dabei gewesen, als sie in Kalifornien den Anruf bekommen hatte.
„Er wird denken, dass ich vollkommen bescheuert bin“, sagte Violet, während sie sich prüfend im Spiegel musterte und dann Puder über das Make-up stäubte.
„Er wird denken, dass ein bestimmter Typ total bescheuert ist, und wird ihm eine Tracht Prügel verpassen wollen.“
Violet schüttelte den Kopf. „Du verstehst das nicht.“
Das stimmt, dachte Jenna. Seit wann war Dragons Meinung so wichtig?
Es klingelte.
Als sie öffnete, stand ihr Bruder auf der Veranda. Offensichtlich war er direkt nach der Arbeit losgeflogen, er hatte zwar Jackettund Krawatte abgelegt, trug aber immer noch die Anzughose und ein weißes Hemd.
„Du bist ja wirklich Anwalt!“ Jenna gab sich überrascht. „Ich dachte, du hättest mich angelogen.“
Dragon lachte, dann riss er sie in seine Arme. „Wie ich gehört habe, wird hier gefeiert.“
„Allerdings.“
Sie ließ ihn eintreten. Er sah sich um und pfiff durch die Zähne.
„Und ich dachte, sie hätte dich einfach den erstbesten Leuten gegeben, die bereit waren, dich großzuziehen. Wenn du mal kein Riesenglück hattest!“
„Ja.“ Sie steuerte auf die Küche zu. „Aber eher mit den Menschen als mit dem Haus.“
„Politisch äußerst korrekt formuliert“, wisperte er, bevor er seine Mom in die Arme schloss und anschließend Beth begrüßte.
Kurz darauf gesellte er sich zu den Männern, die nach wie vor das Baseballspiel verfolgten. Violet kehrte in die Küche zurück, deutlich kleinlauter als zuvor. Jenna bemerkte, wie sie immer wieder auf die Veranda spähte, als wollte sie sich auf das unvermeidliche Zusammentreffen innerlich vorbereiten.
Soweit Jenna wusste, hatten Dragon und Violet sich nur kurz kennengelernt. Zudem war Violet damals mit Cliff zusammen gewesen. Aber vielleicht war ihr Zusammentreffen doch bedeutungsvoller gewesen, als sie gedacht hatte.
Etwa zehn Minuten später kam ihr Bruder wieder in die Küche spaziert. Beth und Serenity diskutierten gerade darüber, ob Enkel zu haben aufregend wäre oder nur ein Zeichen dafür, dass man alt wurde. Keine von ihnen bemerkte Dragon und vor allem nicht, wie er bei Violets Anblick erstarrte.
Jenna aber beobachtete, wie sein Blick an Violets Wange hängen blieb, dann über ihre Arme mit weiteren Blutergüssen wanderte. Violet zog verlegen die Ärmel über die Handgelenke.
Dragons Gesichtsausdruck verdüsterte sich. Jenna stellte sich neben ihre Freundin, bereit, einzugreifen, wenn es sein musste.Sie hatte zwar keine Ahnung, was als Nächstes geschehen würde, aber auf keinen Fall durfte Violet erneut verletzt werden.
„Dein Freund?“, fragte er.
Ihre Blicke trafen sich, dann sah Violet weg und nickte kurz.
„Wo ist er jetzt?“
„Er wird die Stadt verlassen. Wie ich gehört habe, hat er bereits gepackt und wird in wenigen Tagen verschwinden.“
Dragon schwieg einen Moment. „War es das erste Mal?“
Sie sah ihn wieder an. „Ich hätte ihm bestimmt keine zweite Gelegenheit geboten.“
„Sehr gut.“
Jenna sah zwischen den beiden hin und her und hatte das Gefühl, dass gerade etwas sehr Wichtiges vor sich ging, ohne zu begreifen, was. Dragon verschwand wieder nach draußen. Beim Abendessen wurde viel geredet und gelacht. Serenity erklärte Beths Kartoffelsalat für vegan, der somit den Preis für das Gericht, das am schnellsten verputzt wurde, gewann.
Jenna betrachtete jede einzelne Person am Tisch und bemerkte, wie schnell sich ihre Definition von „Familie“ verändert hatte. Wolf und Jasmine fehlten zwar, aber beim nächsten Mal würden sie sicher auch dabei sein. Mit ihrem Kind. Beth würde sich freuen. Sie hatte sich immer viele Kinder gewünscht und würde
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