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Jenny heftig in Noeten

Titel: Jenny heftig in Noeten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Meg Cabot Katarina Ganslandt
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irgendein Problem gäbe, worauf ich auf Latein antwortete, es gäbe keines.
    Dabei gab es eines. Und was für eines.
    Ich hatte nämlich nicht damit gerechnet, dass Luke im wahren Leben so unwahrscheinlich und zum Niederknien gut aussehen würde. Nicht, dass ich vorher gedacht hatte, er hätte sein blendendes Aussehen in den Filmen irgendwelchen Spezialeffekten zu verdanken, aber…
    Na ja, vielleicht doch.
    Hatte er aber nicht.
    Ich war nicht das einzige Mädchen der Schule, dem auffiel, wie gut er aussah. Luke folgte mir auf Schritt und Tritt – in jede Unterrichtsstunde, zu meinem Schließfach und sogar zum Trinkbrunnen. Obwohl ihn niemand erkannte und ihn auch niemand ansprach: »Hey, hat dir schon mal jemand gesagt, dass du voll wie Luke Striker aussiehst?«, entging mir nicht, dass alle Mädchen der Clayton Highschool ihn mit ihren Blicken verschlangen. Er konnte kaum die Hand heben und sich eine Haarsträhne aus dem Auge streichen, ohne dass die Hälfte der Schülerinnen in meinem Lateinkurs aufseufzte.
    Der Kerl war heiß, das ließ sich nicht leugnen. Ich hatte plötzlich allergrößtes Verständnis dafür, dass Angelique sich seinen Namen eintätowiert hatte.
    Nur verstand ich nicht, warum sie mit ihm Schluss gemacht hatte.
    Wobei ich nicht behaupten kann, dass sich Luke als besonders anregender Gesprächspartner erwies. Den ganzen Morgen über wechselte er gerade mal drei Worte mit mir. Ich hatte keine Ahnung, ob er einfach von Natur aus nicht sonderlich gesprächig oder wegen irgendwas sauer war. Nur dass ich ihm überhaupt nichts getan hatte. Jedenfalls nicht wissentlich. Erst als er mir nach Mathe hinterherschlurfte, ahnte ich, was sein Problem sein könnte. Er sah mich nämlich schläfrig an und fragte: »Sag mal, kriegt man hier vielleicht irgendwo einen Espresso?«
    »Einen Espresso ?« Darf ich anmerken, dass »Espresso« ein Wort ist, das man in Clayton nicht so oft zu hören bekommt? Ich versuchte, nett zu reagieren. »Na ja, also im Stadtzentrum gibt es ein Starbucks Café.«
    »Wie? Du meinst, wenn ich einen Kaffee will, muss ich irgendwohin fahren und ihn mir holen?« Lukes blaue Augen – die schon auf der Leinwand beeindruckten, aber im wahren Leben (selbst hinter Brillengläsern) geradezu unwiderstehlich waren, so blau wie zwei Schwimmbecken – weiteten sich. »Wo sind wir hier denn?«
    »Äh…« Ich überlegte kurz. »An einer Highschool?«
    Mathe und Französisch verschlief Luke mehr oder weniger. Erst kurz vor der vierten Stunde begann er, allmählich aufzuwachen. Was auch gut so war, weil wir dann Chorprobe mit den Troubadours hatten und er in Trinas Gegenwart extravorsichtig sein musste. Wenn jemand seine »Verkleidung« durchschauen würde, dann sie.
    Auf dem Weg zum Musikpavillon warnte ich ihn vor ihr. Ich hatte mich allmählich an ihn gewöhnt und war nicht mehr so verkrampft.
    Was allerdings nicht heißt, dass ich locker war. Ich wusste einfach nicht, wie ich ihn einschätzen sollte. Und das erstaunte mich selbst, weil ich normalerweise eine ziemlich gute Menschenkennerin bin.
    »Wenn du hier wirklich anonym bleiben willst«, sagte ich, »musst du bei Trina echt voll aufpassen. Sie will mal Theaterschauspielerin werden und kennt jede Folge von Der Himmel steht uns bei praktisch auswendig.«
    Luke hörte mir gar nicht zu. Er hatte seine Augen einen Spaltbreit aufgezwängt und einen Colaautomaten entdeckt.
    »Koffein!«, rief er überglücklich und wollte losstürzen. Dann erstarb sein Lächeln. »Shit. Ich hab kein Kleingeld dabei.«
    Ich kramte einen Dollar aus der Hosentasche und gab ihn ihm.
    »Ich meine das echt todernst, Luke«, sagte ich, während hinter uns die Leute in den Chorsaal strömten. »Trina ist meine beste Freundin. Ich weiß, wovon ich rede.«
    Ich hatte noch nie jemanden eine ganze Dose Cola trinken sehen, ohne dabei auch nur einmal Atem zu holen. Luke Striker schaffte es. Als er fertig war, rülpste er dezent und warf die leere Dose – rückwärts – hinter sich in den Mülleimer.
    Und traf.
    »Hey, kein Problem«, sagte er, und seine Stimme klang schon viel lebhafter.
    Dann lächelte er. Und in mir krampfte sich alles zusammen. Kein gutes Zeichen.
    Die Cola hatte Luke sichtlich aufgemuntert. Er betrat den Chorsaal – eine Art abgesenktes Amphitheater mit teppichbedeckten Sitzstufen –, und seine Laune stieg deutlich, als er sich in der Spiegelwand sah, in der wir eigentlich unsere Atmung kontrollieren sollen. Zumindest diejenigen, deren Blickfeld nicht

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