Jenny heftig in Noeten
sofort, dass er mich in etwa so spannend fand wie eine Uraltfolge von Der Himmel steh uns bei .
»Also gut«, sagte Ms Kellogg. »Du hilfst Mrs Mulvaney sicher, einen Platz für, äh, Lucas zu finden. Und du zeigst ihm ein bisschen die Schule, ja, Jen?«
»Klar«, krächzte ich mit letzter Kraft. Was war bloß los mit mir? Ich schwöre, normalerweise lass ich mich null davon beeindrucken, ob jemand vielleicht ein Star ist. Die Berühmtheiten, die ich gut finde, sind streng genommen noch nicht mal Stars… Schriftsteller wie Stephen King oder Tolkien und so.
Und ich lief rot an, weil Luke Striker mir zugenickt hatte?
Irgendwas stimmte nicht. Aber so was von ganz und gar nicht.
»Wunderbar«, sagte Ms Kellogg. Es klingelte. Luke kniff die Augen hinter den Brillengläsern zusammen, als bereite ihm der Klingelton Kopfschmerzen.
»Na gut, äh, Lucas, dann lasse ich dich jetzt mal allein«, sagte Ms Kellogg. Mittlerweile strömten die Leute aus dem Lateinkurs ins Klassenzimmer oder versuchten es zumindest. Wir blockierten nämlich die Tür. »Deine Lehrer müssten eigentlich alle darüber informiert sein, dass du jetzt, äh, bei uns bist. Wir haben gestern extra noch ein Rundschreiben rumgeschickt.«
»Bestens«, sagte Luke. Hinter ihm hörte ich Mrs Mulvaney »Ite, ite!«, rufen, was vom lateinischen Verb ire kommt und gehen heißt – oder im konkreten Fall: »Geht!« Und zwar: aus dem Weg. Wir gaben den Weg frei, damit Mrs Mulvaney ins Klassenzimmer konnte. Mir fiel auf, dass sie Ms Kellogg und Luke keines Blickes würdigte, obwohl sie an ihnen vorbeimusste. Jedenfalls nicht sofort. Ihr erster Blick galt dem Platz, an dem Betty Ann immer gesessen hatte.
Erst als sie feststellte, dass sie nicht dort saß, sah Mrs Mulvaney die beiden an… verzog aber vorher unmerklich das Gesicht. In diesem Moment spürte ich deutlicher denn je, dass sie Betty Ann vermisste. Ich meine, so richtig doll vermisste.
»Mrs Mulvaney, das ist der neue Schüler, von dem wir gesprochen haben – Lucas Smith«, stellte Ms Kellogg Luke vor. »Sie erinnern sich? Wir haben Jenny gebeten, sich ein bisschen um ihn zu kümmern.«
»Ach so, ja, natürlich.« Es war Mrs Mulvaney nicht anzumerken, dass sie Luke erkannt hatte. Wahrscheinlich hatte sie ihn auch nicht erkannt. Lateinlehrer sind, was die Popkultur betrifft, meist eher nicht so auf der Höhe der Zeit. Sie rief in die Klasse: »Können alle hinter Jen bitte einen Platz aufrutschen? So, da haben wir doch schon einen Platz. Da, gleich neben dem Tisch mit dem Bleistiftspitzer.«
Luke ließ sich auf den Platz hinter mir fallen. Eines musste man ihm lassen, er hatte das Mich-lässt-das-alles-ziemlich-kalt-Auftreten perfekt eingeübt. Seine Haltung und sein Gang waren nicht von Kurt Schraeder und seiner Crew zu unterscheiden, die wenig später ins Zimmer geschlappt kamen.
Mrs Mulvaney stellte den neuen Schüler der Klasse vor (auf Lateinisch) und wir hießen unseren neuen amicus pflichtschuldigst willkommen. Luke hob eine Hand und murmelte gelangweilt: »Yo.«
Selbst seine Stimme – ich schäme mich zutiefst, es zuzugeben – ließ mich erröten!
Kaum hatte sich Mrs Mulvaney umgedreht, bohrte mir Luke seinen Bleistift in den Rücken (zum Glück das Radiergummiende) und flüsterte mir ins Ohr: »Und so geht das jetzt jeden Tag, oder was?« Es dauerte ein paar Sekunden, bis sich die Bedeutung dieser Worte mir erschlossen hatte, was damit zusammenhing, dass es mir heiß und kalt den Rücken runterrieselte. Hey, mir hatte gerade ein echter Filmstar, und zwar Luke Striker, etwas ins Ohr geflüstert! Da wäre es sogar meiner Mom heiß und kalt den Rücken runtergerieselt.
So cool wie möglich flüsterte ich zurück: »Öh, ja.«
»Aber es ist… es ist erst acht!«, sagte Luke ungläubig.
»Ich weiß«, wisperte ich. Und sagte dann, um ihm ein bisschen Mut zu machen: »Aber um drei können wir auch schon wieder gehen.«
»Um drei ? Das sind ja noch sieben Stunden.«
Lukes Atem kitzelte mich an der Wange. Er roch nach Eclipse-Mintstreifen. Ich fragte mich, ob alle Filmstars so einen minzigfrischen Atem hatten. Vielleicht ist es ja das, was sie von uns Normalsterblichen unterscheidet. Ihr natürlicher, minzfrischer Atem.
»Hm.« Ich suchte nach einer schlagfertigen Antwort, aber alles, was ich herausbekam, war ein geistreiches: »Ja, stimmt.«
Luke ließ sich fassungslos in seinen Stuhl zurücksinken. »Leck mich…«
Mrs Mulvaney fuhr herum und wollte auf Lateinisch wissen, ob es
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