Jenny heftig in Noeten
Annie« bin. Diese Info würde sich lauffeuermäßig in der Schule verbreiten, ganz klar.
Luke guckte Geri nicht mal an. Er griff nach seiner Gabel und stocherte damit in seinem Essen herum.
»Was ist das überhaupt?«
»Salisbury Steak«, klärte ich ihn auf. Ich selbst hatte mir Pizza geholt. Okay, vielleicht hätte ich ihn vor dem regulären Mittagsmenü warnen sollen, aber ich dachte, im Rahmen seiner Recherche würde er vielleicht gern ein typisches Gericht aus dem Mittleren Westen probieren wollen.
»Ich bin Vegetarier«, verkündete er, hauptsächlich in Richtung des Hacksteaks.
»Es gibt hier auch noch eine Salatbar«, informierte ihn Trina, die sich selbst (je nach Stimmung mal mit, mal ohne Eier- und Milchprodukte) vegetarisch ernährt.
Scott hatte sich wie üblich sein eigenes Essen mitgebracht. Meistens sind es die sorgfältig in Frischhaltedosen verpackten Reste von dem, was er am Abend zuvor für sich und seinen Vater gekocht hat. Diesmal sah es nach Knoblauchbrot und mit Käse überbackenen Penne aus, die Scott in der Mikrowelle der Cafeteria aufgewärmt hatte. Das Ganze roch sehr, sehr lecker.
»Isst du den noch?«, fragte er Geri und zeigte auf das vor ihr liegende Brownie.
»Nein, mein Hase«, sagte Geri, den Blick fest auf Luke gerichtet. »Bedien dich ruhig.«
Scott griff nach dem Brownie und biss ab. Dann verzog er das Gesicht und legte ihn wieder hin. Die Kochkünste des Cafeteriapersonals reichen nicht an seine heran.
Luke untersuchte den auf seiner Gabel aufgespießten Rindfleischbrocken eingehend. »Esst ihr jeden Tag hier?«
»Wir dürfen das Schulgelände nicht verlassen«, erklärte ich ihm. »Nur die Zwölftklässler können mittags raus. Und denen bleibt dann auch nur die Wahl zwischen Pizza Hut und McDonald’s. Alles andere ist zu weit weg. Dann würden sie zur sechsten Stunde zu spät kommen.«
Luke streifte seufzend das Fleisch von der Gabel.
»Möchtest du vielleicht was davon?« Scott zeigte auf den Rest seines Nudelauflaufs. »Da ist zwar auch Fleisch drin, aber…«
Luke ließ sich nicht lange bitten und versenkte seine Gabel sofort in Scotts Frischhaltedose. Er probierte einen Bissen von dem Auflauf, kaute und schluckte. Ich kam nicht umhin zu bemerken, dass jedes weibliche Wesen um ihn herum – von Trina über Geri bis hin zu Hisae, unserer japanischen Austauschschülerin – schwärmerisch jede Kaubewegung seines männlichen Kiefers mitverfolgte.
»Wow«, sagte Luke, nachdem er den Bissen heruntergeschluckt hatte. »Echt gut. Von deiner Mom, oder was?«
Scott hat kein Problem damit, zuzugeben, dass er gern kocht. Im Gegensatz zu vielen anderen männlichen Wesen würde er nie auf die Idee kommen zu leugnen, dass er weiß, wie man einen Auflauf macht. Noch nicht einmal Lucas gegenüber.
»Nö, von mir«, sagte Scott. »Iss ihn ruhig auf. Ich hol mir noch was zu trinken.«
Während Luke noch Scotts Nudelauflauf mit einer Begeisterung herunterschlang, die für jemanden, der gerade noch behauptet hatte, kein Fleisch zu essen, wirklich erstaunlich war, erfüllte auf einmal ein vielstimmiges Muhen die Cafeteria. Kein Witz. Es hörte sich an, als säßen wir plötzlich im Ausstellungszelt für Rindviecher auf der Landwirtschaftsmesse von Duane County.
Luke fuhr herum und versuchte zu ergründen, was los war. Aber er sah nur das, was wir anderen Tag für Tag sehen – Cara Schlosburg auf dem Catwalk.
Arme Cara. Echt Pech für sie, dass sie es nicht in den Chor geschafft hat. Sie hat vorgesungen, ist aber nicht genommen worden. (Ein paar Sopranistinnen-Zicken lästern, sie sei daran gescheitert, dass es keine gepolsterten BHs in der Größe von Caras Rieseneuter gäbe, worunter die optische Einheitlichkeit gelitten hätte.) Schade. Wäre sie im Chor, hätte sie wenigstens einen sicheren Rückzugsort für die Mittagspause.
Stattdessen versucht sie, wie alle anderen Schüler mittags in der Cafeteria zu essen, was ihr aber leider nicht vergönnt ist.
Wie immer füllten sich Caras Augen mit Tränen, während das Muhen um sie herum immer lauter anschwoll. Sie umklammerte das Tablett mit ihrem üblichen kalorienarmen Mittagssnack – ein Teller grüner Salat mit einem Klecks Dressing am Rand, ein paar Grissini und ein Light-Getränk.
Dass Cara sich immerhin Mühe gibt abzunehmen, beeindruckt Kurt und seine Kumpels gar nicht. Man hat das Gefühl, das Muhen kommt bei ihnen schon ganz automatisch, ohne dass sie noch groß darüber nachdenken. Ich sah, wie Courtney Deckard
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