Jenny heftig in Noeten
selbstverständlich vertraulich behandelt werden.
Liebe Annie,
meine Freundin macht mir die ganze Zeit Knutschflecken. Mir ist das tierisch peinlich. Ich find es ja schön, dass sie mich liebt und so, aber… kann sie das nicht mal sein lassen? Wie kann ich ihr das abgewöhnen? Einer, der Rollkragenpullis satt hat
Lieber Rollkragenpullis-Satthabender,
deine Freundin macht dir Knutschflecke, weil sie damit aller Welt klar machen will, dass du in festen Händen bist. Sag ihr, sie soll damit aufhören, sonst würdest du dir eine Freundin suchen, die nicht so unsicher ist wie sie.
Annie
Sechs
Ich hätte mir denken können, dass sich die ganze Schule in Luke verlieben würde. Selbst in seiner Verkleidung als Lucas Smith war er immer noch unendlich süß. Außerdem, machen wir uns nichts vor: An der Clayton Highschool ist jeder Junge, der nicht auf fette Monstertrucks steht und keine dämliche Vokuhilafrisur trägt, eine Sensation.
Auf Luke traf keines dieser beiden Dinge zu, UND er war weit über eins achtzig groß UND sensibel genug, um die Cara-Mobberei bescheuert zu finden, UND er sah aus wie… na ja, wie Luke Striker.
Eigentlich ein Wunder, dass ich mich nicht in ihn verliebte. Trina konnte ich es jedenfalls nicht verübeln. Dass sie sich voll in den Neuen verknallte, meine ich.
Nicht dass ich nicht damit gerechnet hätte. Trina liebt Luke Striker mehr als ihren Kater Mr Momo und der ist seit der zweiten Klasse ihr Ein und Alles.
Trotzdem begriff ich erst auf der Heimfahrt in Steves Auto, was los war. Trina und ich haben übrigens beide noch keinen Führerschein, weil
a) unsere Eltern es sich nicht zutrauen, uns das Autofahren selbst beizubringen, und an unserer Schule wird kein Fahrunterricht angeboten – und
b) selbst wenn wir fahren könnten, gibt es in Clayton nichts, wo es sich lohnen würde hinzufahren – und
c) selbst wenn es etwas gäbe, müssten wir nicht selbst hinfahren, sondern könnten uns von Trinas Freund Steve fahren lassen.
Zu meinem Glück bleiben Trina und Steve beide immer ziemlich lang in der Schule, weil sie für das jeweils aktuelle Stück der Theater-AG proben müssen. Zurzeit ist es so ein Gähnstück namens »Die Toten vom Spoon River«, das – wie der Titel schon sagt – von Toten handelt (aber nicht etwa von coolen Zombies, sondern ganz normalen Toten), die auf einem Friedhof rumhocken und darüber reden, wie ihr Leben so war. Anscheinend sollte es den Zuschauern klar machen, wie wichtig es ist, zu seinen Familienangehörigen nett zu sein. Ich hatte Trina zwar versprochen, zur Premiere zu gehen, wusste aber schon jetzt, dass ich mich mit dem neuesten Dean Koontz und einer Leselampe in die letzte Reihe setzen würde.
Statt mit Trina und Steve hätte ich auch mit Scott nach Hause fahren können – er bietet es mir nach jeder Redaktionsbesprechung an.
Aber in letzter Zeit fahre ich nicht mehr so gern bei ihm mit, weil Geri Lynn so launisch ist. Ich sitze zum Beispiel hinten und unterhalte mich ganz zivilisiert mit Scott über irgendein Thema, zum Beispiel darüber, dass die Ents in »Die zwei Türme« ja wohl voll wie Jar Jar Binks aussahen, was er heftig bestreitet – und auf einmal unterbricht uns Geri Lynn mit einer Zwischenfrage. Etwa so:
Geri Lynn: Sag mal, Scott, hast du eigentlich daran gedacht, bei Ellis Floral nachzufragen, ob sie dieses Jahr zum Frühlingsball wieder eine Anzeige mit einem Rabattgutschein für die Anstecksträußchen im Register schalten wollen?
Und dann verlagert sich die Unterhaltung von Ents und Jar Jar Binks plötzlich auf Anstecksträußchen und geht so weiter:
Scott: Nein, Geri, ich habe nicht bei Ellis Floral nachgefragt, ob sie wieder eine Anzeige mit einem Rabattgutschein für ihr alljährliches Ball-Spezialangebot für Anstecksträußchen schalten wollen, weil das Charlenes Job ist. Sie ist für die Anzeigen zuständig.
Geri Lynn: Verdammt, Scott, es ist deine Aufgabe als Chefredakteur, alles zu koordinieren. Du kannst doch nicht davon ausgehen, dass Charlene, die erst in der Neunten ist und beim letzten Frühlingsball überhaupt noch nicht bei uns war, daran denkt, bei Ellis Floral nachzufragen, ob sie wieder die Anzeige schalten wollen.
Ich: Äh, Geri. Als ich das Layout gemacht hab, ist mir aufgefallen, dass der Rabbattgutschein diesmal nicht dabei war, deshalb hab ich bei Ellis angerufen. Sie wollen den Rabatt wieder anbieten, also hab ich ihn in die Anzeige mit reingenommen.
Geri Lynn: Na, zum Glück gibt es wenigstens
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