Jenny heftig in Noeten
eine in der Redaktion, die mitdenkt.
Alles klar? Das ist einfach ungemütlich. Deshalb fahre ich lieber mit Steve.
Als Luke und ich aus der Redaktionssitzung kamen (ja, er ist sogar zur Redaktionssitzung mitgekommen – und wie aufregend kann die schon für ihn gewesen sein? Obwohl… er und Geri Lynn kriegten sich ziemlich in die Wolle, als das Thema darauf kam, ob Promis ein Recht auf Privatsphäre haben. Geri behauptete, die Medien spielten schließlich eine Schlüsselrolle beim Aufbau eines Stars, weshalb jeder, der sich von Berufs wegen freiwillig ins Licht der Öffentlichkeit begebe, damit rechnen müsse, von Paparazzi belästigt zu werden – Luke war verständlicherweise anderer Meinung), … na, jedenfalls fragte Luke, als wir aus der Redaktionssitzung kamen: »Und das war also ein typischer Tag in deinem Leben, ja?«
»Ja.« Ich nickte. »Wahrscheinlich schon.«
Irgendwie komisch, über sein eigenes Leben aus der Perspektive eines anderen nachzudenken. Besonders aus der Perspektive von jemandem, dessen Leben so ganz anders ist. Meines muss Luke superlangweilig vorkommen im Vergleich zu seinem, wo sich wahrscheinlich alles um Einladungen zu Cluberöffnungen dreht, um Talkshowauftritte, Filmpremieren, Nacktszenen, Schokoladen-Bodypaint und solche Sachen.
Aber Luke sagte nichts dazu. Wie öde ihm mein Leben im Vergleich zu seinem erschien, meine ich. Stattdessen sagte er: »Also dann.«
Also dann? Was sollte das denn schon wieder heißen? Was ging in diesem Typen vor? Wieso durchschaute ich ihn nicht? Wo ich doch normalerweise jeden durchschaue.
In diesem Moment kam Steve in seiner Chevette angefahren, und Trina beugte sich aus dem Fenster: »Fahrt ihr mit?«
Ich natürlich schon, aber Luke hatte andere Pläne, wie sich herausstellte.
»Sorry«, sagte er. »Bin verabredet.«
Natürlich war es komplett unglaubwürdig, dass er als neuer Schüler an seinem ersten Tag an der Clayton Highschool um fünf Uhr nachmittags schon mit irgendwem »verabredet« sein sollte. Aber weder Trina noch Steve schienen sich darüber zu wundern. Nachdem ich in den Wagen geklettert war, riefen sie bloß: »Okay, bis morgen«, und düsten los.
Keiner der beiden drehte sich noch einmal um. Hätten sie es getan, wäre ihnen nicht entgangen, dass kurz darauf eine schwarze Limousine vor der Schule hielt, dass Luke den Fahrer mit lässigem Handschlag begrüßte und dann einstieg.
Ich dachte nur: Wo hat er die Limo her ? In Clayton gibt es nämlich keinen Limousinen-Mietservice. Dazu ist unsere Stadt zu klein. Limousinen werden hier nicht gebraucht – höchstens vielleicht beim Frühlingsball.
Trina legte sofort los und quatschte über Luke. Oder vielmehr Lucas . Sie hörte die gesamte Heimfahrt nicht auf, über ihn zu reden, und als ich mich nach dem Abendessen oben an meine Hausaufgaben setzte, warteten im PC schon ihre Mails.
Sie hatte nur noch ein Thema: Lucas. Ob ich glaubte, Lucas habe es an seinem ersten Tag an der Clayton Highschool gefallen? Wieso er überhaupt kurz vor Schuljahresende zu uns übergewechselt sei? Wieso er nicht an seiner alten Schule geblieben sei? Er hätte dort doch sicher auch bald seinen Abschluss gemacht, oder? Bereute er es nicht, dass er seinen Abschluss jetzt nicht mit seinen alten Freunden machen konnte? Wohnte er gerne am See? Hatte er an der alten Schule eine Freundin gehabt? Und wenn ja, war es etwas Ernstes gewesen?
Und dann die entscheidende Frage, vor der es mir schon den ganzen Tag gegraut hatte:
Ob ich nicht auch fände, Lucas sei Luke Striker wie aus dem Gesicht geschnitten?
Ich versuchte, Trinas Fragen zu beantworten, so gut ich konnte, ohne zu lügen, aber es war nicht einfach. Ein paarmal musste ich lügen. Puh. Diese Filmstar-Schülerbetreuung artete echt in Schwerstarbeit aus. Eigentlich hätte ich mich von diesem Mr Mitchell dafür bezahlen lassen sollen, dass Luke mir am Rockzipfel hing. Das war ein Vollzeitjob…
Erst recht, wenn man bedenkt, dass ich mich dabei auch noch von Luke hatte beschimpfen lassen müssen.Als ich später im Bett lag und zu meinem Baldachin aufschaute (als Kind war ich voll auf dem Prinzessinnentrip und hatte meine Mutter, die Innenarchitektin ist, angebettelt, mir ein Prinzessinnenbett zu schenken. Irgendwann hatte ich sie weich geklopft, und sie besorgte mir das prinzessinnenhafteste Bett, das in unserer Gegend zu haben war… und jetzt muss ich damit leben), dachte ich noch einmal über die Vorwürfe nach, die Luke mir wegen Cara gemacht
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