Jenny heftig in Noeten
diesem Tag so tut: Maniküre, Pediküre, Enthaarung mit Wachsstreifen (aua!) und Frisörbesuch.
Natürlich war ich das einzige Mädchen in Amerika, das während ihrer Ballvorbereitungen von einem Heer an Reportern verfolgt wurde, die versuchten, das Mädchen, das mit Amerikas Traumboy Nummer eins zum Frühlingsball gehen würde, dabei zu fotografieren, wie es sich die Härchen über der Oberlippe bleichen ließ, was dieses Mädchen natürlich ganz toll fand.
Im Klartext: Es nervte extrem. Aber ich hatte nun mal einem guten Freund versprochen, mit ihm auf diesen Ball zu gehen, und war es ihm schuldig, dabei möglichst gut auszusehen. Und als ich in mein Kleid schlüpfte (zweilagig, aus blauem Satin und hauchdünnem Chiffon, mit zarten Puffärmeln aus Chiffon und winzigen Vergissmeinnicht, ebenfalls aus Chiffon, am Saum – also das prinzessinnenhafteste Kleid, das man sich vorstellen kann), da hatte ich das Gefühl, wirklich das Bestmögliche aus mir gemacht zu haben. Die Frisörin hatte meinen noch nicht ganz rausgewachsenen Pony mit Spängchen zurückgesteckt, an denen richtig echte Vergissmeinnicht steckten, keine künstlichen wie die, die um meine Knöchel wogten.
Trina hatte mich angerufen und sich mit mir vor dem Haus verabredet, damit unsere Eltern uns zusammen fotografieren konnten. Dass die Boulevardmagazine sämtlicher amerikanischer Fernsehsender einen Übertragungswagen vor unserem Haus geparkt hatten, um den Moment festzuhalten, in dem Luke mich in seiner Limousine abholen würde, störte Trina kein bisschen.
Wir trafen uns wie geplant an der riesigen Eiche im Vorgarten und bewunderten uns gegenseitig ausgiebig, wobei wir uns nicht davon irritieren ließen, dass um uns herum Kameras aufblitzten – und zwar nicht nur die unserer Eltern.
Trina hatte ihre Mutter dazu überredet, als Goth zum Ball gehen zu dürfen. Auf den schwarzen Lippenstift hatte sie verzichtet, dafür hatte sie aber schwarze Netzstrumpfhosen und schwarze, knöchelhohe Converse an. Ihr schwarzes Kleid war ziemlich transparent, sah aber ansonsten wie ein normales Abschlussballkleid aus… nur dass sie eine Korsage aus schwarzer Seide darüber gezogen hatte, die so stramm geschnürt war, dass ihr nicht gerade unüppiger Busen extrem hoch gedrückt wurde.
Ich fragte mich, wer bei ihrem Anblick zuerst einen Herzanfall kriegen würde – Steve oder Dr. Lewis.
»Echt unglaublich«, sagte ich, »dass du deine Mutter überreden konntest, dich so zum Ball zu lassen.«
»Und ich finde es unglaublich«, sagte Trina, »dass deine Mutter dich überreden konnte, so zum Ball zu gehen.«
»Spießiger geht’s nicht mehr«, sagte ich. »Ich weiß.«
»Trotzdem«, sagte Trina, »siehst du hübsch aus.«
»Du aber auch.« Und das stimmte. Ich war glücklicher denn je, dass wir wieder Freundinnen waren.
Noch bevor wir die Limousine sahen, hörten wir, dass sie im Anrollen war, weil sich die Fotografen, die ringsum auf den Bäumen hockten (in der Hoffnung, eine besonders gute Sicht darauf zu haben, wie Luke mir das obligatorische Sträußchen ansteckte), hysterisch zuriefen: »Da kommt er! Da kommt er!«
Und obwohl ich dem Ball nicht mit derselben Vorfreude entgegensah wie zum Beispiel Trina, spürte ich eine leichte Nervosität in mir aufsteigen. Wenn ich auch nicht mit meinem Herzallerliebsten zum Ball ging.
Aber, hey, immerhin ging ich zum Ball.
Die Limousine kam in Sicht. Es war derselbe lange schwarze Wagen, in dem ich damals mit Luke zu seinem Bungalow am See und anschließend nach Hause gefahren war. Trina drückte mir aufgeregt die Hand, als das Fahrzeug vor unserem Haus hielt und der Chauffeur ausstieg und um den Wagen herumging, um die Tür zu öffnen.
Jeder Fotograf, jeder Kameramensch und jedes Elternteil in unserer Nähe zückten die Kamera, um festzuhalten, wie Luke Striker der Limo entstieg (wie Lanzelot, als er sich von seinem Schimmel beugte, um Guinevere vor dem Scheiterhaufen zu retten, auf dem sie verbrannt werden sollte).
Nur dass der Typ, der aus der Limousine stieg, nicht Luke Striker war. Der junge Mann, der, eine Schachtel mit dem Anstecksträußchen in der Hand, ausstieg und den Fotografen zuwinkte, war…
Steve McKnight.
Ganz richtig. Steve McKnight, Trinas Freund und Ballpartner, in seinem Troubadour-Smoking (statt des Kummerbunds und der Fliege in Rot trug er allerdings beides in Schwarz).
Die Reporter seufzten – einige buhten sogar – und kletterten wieder in ihre Baumwipfel zurück.
Nur Trina war
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