Jenny heftig in Noeten

und sagte: »Beeil dich lieber, solange es nur diese dreißig oder vierzig Aasgeier sind.«
    Ich lachte. Allerdings ziemlich gezwungen.
    »Okay«, sagte ich. »Bis bald.«
    »Alles klar«, sagte er. »Wir sehen uns Montag.«
    Montag. Genau. Weil ich am Samstag mit Luke auf dem Ball war, wo Scott nicht hingehen würde. Also würden wir uns vor Montag nicht wiedersehen. Wieso aber hatte ich, nachdem mir das eingefallen war, die ganze Zeit das Gefühl, als hätte mir jemand bei lebendigem Leib das Herz aus der Brust gerissen?
    Das Gefühl war immer noch da, als abends das Telefon klingelte und Trina mich voll quatschte, sie würde jetzt doch mit Steve zum Frühlingsball gehen und ich müsse mir unbedingt ihr Kleid angucken – sie hatte ihre Mutter endlich dazu überreden können, ein schwarzes Kleid anziehen zu dürfen.
    »Aha«, war alles, was mir dazu einfiel.
    Trina schien sich über meine mangelnde Gesprächigkeit nicht zu wundern.
    »Und was ist mit Scott?«, fragte sie.
    Meine Brust schnürte sich zusammen. Sie hatte es also gemerkt.Trina hatte es gemerkt. Dass es möglicherweise sein könnte, dass ich in Scott verliebt war, meine ich. O nein, sie hatte es ge
    merkt.
    »Was meinst du?«, fragte ich nervös.
    »Na ja, das, was Geri erzählt hat. Weißt du inzwischen, wer das Mädchen ist, in das er verliebt sein soll?«
    Mein Herz machte einen Satz, woran ich merkte, dass es doch nicht herausgerissen worden war. »Mädchen? Welches Mädchen?«
    »Du weißt schon, dieses geheimnisvolle Mädchen, von dem Geri glaubt, dass Scott es liebt. Das hat sie dir doch auch erzählt.«
    Ja, sie hatte mir davon erzählt. Aber ich hatte versucht, es zu verdrängen. Weil ich nicht hören wollte, dass Scott in irgendein Mädchen verliebt war.
    Das nicht ich war.
    »Hey, weißt du was?«, sagte Trina. »Wäre es nicht lustig, wenn sich herausstellen würde, dass du das Mädchen bist, in das Scott verliebt ist?«
    »Haha.« Ich umklammerte das Telefon so fest, dass ich mich fast wunderte, dass es mir nicht aus der Hand flutschte und durchs Zimmer flog.
    »Im Ernst«, sagte Trina. »Immerhin fährt er dich jeden Tag nach Hause. Und ihr steht auf dieselben Bücher – du weißt schon, diese Weltuntergangsbücher. Wäre das nicht der Hammer, wenn du das Mädchen wärst, in das Scott heimlich verliebt ist?«
    »Scott ist nicht in mich verliebt«, sagte ich niedergeschlagen. Bis Montag dann , hatte er gesagt. So was sagt man nicht zu dem Mädchen, in das man verliebt ist.
    »Na ja, wahrscheinlich bist du es wirklich nicht«, sagte Trina. »Außerdem hast du ja Luke.«
    »Luke und ich sind nur…«
    »Bitte, Jen, ich weiß schon«, stöhnte Trina.
    Aber das wusste sie nicht. Das wusste keiner.
    Vielleicht am wenigsten ich selbst.
    Fragt Annie
    Stellt Annie eure drängendsten Fragen zum Thema zwischenmenschliche Beziehungen. Na los, traut euch! Der Clayton Highschool Register behält sich vor, Briefe an Annie abzudrucken, wobei Namen und E-Mail-Adressen der Ratsuchenden selbstverständlich vertraulich behandelt werden.
    Liebe Annie,
    ich lese deine Kolumne jede Woche und finde deine Ratschläge verantwortungslos. Der Schülerin, deren Stiefmutter sich einfach nur um ihre unsterbliche Seele sorgte, hast du geantwortet, sie solle sich keine Angst machen lassen… sie sei schon längst in der Hölle.
    Die Highschool ist nicht die Hölle. Man sagt sogar, die Schulzeit ist die schönste Zeit des Lebens. Und sie kann es auch für jeden Schüler sein, der regelmäßig in die Kirche geht und sich von Sex, Drogen, Alkohol und Rockmusik fern hält.
    Leute wie du, Annie, sind es, die aus der Highschool eine Hölle machen, indem sie zu hemmungslosem Sex auffordern und Satanismus praktizieren.
    Ein entsetzter Jugendlicher
    Lieber entsetzter Jugendlicher,
    wie kommst du darauf, dass ich Satan verehre? Du kennst mich doch gar nicht. In Sachen Drogen und Alkohol bin ich übrigens ganz deiner Meinung und was den hemmungslosen Sex angeht, auch. Jedenfalls sollte man dabei immer Kondome verwenden. Aber Rockmusik? Vergiss es, Alter. Rock rockt und daran wirst auch du nichts ändern.
    Annie

Sechzehn
    Es heißt, der wichtigste Tag im Leben einer Frau – nach dem ihrer Hochzeit – sei der ihres ersten richtigen Balls.
    Na ja, okay, die Geburt ihres ersten Kindes gehört vielleicht auch noch ganz oben auf diese Liste.
    Aber ihr wisst schon, was ich meine.
    Ich verbrachte meinen – den Tag meines ersten Balles, meine ich – mit den Dingen, die ein Mädchen an