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Jenny und der neue Vater

Jenny und der neue Vater

Titel: Jenny und der neue Vater Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anna Martach
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grollte der Donner, und über die dicke dunkle Wolkenwand zuckten Blitze. Jeder, der nicht unaufschiebbare Dinge zu tun hatte, beeilte sich nach Hause zu kommen, um vor dem Unwetter geschützt zu sein.
    Der erste schwere Donnerschlag erschütterte die Erde regelrecht, alles schien zu beben. Es war so dunkel geworden, dass das Licht angemacht werden musste.
    Dann zuckte ein greller Blitz herab, und gleich darauf folgte der nächste Donner. Und noch immer regnete es nicht. Die ganze Welt schien in erwartungsvoller Stille auf dem Fleck zu verharren – wartete auf den großen Knall, der unweigerlich kommen musste.
    Dann flammte der nächste Blitz auf, gleich darauf war ein grässliches Bersten zu hören, wie ein Sturmwind brauste es auf, und einer der großen uralten Bäume vor dem Haus, in dem Kirsten und Jenny lebten, stand plötzlich in hellem Feuer. Er spaltete sich durch die gewaltige Energie, die Trockenheit der letzten Wochen tat ein Übriges, um diese Katastrophe zu erleichtern. Mit hell auflodernden Flammen stürzte der Baum gegen das Haus, durchschlug alle Scheiben auf dieser Seite und setzte sofort die hölzernen Balkongeländer und die so schön rustikal aussehnenden Fensterklappen in Brand. Das Feuer wurde aber auch in die Wohnungen getragen, und im Nu stand alles in hellen Flammen.
    Jenny war gerade etwas eingeschlummert, froh darüber, nicht weiter an die brütende Schwüle denken zu müssen. Ein lauter Krach schreckte sie auf, gefolgt vom Klirren der Fensterscheiben.
    Das Mädchen schrie auf. Gleich darauf schien der ganze Raum in Flammen zu stehen und war von dichtem Rauch erfüllt, die Einrichtung fing sofort Feuer.
    Jenny verlor augenblicklich die Orientierung, auch deswegen, weil sich blinde Panik in ihr ausbreitete. Irgendwo kläffte Othello wild. Wäre Jenny diesem Geräusch gefolgt, hätte der Hund ihr den Weg nach draußen gezeigt, er spürte sofort, wie er seiner Herrin helfen konnte, doch sie reagierte nicht auf seine Zeichen. Sie stand ganz einfach in einer Ecke und wusste nicht mehr weiter.
    Das Knistern der Flammen klang bedrohlich, und sie fing an zu weinen und rief laut nach Kirsten.
     
    *
     
    Kirsten hingegen war im Geschäft immer unruhiger geworden, so als würde sie von einer Vorahnung geplagt. Doch sie schalt sich selbst, was sollte denn schon passieren?
    Björn beobachtete sie unauffällig. „Hat Jenny Angst bei Gewitter?“, erkundigte er sich dann mitfühlend.
    „Nein, eigentlich nicht. Und außerdem ist ja auch Frau Hoffmann in der Nähe, und Othello ist bei ihr“, erklärte sie.
    „Und trotzdem bist du unruhig?“, fragte er sanft und strich ihr eine Haarsträhne aus dem Gesicht.
    Kirsten lachte etwas nervös auf. „Ja, es ist einfach nur verrückt, ich weiß. Aber ich fürchte, ich kann nichts dagegen tun“, gestand sie.
    In diesem Augenblick kam ein ganzer Schwung Kunden herein, die vielleicht nur vor dem Unwetter hatten Schutz suchen wollen, doch sie boten für Kirsten eine hervorragende Abwechslung.
    Björn hingegen machte sich so seine Gedanken. Im Allgemeinen gab er nichts auf Vorahnungen, doch die Verbindung zwischen Kirsten und Jenny war sehr eng. Vielleicht war doch etwas daran. Er ging in sein Büro und holte den Schirm, den er dort für alle Fälle aufbewahrte, dann gab er einer Kollegin Bescheid, nicht Kirsten, die sich sonst vielleicht noch mehr Sorgen machen würde, und machte sich auf den kurzen Weg zum Haus, wo Jenny allein in ihrem Zimmer hockte. Er wollte sich einfach nur vergewissern, dass es ihr gut ging, dann konnte er sich später von Kirsten auslachen lassen.
    Er kam jedoch gerade zurecht, um den brennenden Baum in sein Haus stürzen zu sehen. Björn schrie entsetzt auf, doch bei ihm kam sofort die klare Überlegung wieder. Mit heftig zitternden Fingern holte er sein Handy aus der Jackentasche und drückte die Tasten für den Notruf bei der Feuerwehr. Dann stürmte er auf das Haus zu, nicht darauf achtend, dass die Funken, die aus dem Baum sprühten, ihm die haut verbrannten.
    Die Haustür lag auf der anderen Seite, und natürlich besaß er einen Schlüssel. Doch er war so aufgeregt, dass seiner Meinung nach Ewigkeiten vergingen, bis er das Schloss geöffnet hatte. Er stürmte die Treppe hoch bis in den ersten Stock und stand dann vor der Wohnungstür.
    „Jenny!“, brüllte er. „Jenny! Hörst du mich? Komm zur Tür!“
    Von drinnen hörte das Bellen des Hundes, das schließlich in ein verzweifeltes Fiepen überging. Und dann hörte er leises

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