Jenseits aller Vernunft
denen kamen rauhe Freier immer mal vor. Warum also sollte es ihm leid tun?
Weil sie Angst hatte vor dir, du Hundesohn. Du hast es doch gesehen. Ein kräftiger Wind konnte sie umwerfen, was für eine Chance hatte sie schon gegen deine Brutalität?
Nun, sie wollte es ja nicht anders.
Was, vergewaltigt werden?
Vielleicht nicht gerade. Aber sie hat rübergebracht, dass sie es wollte, indem sie dich immer wieder berührt hat, dir immer wieder einen Gefallen erwies und ihr Haar so trug, als käme sie gerade vom Liebeslager. Und wie steht es mit all den kleinen Einblicken, die sie dir gestattete?
Zufälle.
Ach ja?
Ja, glaube ich.
Hat dich Victoria je so beschäftigt? Dass du, wenn du sie nicht sehen, berühren, lieben konntest, zu verschmachten meintest?
Weiß ich nicht mehr.
Weißt du sehr wohl. Es war nie so. Du hast sie geliebt, aber sie hat nicht jeden deiner Gedanken verzehrt, und das ist es, was dir solche Schwierigkeiten macht, oder? Es war zehnmal besser mit dem Mädchen, als es je mit deiner Frau war. Mit egal welcher Frau. Und das wirst du nicht los!
Doch, das werde ich.
Bezweifle ich. Allein schon der Gedanke an sie macht dich hart.
Ja, ja, ja, es war verdammt gut, und ich will noch mal. Verflucht, was soll ich tun?
»Es ist doch prima, ab und zu mal von den ganzen Tölpeln wegzukommen«, sagte Scout.
»Mmh«, brummte Ross. Jetzt kümmerte sie sich um das Abendessen. Sie war über das Feuer gebeugt, und ihre Wangen vom Feuer gerötet. Er würde nach dem Waschen um den Wagen kommen und sie ansehen; sie würde ihre Lippen anfeuchten, wie sie es immer tat, wenn sie nervös war.
»Diese kleine Watkins macht mich wahnsinnig. Heißes Luder«, sagte Scout und riss sich ein Stück Kautabak ab. Er bot Ross auch etwas an, aber der schüttelte den Kopf. » Wisst Ihr, was sie gemacht hat?«
»Was?« sagte Ross, obwohl er keine Ahnung hatte, um was es
ging—
Herrgott noch mal, in Lydias Körper einzudringen war gewesen, als käme er zum ersten Mal in seinem Leben nach Hause. Er hatte eigentlich vorgehabt, sie hart und schnell und leidenschaftslos zu nehmen, doch als er erst in ihr war, ging das nicht mehr. Es war ihm so wohl gewesen. Hatte sie wirklich ihre Arme um seine Schultern gelegt, oder bildete er sich das nur ein?
Scout erzählte eine schlüpfrige Geschichte. »Also, ein paarmal hab’ ich den Hengst für sie gespielt, und jetzt redet sie von Hochzeit, Babys und so was.« Er kicherte. »Ich sag’ Euch was, die ist so schön eng. Habt Ihr die je gepimpert? Nee, natürlich nicht. Nicht, wo so’ne knackige Kleine jetzt jeden Abend auf Euch wartet, wie die, die Ihr geheiratet habt.«
Ross bewegte sich mit blitzartiger Geschwindigkeit. Er trat Scout mit beiden Absätzen in die Brust, so dass er nach hinten kippte. Noch bevor er sich erholt hatte, drehte Ross ihn auf den Bauch, drückte ihm das Knie ins Kreuz und riss ihm mit dem Arm unterm Kinn den Kopf nach hinten hoch. Scout hörte das tödliche Klicken einer entsicherten Pistole an seiner Schläfe. Wie der Mann die Waffe aus dem Halfter bekommen hatte, war ihm ein Rätsel.
»Habt Ihr sonst noch was über meine Frau zu sagen?« fragte Ross, und sein süßlicher Ton machte Scout noch mehr angst als seine Schnelligkeit.
»N.. .nein«, stotterte er. »Ich schwöre, dass ich nicht... auuu«, schrie er, als Ross mit dem Knie fester zudrückte. »Ehrenwort, ich wollte nichts Respektloses sagen.«
Ganz langsam ließ der eiserne Griff nach. Ross stand auf, sicherte seine Pistole und steckte sie zurück ins Halfter. »Ich glaube, jetzt habe ich doch Hunger«, sagte er mit stählerner Stimme.
Scout drehte sich vorsichtig um und sah, wie Ross sich gemächlich Bohnen auf einen Teller schöpfte. Scout hatte sowieso nie geglaubt, dass Coleman so war wie die anderen. Jetzt bestand Gewi ss heit: Hinter dem Kerl steckte garantiert noch mehr, und das würde sich, beim Tor zur Hölle, bestimmt bald herausstellen.
Mas Gesicht war hart wie Stein, als Bubba mit verträumtem Blick in den Lichtkegel des Feuers schwebte. Seine Füße schienen kaum den Boden zu berühren.
»Wo warst du, wenn ich fragen darf?« Mas dröhnende Stimme durchdrang seine überirdische Verfassung und zerrte ihn zurück in die Wirklichkeit.
»Äh...«
»Ich werd’ euch alle beide verprügeln«, sagte Ma und schüttelte eine Weidenrute vor seinem Gesicht. »Vor Stunden habe ich euch zum Holzholen geschickt und seitdem keine Spur mehr von euch geseh’n. Wo hast du dein’ nichtsnutzigen
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