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Jenseits aller Vernunft

Jenseits aller Vernunft

Titel: Jenseits aller Vernunft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Brown
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er keine Notiz mehr. Er lag nur schwer über ihr und dachte, dass das so ziemlich das Beste gewesen war, was einem passieren konnte und dass er es, sobald irgend möglich, wieder tun wollte. Und dann noch einmal. Er konnte es gar nicht erwarten, vor Luke damit anzugeben.
    Ross achtete kaum auf die Umgebung, während er neben Scout herritt. Der Mann war schweigsam und erinnerte ihn daran, wie er selbst vor ein paar Jahren gewesen war. Er mochte ihn nicht besonders, war aber einverstanden gewesen, ihn zu begleiten; auf diese Weise konnte er nachdenken, Lydia ausweichen und sich an die vergangene Nacht erinnern - wie gut sie gewesen war und wie sehr er die Frau schon wieder begehrte. Nur freiwillig. Nie wieder würde er sie mit Gewalt nehmen.
    Vergewaltigung. Himmel noch mal! Er hatte sich in seinem Leben schon zu einer Menge Gemeinheiten hinreißen lassen, aber einer Frau hatte er sich noch nie aufgezwungen. Menschen hatte er das Lebenslicht ausgeblasen - zu vielen. Er hatte kein schlechtes Gewissen beim Stehlen gehabt, hatte gelogen, betrogen. Trotzdem konnte er sich nicht erinnern, je solchen Abscheu vor sich selbst empfunden zu haben.
    »Sollen wir hier lagern?« fragte Scout.
    »In Ordnung«, sagte Ross und zügelte sein Pferd.
    »Ich hol’ Wasser, während Ihr Feuer macht. Kochen kann ich nich’ besonders. Wenn Ihr kocht, räume ich nachher auf.«
    Ross hob den schweren Sattel von Lucky und legte ihn auf den Boden. Methodisch ging er daran, ein Lager herzurichten, was er zu anderen Zeiten tausendmal gemacht hatte. Er erinnerte sich noch gut daran, wie er mit seinen Kumpels am Feuer gesessen und Überfälle geplant, jahrelang mit den übelsten Gesetzlosen zusammengelebt hatte. Aber in keiner Situation hatte er eine Frau angegriffen.
    Seine Eifersucht war mit ihm durchgegangen, als er sie mit Hill entdeckte; obwohl ihm sein gesunder Menschenverstand gesagt hatte, dass , selbst wenn Lydia so verrückt war, Hills Ehrenkodex es nie zulassen würde, einem anderen Mann die Frau wegzunehmen. Noch bevor Ross am Morgen fortritt, hatte er sich nach Hills Gesundheit erkundigt und Moses angeboten, ihm zu helfen, damit er sich mehr um seinen Herrn kümmern konnte. Winston hatte ihm durch Moses herzlich danken lassen.
    Aber bei Lydia konnte er sich nicht entschuldigen. Seine Scham hinderte ihn daran, ihr entgegenzutreten und ihr zu sagen, dass es ihm leid tat. Ihre Vergangenheit spielte keine Rolle mehr, jetzt war sie seine Frau und sozusagen die Mutter seines Sohnes. Sie hatte nein gesagt, und das scherte ihn einen Dreck! Er hatte sie haben müssen und hatte sie genommen wie ein Wilder.
    Es hatte sich wundervoll angefühlt, als er heute morgen neben ihr aufwachte. Aber dann war ihm die letzte Nacht wieder eingefallen. Als er die blauen Flecken an ihren Handgelenken und Armen sah, die sie hilflos vor ihren Brüsten kreuzte, als er die Reste seiner Vergewaltigung zusammen mit ihrem Blut getrocknet an ihren Schenkeln sah, war er sich wie ein gewissenloses Ungeheuer vorgekommen. Er hatte nicht einen Gedanken daran verschwendet, dass sie beinahe so empfindlich sein würde wie eine Jungfrau nach der Geburt ihres Kindes. Es wäre ein Wunder, wenn er sie nicht innerlich verletzt hätte. Er verfluchte sich selbst, während er in der Pfanne die Bohnen umrührte. Vielleicht hatte er ihr eine schwere Wunde beigebracht. Womöglich verblutete sie gerade in diesem Augenblick.
    »Riecht gut«, sagte Scout, hockte sich ans Feuer und go ss sich eine Tasse Kaffee ein.
    »Es ist fertig, wenn Ihr essen wollt.« Ross lehnte sich an einen Baum und starrte in den Sonnenuntergang. Als er fortgeritten war, hatte sie zwar mutlos ausgesehen, aber nicht krank. Hoffentlich hatte er nicht allzu großes Unheil verursacht.
    Es brauchte ihn nicht zu überraschen, dass sie wegschaute, als er mit ihr sprach. Er hatte nach einem winzigen Funken Vergebung in ihrem Blick gesucht. Auch ihren geringsten Widerspruch hätte er beherzigt, dass es jetzt noch zu früh sei, über Scheidung zu reden, wo sie doch erst ein paar Wochen verheiratet wären. Doch sie hatte nur seinen Blick erwidert mit jener Intensität, die wechseln konnte von loderndem Feuer bis zu entschlossener Unnachgiebigkeit. Ihre Verachtung für ihn war ganz offensichtlich gewesen.
    »E ss t Ihr nichts?« fragte Scout mit vollem Mund.
    Ross schüttelte den Kopf. »Ich habe grade keinen Hunger. Vielleicht später.«
    Was zum Teufel machte es schon, ob sie ihm vergab oder nicht? Sie war eine Hure, bei

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