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Jenseits aller Vernunft

Jenseits aller Vernunft

Titel: Jenseits aller Vernunft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Brown
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ihrer Haut schwankten, als wären sie lebendig. Er betrachtete sie lange und schweigend, und wäre nicht der Teller in ihren Händen gewesen, hätte sie sie zum Schutz vor seinem gefährlichen Blick vor ihre Brust gehalten.
    »Kleine Schlampe«, zischte er durch die zunehmende Dunkelheit. »Es ist mir völlig egal, was du warst oder wo du herkommst, aber solange du unter meinem Dach wohnst und meinen Sohn stillst, wirst du nicht irgendwelche Männer heiß machen.«
    Victoria wäre bei solchen Reden in Ohnmacht gefallen, Lydia nicht. Ihre Augen bekamen ein durchdringendes goldenes Leuchten, und ihr Haar schien vor Entrüstung zu knistern. Sie machte drei Schritte auf ihn zu, bis sie direkt von unten in sein Gesicht aufsah. Mit einer heftigen Bewegung drückte sie ihm den Tellerrand in die Rippen. Er hatte kaum Zeit, die Portion heißen Eintopf entgegenzunehmen, da trat sie schon wieder zurück und ließ dabei den Teller los.
    Dann drehte sie sich zornig um, so dass der Saum ihres Rockes über seine gestiefelten Schienbeine streifte: Ungeachtet des Schmerzes zwischen ihren Beinen stieg sie mit Schwung in den Wagen und ri ss heftig die Segeltuchklappe hinter sich zu.
    Ross fluchte, rieb sich abwesend die Rippen, ließ sich auf den Hocker sinken und begann, sich den Eintopf löffelweise in den Mund zu schieben. Er schmeckte nichts, kaute kaum, nagte aber mit jedem Bissen weiter an seinem Grimm, wie ein Tier an seiner wunden Pfote.
    »Verdammtes Weib«, sagte er, als er den Teller wegstellte und sich Kaffee eingo ss . Was hatte sie vor in diesem engen Kleid, außer mit diesem blasierten Schnösel Hill zu flirten? Morgen würde er sie rauswerfen. Er würde schon einen Weg finden, Lee zu versorgen. Vielleicht konnte er die Frau mit den Zwillingen dazu kriegen, ihre Kinder zu entwöhnen und dafür Lees Amme zu werden. Und er würde dieses Miststück loswerden, selbst wenn er seinem Sohn dann Kuhmilch in den Magen pumpen mü ss te.
    »Sieht ganz so aus, als wenn Ihr nicht so klug wärt, wie’s den Anschein hat.« Mas Stimme ertönte aus der Dunkelheit und drang mitten in seine Erbitterung. Sie trat mit einem Geschirrtuch über der Schulter ins Licht des Feuers. Ihre Hände waren rot vom Scheuern der Töpfe und Kessel. »Seid Ihr fertig?« Sie deutete auf seinen schmutzigen Teller.
    Er nickte und trank noch einen Schluck Kaffee. Ma go ss Wasser über seinen Teller und wischte ihn mit ihrem Tuch ab. »Den Eintopf heben wir also für morgen auf, weil ja nur einer von Euch gegessen hat.«
    Unbehaglich rutschte er auf seinem Hocker zur Seite. »Tja«, fuhr die Frau fort. »Wirklich ein Jammer, dass ich Euch überschätzt habe.«
    Ross ließ ein ärgerliches »Pfff« hören, ging dann aber doch auf die Herausforderung ein. »Wieso?«
    Damit bekam Ma das Signal, das sie brauchte. »Gott hat Euch nach dem Tod Eurer Frau mit einer Amme gesegnet. Lee wäre inzwischen schon seit Tagen tot ohne Lydia, der gegenüber Ihr nicht die Spur von Mitgefühl oder Freundlichkeit zeigt.«
    »Mitgefühl!« schnaubte Ross, sprang auf und tigerte vor dem Feuer hin und her wie eine Bestie im Käfig. Jeder in diesem Wagenzug war sich ständig bewu ss t, wie wenig Privatsphäre man hier hatte. Er sprach deutlich leiser weiter. »Freundlichkeit? Sie hat sich schamlos vor allen Männern präsentiert. In diesem unanständigen Kleid, aus dem...« Er stockte und fuhr dann heiser fort: »Na, präsentiert hat sie sich eben.«
    »Falls Ihr damit Mr. Hill meint, die Sache habe ich selbst gesehen. Er hat sie angesprochen, nicht umgekehrt. Und sie sah aus wie ein in die Enge getriebenes Kaninchen, als sie ihn auch nur ansehen muss te.«
    Ross bi ss sich auf die Zipfel seines Schnurrbarts, während er wütend ums Feuer stampfte.
    »Und was das Kleid betrifft, wir hatten kein anderes, das sie hätte anziehen können. Das, das sie anhatte, als die Jungen sie fanden, war völlig zerrissen.«
    »Schlimmer als das, das sie jetzt trägt, kann es wohl kaum gewesen sein. Es spannt ja in jeder Naht.«
    Mas Mund zuckte, weil sie beinahe losgeprustet hätte, aber es war zu dunkel, als dass Mr. Coleman ihr wissendes Lächeln hätte erkennen können. »Sie ist eine Schlampe, und ich will sie nicht in meiner oder Lees Nähe haben.«
    Jetzt schlug es aber dreizehn! Sie packte seinen Arm und ri ss ihn herum, was bei ihrer Größe kein Kunststück war. »Wie könnt Ihr nur so etwas behaupten? Hört doch mal, wie sie redet! Sie spricht, als käme sie aus der Stadt. Und habt Ihr

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