Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Jenseits aller Vernunft

Jenseits aller Vernunft

Titel: Jenseits aller Vernunft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Brown
Vom Netzwerk:
sagen, dass sie das schon öfter getan hat?«
    Er zuckte verächtlich mit den Schultern. »Klar. Dauernd.«
    »Nun, noch mehr bekommt sie nicht von dir zu sehen. Du bist ein verheirateter Mann. Du wirst dich fortan im Wagen waschen.«
    Mit einem Schritt stand er vor ihr, so dass sie den Kopf heben muss te, um zu ihm aufzusehen. »Den Teufel werde ich tun«, knurrte er. »Durch die Ehe bekommst du kein Besitzrecht an mir. Ich werde weiterhin tun, was mir vernünftig erscheint, und du hast dazu nicht das geringste zu sagen.«
    »Dazu habe ich durchaus etwas zu sagen«, zischte sie zurück. »Ich bin deine Frau.«
    »Meine Frau ist tot.«
    Schon im selben Augenblick bereute er diese Worte. Lydia wankte zurück, als hätte er sie in der Tat geschlagen, und er muss te den Impuls unterdrücken, sie an sich zu ziehen.
    Er hatte diese ha ss erfüllten Worte herausgeschleudert, weil sie ihm den ganzen Tag durch den Kopf gegangen waren. Seit er gestern Lydia gekü ss t hatte, führte er stumme Unterredungen mit Victoria, in denen er sich dafür entschuldigte, eine andere Frau so sehr zu begehren, dass es ihn schwach machte.
    Doch er fühlte sich schuldig und sündig, was ihn allerdings nicht davon abhielt, das in seine Arme zu wünschen, was sowieso nach dem Gesetz ihm gehörte. Sein Gewissen beutelte ihn. Und obwohl er sich vom verbrecherischen Leben losgesagt hatte, war ihm diese Regung immer noch neu. Irgend jemanden muss te er also für den moralischen Krieg in seinem Inneren verantwortlich machen, da kam Lydia gerade recht.
    Aus lauter Zorn und Schmerz traten Lydia die Tränen in die Augen. »O ja, du wirst mich nie vergessen lassen, dass ich der seligen Victoria nicht das Wasser reichen kann, nicht wahr?«
    Bubba Langston witterte dicke Luft. Die beiden sahen aus wie vor Hunger wildgewordene Tiere, die sich gegen unsichtbare Ketten auflehnten, um einander zu zerfleischen. Er wusste , dass er zur Unzeit kam, aber man hatte ihn geschickt, um Ross zu holen. Also schluckte er seine Bestürzung hinunter und sagte ein wenig zu laut: »Äh, Ross?«
    Der dunkle Kopf des Mannes fuhr herum, und ein scharfer grüner Blick traf Bubba. »Ja?«
    Bubba zuckte zusammen, weil Ross ihn so böse anstarrte. »Sie haben mich zu dir geschickt«, sagte er eilig. »Da ist ein Wagen mit ... Damen ... oder so ähnlich.«
    Luke, der hinter ihm hergeschlendert war, ließ ein deutliches Schnauben hören, und Bubba drehte sich ungnädig zu ihm um.
    »Sie sind unten beim Flu ss steckengeblieben. Mr. Grayson lä ss t dich bitten, ob du kommen und helfen kannst.«
    Ross warf Lydia einen strafenden Abschiedsblick zu, dann nahm er seinen Hut und ließ sich von Bubba den Weg zeigen.
    Lydia sah hinter ihm her und schnappte sich den armen unschuldigen Lee, nur um seinen kleinen Körper zum Trost an sich drücken zu können. Dann sank sie auf einen Hocker und starrte mit leerem Blick ins Feuer.
    Eine Stunde verging. Die meisten anderen richteten schon ihr Nachtlager her. Lydia fiel auf, dass die Leute ihr aus dem Weg gingen und scheue Blicke in ihre Richtung warfen. Sie aß Ross zum Trotz zu Abend, obwohl sie keinen Hunger hatte. Lee war müde, und nachdem sie ihn so lange wie möglich aus Bedürfnis nach Gesellschaft bei sich behalten hatte, legte sie ihn schließlich doch in seine »Wiege«.
    In dem Moment, als sie aus dem Wagen trat, erschien Ma mit verbissener Miene wie ein Indianerhäuptling auf dem Kriegspfad. »Ihr solltet besser mal nach Eurem Mann sehen«, giftete sie und gab Lydia einen Schubs.
    »Aber...«
    »Marsch. Der Wagen mit den Dirnen ist unten am Flu ss .«
    »Dirnen?«
    »Ja, Dirnen.« Ma war kurz davor, vor Ungeduld zu schreien. »Marsch jetzt! Ich bleibe bei Lee.«
    Lydia durchquerte bangend das Lager. Jedermann sah sie an, als wü ss te er etwas Tragisches, wollte aber nicht derjenige sein, der es ihr beibrachte.
    Der Wagen am Flu ss sah völlig anders aus als jeder andere, den Lydia kannte. Bunte, auf die Seiten gemalte Girlanden aus Rosen, Herzen und Tauben schmückten ihn. Die Räder waren rot und trugen weiße Herzen auf den Naben. Selbst die Plane wirkte frivol, weil überall Unterwäsche daran hing. Lydia hatte noch nie Kleidungsstücke aus so viel Spitze und durchsichtigem Stoff gesehen, bei einigen konnte sie sich nicht einmal vorstellen, wozu sie gut sein mochten.
    Ross saß auf Lucky, ein Bein um den Sattelknauf gelegt. Er lehnte sich lässig nach vorn, rauchte mit nach hinten geschobenem Hut eine Zigarre und ließ seine

Weitere Kostenlose Bücher