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Jenseits aller Vernunft

Jenseits aller Vernunft

Titel: Jenseits aller Vernunft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Brown
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Angst.
    »Winston, sagt mir, was ich tun soll.«
    »Meine Medizin«, stammelte er.
    Ihr Blick suchte Ross, doch der stand bei den Männern beim Bierfa ss , und es wäre zu schwierig gewesen, ihn loszueisen. Sie wollte Winston nicht so lange allein lassen, zupfte daher an seinem Ärmel. »Wo ist die Medizin, Winston?«
    »Wagen«, brach seine Stimme.
    »Kommt«, sagte sic und entschlo ss sich, lieber selbst für ihn zu sorgen, als jemand anderen zu holen. Also legte sie einen Arm um ihn und schleppte ihn vom Festplatz. »Wo ist Euer Wagen?« fragte sie.
    Schwach hob er einen Arm und sie stolperten quer durchs Lager. »Es tut mir leid, Lydia«, wiederholte er in einem fort.
    »Seid still, sonst fangt Ihr wieder an zu husten.«
    »Ich hasse mich wegen des Hustens.«
    »Ihr könnt ja nichts dafür.« Als sie den Wagen erreicht hatten, fragte sie: »Schafft Ihr die Stufen?«
    Er nickte und zog sich mit letzter Willenskraft hinauf, atmete zwischendurch pfeifend und hustete. Schließlich war es ihm gelungen, und Lydia spähte hinein, während er zu seinem Schlafplatz kroch. Schwer ließ er sich fallen und rollte, vom nächsten Anfall erfa ss t, auf den Rücken.
    Lydia, deren Augen sich an die Dunkelheit gewöhnt hatten, entdeckte eine Laterne und machte Licht. »Wo ist die Medizin?« fragte sie leise, während er mit zusammenfallenden Lungen nach Luft schnappte.
    Er wies auf einen Holzkasten. Lydia brachte ihn zu ihm, öffnete den Deckel und ließ sich von ihm zeigen, welche der Tinkturen er brauchte.
    Sie schraubte die Flasche auf, hob mit einer Hand seinen Kopf und drückte die dunkelbraune Öffnung an seine Lippen. Er trank mühsam ein paar Schlucke.
    »Vielen Dank, Lydia.«
    »Geht es Euch schon besser?« fragte sie mit besorgtem Blick.
    Feine Haarsträhnchen umgaben ihr Gesicht wie Lichtstrahlen. Ihre Haut glänzte von der Anstrengung. Der Duft ihres Kölnischwassers durchdrang das Innere des Wagens, der recht herb wirkte. Sie hatte keine Ahnung, wie schön sie dem kranken Mann erschien, der in diesem Augenblick alles dafür gegeben hätte, stark und gesund zu sein.
    »Es geht mir schon besser«, sagte er und wünschte, sie blickte ihn aus Leidenschaft und nicht aus Mitleid so an.
    » Lass t mich Euch beim Ausziehen helfen!« Sie begann, seine Krawatte zu lösen und mit entschiedenen Bewegungen seine Weste und sein Hemd zu öffnen.
    Winston griff nach ihren Händen. »Das kann Moses tun, wenn er zurückkehrt. Geht zurück zum Fest. Ich komme schon zurecht.«
    »Soll ich gehen und ihn holen?«
    Er schüttelte den Kopf auf dem Kopfkissen aus feinem Leinen. »Wenn ihm auffällt, dass ich nicht mehr tanze, wird er gleich hier sein.« Er hielt ihre Hand fester. »Vielen Dank, Lydia.«
    »Das war doch nicht der Rede wert.« Aus einem mütterlichen Instinkt heraus strich sie die feuchten Locken von seiner Stirn. Gleichzeitig hob Winston ihre andere Hand an seine Lippen und kü ss te sie sanft.
    Ross stürzte in den Wageneingang wie ein plündernder Vandale, ragte drohend in der auseinandergehaltenen Plane auf. Erschreckt sah sich Lydia um, doch Ross hatte schon gesehen, was er für eine zärtliche Liebesszene hielt.
    Lydia schrak vor ihm zurück. Er trug kein Halstuch und keine Weste mehr, und einige seiner Hemdknöpfe standen offen, so dass die Beweglichkeit seiner Brustmuskeln zu erkennen war. Die grünen Augen in dem zerfurchten Gesicht schienen sie zu durchbohren. Sein Haar umrahmte in wilden Zotteln seine markante Stirn. Der Mund unter dem Schnurrbart bildete einen harten Strich. Er stand breitbeinig da, und die Muskeln in seinen Oberschenkeln spannten die enge schwarze Hose.
    Selbst die tapferste Persönlichkeit würde in einer solchen Situation Angst bekommen, denn sein Ausdruck schien eine Katastrophe für jeden zu verheißen, den er für seinen Feind hielt.
    »Ross?« krächzte Lydia
    »Eine rührende Szene«, fauchte er.
    Winston setzte röchelnd an: » Lass t mich...«
    »Er ist krank. Ich habe dich gesucht. Beinahe wäre er erstickt...«
    »Du bist meine Frau«, knurrte er und machte zwei lange Schritte auf sie zu. Er schlo ss seine Finger um ihren Oberarm und riss sie hoch. »Ich wollte das nicht und will es immer noch nicht. Aber solange du meine Frau bist, verdammt noch mal, wirst du dich auch so benehmen.«
    »Ross, bitte hört mir zu«, flehte Winston mit dünner Stimme. Er wollte auf keinen Fall, dass Lydia Schwierigkeiten bekam, weil sie nett zu ihm gewesen war. »Die Umstände sind mi ss verständlich. Es

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