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Jenseits der Alpen - Kriminalroman

Jenseits der Alpen - Kriminalroman

Titel: Jenseits der Alpen - Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: emons Verlag
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Mann, hat im Grappa nachgefragt. Das ist die Bar, in der das Ehepaar gewöhnlich verkehrte. Und als wir Ihre Anfrage erhalten haben, trafen wir dort auf die Nachricht, dass Selma Ruspanti im neuen Jahr nicht mehr gesehen wurde.« Er räusperte sich. »Was ungewöhnlich ist.«
    Die Ispettora ergänzte: »Aber eine Vermisstenmeldung gibt es nicht. Sonst wäre sie ihren Behördenweg gegangen und hätte uns irgendwann erreicht.«
    Über ihnen zogen zwei Möwen laut kreischend hinweg, Ottakring drängte auf Aufbruch. Der Commissario sprach gestenreich mit der Bedienung und verabschiedete sich.
    »Wichtige Dienstgeschäfte«, übersetzte Agnes.
    Wenig später standen sie mit der Ispettora vor dem Haus am Ende des Corso Umberto, in dem Nunzio Ruspanti wohnte. Es war ein in freundlichem Gelb gestrichenes zweistöckiges Sechs-Familien-Haus mit einem Dach im Toskana-Stil.
    Ottakring klingelte, niemand antwortete.
    Die Polizistin in ihrer schicken Uniform drückte mehrere Klingeln. Sie ging ins Haus und kam kurz darauf zurück. »Der Ehemann ist noch zur Arbeit«, erklärte sie.
    »Die Bar Grappa , wo ist die?«, fragte Ottakring.
    Veilchen streckte den Arm aus. »Vielleicht zweihundert Meter von hier. Die Bar liegt gleich um die Ecke von unserem Kommissariat. Die gesamte Inspektion ist dort zu Hause. Wollen Sie etwas trinken?«
    Sie überquerten die Straße, wichen dabei mehreren Autos aus und kamen schließlich zu einem kleinen kopfsteingepflasterten Platz mit einer zierlichen Kirche.
    »Dort drüben in der Ecke ist das Grappa .« Veilchen musste schreien, um den Verkehrslärm zu übertönen.
    Die Eingangstür stand offen, mehrere Tische waren besetzt. An jedem Tisch wurde geraucht.
    »Wir wollen die Bedienung sprechen. Ist sie die Inhaberin?«
    Die Polizistin schob die Dienstmütze aus der Stirn und nickte flüchtig. »Ja, ihr gehört das Café. Seit vielen Jahren. Sie heißt Francesca.«
    Ottakring trat zur Seite und ließ Francesca vorbei. Sie war um die fünfunddreißig, hatte ein hübsches Puppengesicht und ein volles Tablett auf dem Arm. Er folgte ihr, nahm ihr das Tablett ab und platzierte es auf einem leeren Tisch. Ihren offenen Mund bedeckte er mit der flachen Hand.
    »Selma Ruspanti?«, fragte er. »Kennen Sie?«
    »Conoscete Selma?« , sprang ihm Agnes bei.
    Feuer stand in den Augen der Hübschen. Sie machte sich los und schlug Ottakring mit kräftigem Schwung ansatzlos den Handrücken ins Gesicht.
    Lautes Klatschen und »Bravo, bravo«-Rufe von den umliegenden Tischen.
    Ottakring war verblüfft. Seine Wange schmerzte. Doch er tat, als sei nichts gewesen. Die Ohrfeige sollte wohl die Revanche für seinen Zugriff sein.
    »Selma Ruspanti?«, fragte er noch einmal. »Kennen Sie?«
    Er drehte den auf dem Tresen stehenden Essig-und-Öl-Spender um hundertachtzig Grad. Dann drehte er ihn wieder zurück.
    »Conoscete Selma? «, wiederholte Agnes.
    Augenblicklich leuchteten die Augen auf. »Selma, si . Haben Sie Nachricht von ihr? Sie ist seit Langem verschwunden. Kein Mensch weiß, wo sie sich aufhält.«
    »War Selma Ihre Freundin?«, fragte er.
    » Si si . Schon lange. Sie hat früher hier gearbeitet.«
    Ottakring wurde die Sache zu heiß, um öffentlich dargestellt zu werden. Er fasste die Frau übertrieben sanft am Arm und zog sie mit in die kleine Küche, die sich hinter dem Tresen befand. Agnes folgte, Veilchen hielt vor dem Tresen Wache.
    »Wann haben Sie Ihre Freundin zum letzten Mal gesehen?«
    Sie legte einen Finger an die Nase. Niedlich, fand Ottakring.
    »Ich glaube, es war an capo d’anno , an Neujahr.« Der Zeigefinger fuhr hinters Ohr. »Nein, warten Sie. Es war an San Silvestro gewesen. Nein, stimmt nicht. Silvester war ein Freitag. Dann war sie am Mittwoch oder Donnerstag hier. Sie wollte telefonieren.« Sie deutete auf das Wandtelefon in Reichweite rechts von ihr.
    Im Café war es still geworden. Als ob die Gäste sich bemühten, dem Gespräch zu lauschen. Nur vereinzeltes heiseres Husten.
    Ottakring rückte Francesca auf den Leib. Sein Gesicht war nur eine Handbreit von ihrem entfernt, als er fragte: »Wissen Sie, mit wem sie telefoniert hat? Und wenn ja, würden Sie es mir bitte verraten?«
    Wieder dieses aussagekräftige Spiel mit dem Zeigefinger. »Ja, sie hat mit ihrer Schwester telefoniert.«
    Ottakring winkte die Polizistin zu sich. Sie hatte sich vor der Klappe postiert, die zu der kleinen Küche führte. »Hören Sie bitte zu.« Und wieder zu der Chefin gewandt: »Würden Sie mir möglicherweise

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