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Jenseits der Eisenberge (German Edition)

Jenseits der Eisenberge (German Edition)

Titel: Jenseits der Eisenberge (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Gernt
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hellblauen und braunen Roben. Die Priester.
    Einen kurzen Moment lang sah Lamár die besorgten Gesichter von Arkin, Tiko, Orchym und Irla, die verächtlichen Mienen von Pocil und seinen Leuten. Sie alle standen ein ganzes Stück hinter dem Ring, den die Priester um ihn bildeten.
    Priester.
    Bilder blitzten vor seinen Augen auf, Erinnerungen. Düstere Steinwände. Fackeln. Priester, die sich um ihn scharrten, und Schmerz, solch grauenhafte Qualen …
    „Sieh uns an!“, rief eine Priesterin. Sie sagte ein Wort in einer fremden Sprache. Lamár verstand es nicht, doch es ließ etwas in seinem Kopf explodieren. Er hörte sich selbst schreien, bis seine Stimme brach; dann versank er in Finsternis.
     
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    „Der Bann ist intakt“, flüsterte Raolv zufrieden, und seine Brüder und Schwestern nickten. Der Geweihte drehte Kirian fürsorglich auf die Seite, damit er nicht erstickte, sollte er sich erbrechen. Er ließ sich von einer Priesterin helfen, ihm den Kopf auf eine Decke zu betten, die einer der Sklavenjungen gebracht hatte.
    „Er ist sehr stark, sonst hätte er schon lange den Verstand verlieren müssen, so, wie er gegen den Bann ankämpft“, murmelte Anjala nachdenklich. Die Priester unterhielten sich in der Hochsprache, aus der sich die meisten der heutigen Sprachen entwickelt hatten. Nur noch die Geweihten und einige wenige Gelehrte beherrschten sie, darum konnten sie sicher sein, dass niemand ihr Gespräch verstand.
    „Er ist besessen, oder?“, fragte Pocil mit weit aufgerissenen Augen. „Die Schattenfresser haben ihn sich geholt, ja? Sonst hätte der nicht so gebrüllt bei eurem Anblick.“
    Raolv lächelte duldsam. Er verachtete Sklavenaufseher, doch Pocil war besser als viele andere, und Raolvs Stand als Geweihter zwang ihn, jeden Menschen respektvoll zu behandeln.
    „Sei unbesorgt, kein Dämon hat die Seele dieses armen Mannes geraubt“, sagte er bedächtig. „Er ist auch nicht krank oder wahnsinnig. Er wurde von den Göttern berührt, eine Gnade, die für den Geist eines Sterblichen unerträglich ist. Aus diesem Grund hat er vergessen, wer er vor dieser Berührung war. Aber die Erinnerungen können zurückkehren.“
    In einer Mischung aus ehrfürchtigem Staunen und Unglauben starrte Pocil auf Kirian nieder, der noch immer bewusstlos dalag wie eine zerbrochene Lumpenpuppe.
    „Sollen wir ihn also aus den Minenschächten rauslassen?“, fragte er schließlich.
    „Nein, es ist gut für ihn, wenn er die Nähe der Erdmutter spüren kann“, erwiderte Anjala.
    „Aber auch unter freiem Himmel ist er gut aufgehoben“, setzte Raolv nach und erhob sich.
    „Lasst ihn hier im Schatten des Baumes ruhen, es wird noch einige Stunden dauern, bis er wieder zu sich kommt. Setzt ihm nicht zu, er wird sich schon bald erholt haben.“
    „Soll einer bei ihm bleiben?“
    Raolv musterte den Sklaven, der diese Frage gestellt hatte. Arkin hieß er wohl. Dieser Mann war an Jahren nur wenig älter als Kirian, vielleicht Anfang fünfzig. Doch während der einstige Fürstensohn noch die Kraft und Jugend eines kaum Dreißigjährigen besaß und auch so aussah, war Arkin ein Greis, von zu harter Arbeit und Eisenstaub lange vor seiner Zeit gealtert.
    „Ja, einer sollte bei ihm wachen, er könnte sich selbst verletzen, wenn er nicht richtig zu Sinnen kommt.“
    „Tiko!“, sagte der Alte, und der Junge, der die Decke gebracht hatte, hockte sich neben Kirian nieder. Raolv nickte zufrieden, er sah die Sorge, die den jungen Sklaven umtrieb.
    „Stefár von Lichterfels war ein Mann von einnehmendem Wesen. Das hat sich nicht geändert, als er zum Sheruk wurde, und auch als Sklave ohne Vergangenheit ist es dabei geblieben“, sagte Anjala lächelnd. „Genau aus diesem Grund ist er gefährlich.“
    „Der junge Corlin muss sich beeilen, wenn er ihn noch retten will“, murmelte Raolv.
    „Wir werden für beide beten.“
    Raolv nickte. Dann konzentrierte er sich auf den Götterdienst, den er jetzt leiten musste. Eine Aufgabe, die er sehr liebte, denn sie schenkte den Sklaven Hoffnung und Freude. Etwas, das er selbst schon vor vielen Jahren verloren hatte.

11.
     
    Elyne konnte es kaum glauben, als sie die Weidenburg vor sich aufragen sah. Obwohl die Entfernung zwischen Purna und Weidenburg so gering war, hatte es geradezu ewig gedauert, hierher zu gelangen – erst hatten die Truppen aus Corlin sich verspätet, was allerdings nicht an Fürst Erebos liegen konnte, denn der schäumte selbst vor Wut darüber. Dann waren die

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